Einen neuen Platz gefunden hat am Donnerstagvormittag der Gedenkstein für den Würzburger Flugpionier Leo Lendner. Er stand bislang am Sanderrasen, wo früher das Kiliani-Volksfest stattgefunden hatte. Der damals 22-jährige Lendner war nach einem Überflug des Kiliani-Volksfestes am 8. Juli 1913 bei der Landung auf dem Flugplatz am Galgenberg, dem heutigen Hubland, tödlich verunglückt, ebenso wie sein Copilot, der französische Flieger Albert Sennard aus Bordeaux. Jetzt fand der Stein seinen neuen Platz in der Nähe des Ortes, an dem einst der verhängnisvolle Flug begonnen hatte: Am Quartiersplatz am Elferweg auf dem Gelände der Landesgartenschau 2018 am Hubland.
Begeisterung für die Luftfahrt entdeckt
Lendner wurde am 19. Dezember 1890 in der Ebracher Gasse als Sohn eines Oberkellners geboren, der im „Huttenschen Garten“ arbeitete. Nach seinem Maschinenbaustudium arbeitete er in einer Berliner Werkzeugfabrik. Zu dieser Zeit entdeckte er seine Begeisterung für die Luftfahrt und fand Kontakt zu Flugpionieren. Er lernte und praktizierte Segel- und Motorflug und entwickelte selbst Motorsegler. Sein Name ist eng mit der Entwicklung des Hublands zum Eldorado der Würzburger Flugbegeisterten verbunden, schreibt Roland Flade in seinem Buch „Würzburgs neuer Stadtteil Hubland“.
Und weiter heißt es: Als Würzburgs Flugfeld diente in jenen Jahren der Exerzierplatz am Galgenberg. Mit Erlaubnis der Militärverwaltung baute der Stadtrat und Sägewerksbesitzer Georg Rockenmeyer dort 1913 eine kleine Halle für die Flieger. Sie diente vor allem Lendner fortan als Werkstatt. Seine erste Maschine mit dem ungewöhnlichen Zweischraubenantrieb ging schon bei Rollversuchen auf dem Exerzierplatz zu Bruch. Auch Lendners zweitem Versuch war kein Glück beschieden.
Erst seine dritte Maschine war flugtüchtig.
Erst seine dritte Maschine, die im April 1912 fertig wurde, war flugtüchtig. Am 24. Mai 1912 flog er vor Zuschauern mit seinem Apparat, der das Aussehen einer Libelle hatte, in 30 Metern Höhe mit etwa 80 Stundenkilometern. Dabei passierte ein Unfall: Ein aus Gerbrunn kommender Fuhrmann lenkte sein Milchgespann in den Graben, während er der Maschine nachblickte.
Für den Kilianstag, den 8. Juli 1913, kündigte Lendner einen Flug mit Sénard über die Kilianimesse an, die damals noch auf dem Sanderrasen stattfand. Benutzt wurde dafür ein französischer Renneindecker mit einem starken Sechszylindermotor. Das Flugzeug war wohl per Bahn von Paris nach Würzburg überführt worden und im Schuppen am Galgenberg nur montiert oder allenfalls konstruktiv etwas verändert worden.
Den gebrochenen Holm mit Draht umwickelt
Bei einem Probeflug mit dem Franzosen am Steuer brach am 6. Juli 1913 in der Nähe des Zollhäuschens am Letzten Hieb die rechte Tragfläche. In aller Eile wurde sie repariert, indem man den gebrochenen Holm mit Draht umwickelte. Diese etwas notdürftige Reparatur war höchstwahrscheinlich die Ursache für das verhängnisvolle Geschehen am 8. Juli.
Das Flugzeug stürzte auf einen Kleeacker
An jenem Tag starteten die beiden Flieger bei herrlichstem Sommerwetter abends um 20 Uhr, berichtet Historiker Roland Flade weiter. Wieder saß Albert Sénard am Steuer. In ungefähr 100 Metern Höhe überflogen sie den Sanderrasen. Als sie mit bereits abgestelltem Motor, der damals üblichen Landeweise, auf den Galgenberg zuhielten, versperrten Neugierige die Landebahn.
Als Sénard die Maschine in die Kurve ziehen wollte, brach die rechte Tragfläche nach oben weg und das Flugzeug stürzte auf einen Kleeacker, etwa 50 bis 70 Meter von der Flughalle entfernt. Sénard fiel aus der Maschine und war sofort tot, während Lendner im Sanitätsauto starb.
Senards Leiche wurde nach Bordeaux überführt. Bei der Beerdigung Lendners musste die Polizei wegen des Massenandrangs den Friedhof absperren. Am Sanderrasen wurde ihm ein Denkmal gesetzt.