Ein Investor hat einen erneuten Anlauf unternommen, eine großflächige Solaranlage bei Güntersleben zu errichten. Im Jahr 2010, als es gleich mehrere Anfragen gab, waren diese noch am Veto des Gemeinderats gescheitert. Seither galten Photovoltaikanlagen in Güntersleben als nicht erwünscht. Inzwischen hat sich jedoch an dieser Einschätzung einiges geändert: Nicht nur sind die Photovoltaik-Module heute deutlich wirtschaftlicher. Auch die Dringlichkeit hat angesichts von Klimawandel und Energiekrise zugenommen. Anlass, das Thema nun erneut im Gemeinderat aufzugreifen, sind die Anfrage eines Grundstück-Inhabers und der Firma AQ Ampere für ein großflächiges Solarkraftwerk. Zwei Vertreter des Hamburger Unternehmens stellten die Ergebnisse einer Eignungsanalyse genauer vor.
Das Projekt befindet sich noch in den Anfängen, wie die Projektentwickler Annika Wagner und Stefan Rotschuh im Rat erläuterten. Ungeklärt ist vor allem noch, an welcher Stelle es möglich ist, den erzeugten Strom ins Netz einzuspeisen. "Das müssen wir im nächsten Schritt genauer analysieren", so Rotschuh. Unter Umständen sei ein eigenes Umspannwerk nötig. Bei einer Anlage der geplanten Größenordnung mit 40 Megawatt Gesamtleistung sei dies wirtschaftlich. Die beiden Projektentwickler halten zudem einen Batteriespeicher für nötig, der mit einer Leistung zwischen 25 und 100 Megawatt ausgestattet sein müsste. Er sei an diese Stelle besonders sinnvoll, da er auch den Strom der bestehenden Windräder aufnehmen könnte. Allerdings benötigt er auch Platz: Die Batterien werden in mehreren Containern untergebracht. Zusammen mit dem Umspannwerk sind bis zu drei Hektar Fläche nötig.
Regionales Ingenieurbüro soll Bebauungsplan erstellen
Die Batterie ermögliche es, so Wagner und Rotschuh, den Strom gesteuert ins Netz einzuspeisen und so höhere Erlöse zu erzielen. Auch für die vorhandenen Windräder hätte dies Vorteile. Bei einer Überlastung des Netzes werden diese bislang trotz Wind vom Netz genommen. Das Unternehmen übernimmt sämtliche Planungsschritte und wäre auch Betreiber der Anlage. Mit der Erstellung eines Bebauungsplans soll ein regionales Ingenieurbüro beauftragt werden. Dann erfolgt die Beteiligung der Fachbehörden und auch der Öffentlichkeit. Wie genau die Anlage aussehen könnte, ist noch nicht bekannt. Auch stehen noch die Verhandlungen mit vielen Grundstückseigentümern aus. Sicher ist, dass die Anlage aus Sicherheitsgründen mit einem Zaun umgeben sein muss. Er soll so angehoben sein, dass er Kleinwild einen Durchlauf belässt.
Unwahrscheinlich ist es, dass eine sogenannte Agri-Photovoltaik-Anlage entsteht. Eine solche Anlage kombiniert Stromerzeugung mit landwirtschaftlicher Nutzung. "Aktuell ist dies sehr schwierig, die Sonneneinstrahlung erlaubt es nicht, dass so viel Strom produziert wird, dass es wirtschaftlich für den Betreiber ist", erläuterte Rotschuh. Zwischen den Modulen seien größere Abstände nötig. Die Anlage verliere also an Leistung. Auch sei eine solche Anlage bei den Landwirten keineswegs beliebt. Sie befürchten Bodenverdichtung durch die eingeschränkten Fahrwege.
Wo soll die Anlage entstehen?
Zwei zusammenhängende Flächen kommen infrage. Eine kleinere befindet sich am Roten Rain, die andere, größere erstreckt sich entlang der Ochsengrund-Straße zwischen Waldrand und Aussiedlerhof und zieht sich den Hang des Hainbergs hinauf. Beide zusammen haben eine Fläche von 36 Hektar. Wirtschaftlich interessant ist eine deutliche größere Fläche. Die möglichen Gebiete befinden sich überwiegend im Norden und Westen von Güntersleben und besitzen eine Südausrichtung. Gute Böden, der Arten- und Naturschutz, das Landschaftsbild stehen einer Entwicklung jedoch entgegen. Auch wurden eine Fläche neben den vorhandenen Windrädern und eine weitere im Vorbehaltsgebiet für den Muschelkalkabbau als nicht erschließbar herausgenommen.