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Würzburg
Neuer Gedichtband: Haikus über den Würzburger ÖPNV
Der ÖPNV-Nutzer von Geblüt geht nicht mehr ohne den neuen Schunk aus dem Haus.
Foto: Joachim Fildhaut | Der ÖPNV-Nutzer von Geblüt geht nicht mehr ohne den neuen Schunk aus dem Haus.
Joachim Fildhaut
 |  aktualisiert: 15.10.2020 02:16 Uhr

Die Würzburger Straßenbahn bekommt von 2022 bis 2024 18 neue Wägen mit je 1033 PS, Infotainment-Monitoren, Klimaanlage und 20 USB-Ladebuchsen. Diese nicht so richtig beschauliche Nachricht steht in Gunther Schunks Büchlein "Einfach mal innehalten!", das zu Fotos von 29 Würzburger Haltestellen je ein paar Sätze Stadtgeschichte und ein Gedicht in der japanischen Traditionsform Haiku bringt. Nur den zitierten Zukunftsblick illustriert ein anonymisiertes H-Schild, versteckt zwischen Busbahnhof und Adalberokirche. Sonst sind alle Bus- und Straba-Steige echt.

Die originelle Idee einer solchen Kombination von einem Ort, einem Foto und zwei streng formatierten Texten in einem Buch könnte man nun einfach so runterreißen und bei 30 noch lange nicht haltmachen. Tatsächlich aber bekommt man beim Durchblättern den Eindruck, dass hier gezielt eine große Vielfalt in der Einheit gesucht – und gefunden! – wurde. Wobei die Einheit nicht nur im Thema besteht, sondern auch in möglichst ähnlicher Beleuchtung der Fotografien, selbst dann, wenn mal kein blauer Himmel als Hintergrund der grüngelben Grafik strahlte.

Gunther Schunk will die Haltestellen als Orte zur Entschleunigung ins Bewusstsein heben. Dazu passt sein Haiku zur Paradiesstraße im Neuen Hafen: "Schöner Zeitvertreib: Gedankenspielereien statt Smartphone-Leere." Doch nicht alle dieser siebzehnsilbigen Aphorismen verkünden Lebensweisheit. Der Dichter fährt auch auf einer ganz sachlichen Schiene: "Nächster Halt, Bahnhof!: ankommen und abfahren. Reiseknotenpunkt." Schließlich arbeitet Schunk hauptamtlich für die technisch orientierte Vogel Communications Group. Die taucht auch auf, direkt nach einer anonymen Ersatzhaltestelle, zu der ein Dialogfetzen aus Samuel Becketts Stück "Warten auf Godot" gesetzt wurde. Die Communications Group trägt auf dem Haltestellenschild immer noch den guten alten Namen Vogel-Verlag, und der dortige Chief Communications Officer, so Schunks Berufsbezeichnung, philosophiert dazu: "Was ist Ewigkeit? Nichts weiter als Zeit ohne Anfang und Ende."

Gunther Schunk: Einfach mal innehalten! oder Die Rolle der Haltestellen auf unserer großen Reise des Alltagslebens. Echter-Verlag, 80 Seiten, 9,90 Euro

 
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