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Würzburg
Neuer Stammtisch für Tolkien-Fans: Was fünf Würzburger und Würzburgerinnen an dem Autor und seiner Welt fasziniert
"Zum Grünen Boxbeutel" heißt der Tolkien-Stammtisch, der sich in Würzburg gegründet hat. Wer sind seine Mitglieder, warum tauchen sie so gern in die Fantasiewelten des britischen Autors ab?
Die Figuren aus den Geschichten Tolkiens faszinieren Jung und Alt (Szene aus der Verfilmung der Hobbit-Trilogie).
Foto: Warner Bros | Die Figuren aus den Geschichten Tolkiens faszinieren Jung und Alt (Szene aus der Verfilmung der Hobbit-Trilogie).
Lydia Leben
 |  aktualisiert: 27.05.2024 02:51 Uhr

"Ohne Tolkien kein Fantasy", lautet das Motto der Deutschen Tolkien Gesellschaft. Im Dezember letzten Jahres haben drei Würzburger auch in der Domstadt einen Stammtisch dieser Gesellschaft ins Leben gerufen. Hier treffen sich einmal im Monat Tolkien-Begeisterte, um sich über den britischen Autor und Philologen J.R.R. Tolkien auszutauschen. Ein Satz aus einer Sage in altenglischer Sprache – und der Gedanke "wie würde eine Welt aussehen,  in der diese Sprache funktioniert?" – hätten Tolkien dazu bewegt, seine Werke zu schreiben, sagt Thomas Ortlepp, Vorsitzender des Würzburger Stammtischs. Was fasziniert die Mitglieder am Autor und seiner Welt? Fünf Tolkien-Fans erzählen:

Daniel Beins, 30

Daniel Beins
Foto: Silvia Gralla | Daniel Beins

"Mich begeistert die Tiefe von Tolkiens Geschichten und dessen Charakteren. Tolkien war gut darin, Charaktere zu schreiben. Seine Figuren sind gründlich ausgearbeitet und haben nachvollziehbare Beweggründe für ihr Handeln. Wenn man sich in die Welt von Tolkien einliest, stellt man plötzlich fest, dass er für einen Nebencharakter, der in einem Film kurz auftaucht, einen ganzen Stammbaum geschaffen hat, der 300 Jahre in die Vergangenheit des Charakters zurückreicht. Oder man merkt, dass jeder Name, der in den Geschichten vorkommt, noch eine tieferliegende Bedeutung hat. Da steckt viel Herzblut drin und ich denke, deswegen kann man sich so gut in den Geschichten verlieren.

Fantasy kann in mancher Hinsicht aber auch sehr einfach sein. Zum Beispiel gibt es bei Tolkien – anders als in der Realität – ein ganz klares Gut-gegen-Böse. Die wahnsinnigsten Geschichten schreibt das echte Leben. Fantasy-Geschichten sind da oft viel zahmer und bieten die Möglichkeit, alles ein bisschen simpler zu sehen."

Daniela Kessner-Beierlein, 33

Daniela Kessner-Beierlein
Foto: Silvia Gralla | Daniela Kessner-Beierlein

"Die Geschichten und die Charaktere in der Tolkien-Welt sind vielfältig. Wenn man die Bücher liest, kann man sich zurückziehen in die bunten, schönen Landschaften der Hobbits, man kann sich aber auch in die Schlachten vertiefen. Es gibt traurige Geschichten, tiefgründige Geschichten, lustige Geschichten – da findet jeder etwas für sich. Im Vergleich zu anderen Fantasy-Geschichten sind die Werke von Tolkien zeitloser. Sie können dich durch alle Lebensphasen begleiten, weil die verschiedenen Werke unterschiedlich anspruchsvoll sind.

Auch in der Fangemeinde gibt es ganz verschiedene Menschen. Du hast Leute, die sich für Geschichte interessieren, Leute die sich für Sprachen interessieren, Leute, die es lieben, in einen Charakter einzutauchen... Du hast die richtigen Hardcore-Nerds, die von dem Seitenast jeder Nebengeschichte die Nebenfiguren kennen – und Fans, die das nicht machen oder nur die Filme geguckt haben. Das ist das Schöne an der Welt: dass für jeden Platz ist. Und alle können sich ganz entspannt miteinander austauschen, jeder lernt von jedem. Die Liebe, die Leute in die Fangemeinde stecken, finde ich besonders."

Carmen Karl, 35

Carmen Karl
Foto: Silvia Gralla | Carmen Karl

"Ich liebe das, einfach mal abzutauchen in eine andere Welt. Alles zu vergessen und woanders zu sein, für eine Zeit lang. Es gibt zu Tolkien und der Welt, die er erschaffen hat, unglaublich viel Material, das richtig spannend ist und in dem man total versinken kann. Am  besten gefällt mir die Vorgeschichte zu Hobbit und zu Herr der Ringe – das Silmarillion, eine Sammlung unvollendeter Werke Tolkiens. Das beginnt ganz am Anfang, mit der Entstehung der Welt.

Das erste Mal von Tolkien gehört habe ich mit zwölf, da habe ich mit meiner Tante im Kino den ersten "Herr der Ringe"-Film geguckt. Das hat mich total gepackt. Zu Weihnachten habe ich dann die "Herr der Ringe"-Bücher geschenkt bekommen und alle gelesen. Bei dem Silmarillion geben viele Leute auf, weil es darin so viele Namen und verschiedene Charaktere gibt. Ich habe mir Stammbäume gemalt, um einen guten Überblick zu behalten. Tolkien hat außerdem viele schöne Geschichten, vor allem für Kinder geschrieben, die nichts mit dem Hobbit und Herr der Ringe zu tun haben. Auch aus ihnen kann man viel über den Autor und seine Ansichten lernen."

Thomas Ortlepp, 45

Thomas Ortlepp, Vorsitzender des Würzburger Stammtisch der Deutschen Tolkien Gesellschaft
Foto: Silvia Gralla | Thomas Ortlepp, Vorsitzender des Würzburger Stammtisch der Deutschen Tolkien Gesellschaft

"Ich finde das Umfassende und Tiefergehende in Tolkiens Werken besonders. Man kann davon ausgehen, dass hinter jedem Satz in den Büchern noch etwas versteckt ist. Tolkien gibt sich nicht mit einfachen Dingen zufrieden. Er hat den Anspruch, dass in den Geschichten alles stimmig ist, bis ins Detail. Bei den Elben hat er tonnenweise Tabellen erstellt und Berechnungen gemacht, um deren Bevölkerungswachstum realistisch darstellen zu können. Dass er in der damaligen Zeit, nur mit der Schreibmaschine, so ein umfassendes Universum schaffen konnte, fasziniert mich.

Ich lese gerne und freue mich, in den Büchern Tolkiens auf Entdeckungsreise zu gehen und von der Story mitgerissen zu werden. Die Auseinandersetzung mit Tolkien und seiner Welt ist für mich eine positive Form, Zeit zu verbringen. Ich würde allen Leuten empfehlen: 'Lest mehr Tolkien!'"

Andreas Caspani, 23

Andreas Caspari
Foto: Silvia Gralla | Andreas Caspari

"Mich haben Legenden schon immer fasziniert. Auch in Tolkiens Werken finden sich viele Legenden oder legendenartige Erzählungen wieder. Er hat eine ganze Welt erschaffen, mit eigenen Legenden und Sagen, die er zusätzlich alle aufgeschrieben hat. Das verleiht den Geschichten eine gewisse Tiefe. Erzählungen über diese Welt finden sich in ganz vielen Formen und oft auch in mehreren Versionen wieder. Tolkien hat den Hobbit und später die "Herr der Ringe"-Trilogie geschrieben, außerdem gibt es Briefe, die er geschrieben hat, mathematische Berechnungen, unvollendete Geschichten und Skizzen von Erzählungen.

Viel davon wurde von Tolkiens Sohn, Christopher Tolkien, nach dem Tod seines Vaters veröffentlicht. Manche Details, die man darin liest, scheinen zunächst unwichtig, können aber an ganz anderer Stelle doch wieder von Bedeutung sein."

Der Würzburg-Stammtisch "Zum Grünen Boxbeutel" der Deutschen Tolkien-Gesellschaft ist offen für neue Mitglieder. Das nächste Treffen findet am 12. Juni um 19.30 Uhr statt. Interessierte können sich unter: wuerzburg@tolkiengesellschaft.de melden.

 
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