Die Röttinger Frankenfestspiele werden anders – nicht nur das Logo, das in Anspielung auf die Stadt der Sonnenuhren eine lachende Sonne zeigt. Anspruchsvolles Volkstheater möchte der neue Intendant Knut Weber stärker in den Vordergrund rücken. Das junge Publikum soll mehr als bisher auf seine Kosten kommen. Und es sollen mehr Stücke und weitere Veranstaltungen auch außerhalb der Hauptspielzeit zu sehen sein. Einen Vorgeschmack darauf liefert schon am Samstag, 8. Oktober, ein erster Beitrag zur neuen Reihe „Jazz und Literatur“ mit Schauergeschichten aus der Romantik. Der Vorverkauf für sämtliche Stücke hat bereits in dieser Woche begonnen.
Revolutionäre Umwälzungen führt Weber dabei nicht im Schilder. Gleichwohl will er den Frankenfestspielen mit einem neuen inhaltlichen Konzept zusätzlichen Schwung verleihen, indem er auf die erfolgreichen Arbeit seiner Vorgänger aufbaut und zugleich eigene Akzente setzt. Dabei ist vor allem die Zusammenarbeit mit dem Stadttheater in Ingolstadt von Bedeutung, wo Weber im Haupterwerb als Intendant tätig ist.
Vom starren Dreiklang aus Operette, Musical und Schauspiel hat sich Knut Weber bereits gelöst. Stattdessen stehen mit der „Dreigroschenoper“ von Bertolt Brecht und Kurt Weill und einer Bearbeitung der Humperdinck-Oper „Hänsel und Gretel“ zwei Stücke auf dem Spielplan 2017, die nur schwer einem Genre einzuordnen sind. „Hänsel und Gretel“ hat musikalischer Leiter Walter Lochmann zu einem „Songspiel“ umgearbeitet, das leichtfüßiger klingen wird als die an Richard Wagner angelehnte Vorlage. Den Schauspiel-Part vertritt mit dem „Brandner Kaspar“ der Klassiker des bayerischen Volkstheaters.
Festspieltheater gibt es aber neuerdings nicht erst im Juni, sondern schon im Herbst. Am Samstag, 8. Oktober, um 19.30 Uhr liest Peter Greif im Rahmen des Landkreis-Kulturherbsts im Röttinger Gewölbekeller Schauergeschichten aus der Romantik. Unterstützt wird der Schauspieler aus dem Stadttheater Ingolstadt vom Würzburger „Trio Clarino“.
Aus der Verbindung von Jazz und Literatur soll eine feste ganzjährige Veranstaltungsreihe unter dem Dach der Frankenfestspiele werden, sagt Evelyn Lorenz, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit der Stadt Röttingen.
Ebenfalls im Gewölbekeller lädt Teresa Trauth am 14. Januar zu einen Konzertabend mit eigenen Texten und Kompositionen unter dem Titel „Freifahrt im Rad der Gedanken“. Am 10. Februar ist dort die Beziehungs-Komödie „Gatte gegrillt“ zu sehen. Ensemble-Mitglieder aus Ingolstadt bestreiten das Drei-Mann-Stück im Kammerspiel-Format. Damit wird auch die künftige Ausrichtung der Frankenfestspiele deutlich. Sowohl personell wie künstlerisch will man von der Zusammenarbeit mit Weber und dem Ingolstadter Stadttheater profitieren. Diese Hoffnung hatte Bürgermeister Martin Umscheid bereits bei der Verpflichtung des neuen Intendanten im Frühjahr geäußert.
Besonders augenfällig wird dies beim Kinder- und Jugendprogramm. Bislang bestritt ein externes Kindertheater die Kinderfestspiele auf Burg Brattenstein. Künftig wollen die Frankenfestspiele das Kinderprogramm aus eigener Kraft stemmen. Schützenhilfe erhalten sie dabei vom Jungen Theater am Stadttheater Ingolstadt. Mit drei Kinder- und Jugendstücken ist das Ensemble vom 19. bis 22. März in Röttingen zu Gast, allerdings nicht auf der Freilichtbühne im Burghof, sondern in der Burghalle und im Mehrzweckraum des Kindergartens.
Freilicht-Kindertheater bieten vom 7. bis 15. Mai zwei Schulensembles aus der Region. Die Theatergruppe der Realschule Ochsenfurt zeigt das Musical „Die Schneekönigin“ und die Theatergruppe der Röttinger Grundschule ist mit dem Stück „Prinz Owi lernt König“ zu sehen.
Einen Vorgeschmack gab es schon im vergangenen Jahr, als die Grundschule das Singspiel vom „Kleinen Tag“ auf der großen Bühne aufführen durfte. Die Verbindung zur Realschule ist ebenfalls nicht neu. Seit einigen Jahren hatten die bisherigen künstlerischen Leiter Walter Lochmann und Sascha Oliver Bauer dort während eines Workshops Musical-Inszenierungen erarbeitet.
Vorleistungen, auf die Knut Weber gerne aufbauen will, wie er bereits im Frühjahr im Gespräch mit der Redaktion angekündigt hatte. Dies soll dazu beitragen, jüngeres Publikum für das Sommertheater zu interessieren und zugleich die regionale Bedeutung der Frankenfestspiele untermauern.
Der Zusammenarbeit mit dem Jungen Theater Ingolstadt verdankt Röttingen auch die Uraufführung eines Märchenstücks, das am 3. und 5. Dezember in der Röttinger Burghalle zu sehen sein. Martin Baldscheit hat dazu das Märchen „Frau Holle“ für Kinder ab fünf Jahren neu bearbeitet und in Szene gesetzt.
Vorverkauf ab sofort in der Tourist-Information Röttingen, Tel. (09338) 9728-55, -57 und -59, sowie im Internet unter www.frankenfestspiele.de.