Wie Ackerböden fit gemacht werden können für den Klimawandel, war Thema beim Bodenpraktiker-Kurs auf dem Lindenhof in Hemmersheim. Als Hauptreferent war Wilfried Hartl von Bio-Forschung Austria in Wien nach Hemmersheim gekommen.
Kursleiter Martin Primbs zeigte auf, dass sich der Ochsenfurter Gau bereits mitten im Klimawandel befinden. Die Sturzregenereignisse von 2016 mit enormem Bodenverlust und Sturzfluten und die heurige Frühjahrstrockenheit seien nur ein Vorgeschmack, auf das, worauf sich die hiesigen Landwirte langfristig einstellen müssen, so Primbs. Die Resonanz von rund 50 Teilnehmern zeige, dass immer mehr Landwirte den Ernst der Lage erkannt haben, so Primbs in seiner Pressemitteilung.
Wilfried Hartl erklärte im Workshop die Grundlagen des Wasserhaushaltes im Boden am Beispiel der Lößböden und verdeutlichte die Wichtigkeit eines unverdichteten Bodens mit hoher Aktivität der Bodenorganismen. Beim Löß bestehe die Hälfte des Bodenvolumens aus mineralischem Material, die andere Hälfte ist Porenvolumen. In diesem Porensystem befinden sich Wasser und Luft. Es stellt den Lebensraum der Bodenorganismen dar.
Aufgrund seiner Struktur kann der Löß bei einer Mächtigkeit von zwei Metern etwa 400 Liter Regenwasser pro Quadratmeter speichern. in unverdichteten Böden können Nutzpflanzen bis in große Tiefen wachsen und so auch längere Trockenperioden überstehen. Dabei werden sie von den Mykorrhiza-Pilzen unterstützt, die Wasser auch noch aus kleinen Poren holen und sie mit den Pflanzen gegen Zuckerverbindungen tauschen. Das funktioniere jedoch nur, wenn keine Fungizide als Spritzmittel und keine leichtlöslichen Mineraldünger verwendet werden, so Hartl.
Anhand mehrerer Beispiele aus trockenen österreichischen Gebieten konnte er aufzeigen, dass dort die Erträge der langjährig ökologisch wirtschaftenden Betriebe in trockenen Jahren höher ausfallen als bei konventionellen Betrieben. Dieser Unterschied ist der Grund, warum derzeit dort so viele Betriebe auf ökologische Wirtschaftsweise umstellen.
Anhand von Luftbildern aus Tschechien erläuterte der promovierte Agrarwissenschaftler, dass auch Wälder und Windschutzhecken zu einer deutlich verbesserten Verdunstungssituation auf den angrenzenden Äckern führen und somit zu höheren Erträgen. Auch für den Ochsenfurter Gau empfiehlt Hartl die Anlage vieler solche Windschutzhecken, um der Winderosion vorzubeugen, die gerade bei der Bearbeitung trockener Lößböden enorm sei.
Eine weitere unverzichtbare Methode, die Wasserspeicherfähigkeit zu erhalten, sei die Erhöhung des Humusgehaltes im Boden durch den Anbau von Zwischenfrüchten. Er rät allerdings von Senfmonokulturen ab, weil diese zu einem hohen Stickstoffverlust führen. Damit im Frühjahr noch ein hoher Anteil von Mulchmaterial auf der Oberfläche der Felder bleibt, empfiehlt er, diese Bestände abfrieren zu lassen und im Frühjahr mit modernen Mulch-Säverfahren die Ansaaten zu machen.
Bei der Besichtigung einer Bodenprofilgrube am Nachmittag staunten die Landwirte über die enorm große Anzahl an Regenwurmröhren in 1,50 Metern Tiefe. Gerade bei Starkregen seien sie von großer Bedeutung, weil Regenwasser schnell tiefere Schichten abgeführt und gespeichert werden kann. Böden mit hoher Krümelstabilität würden Wassertropfen bei Starkregen besser aufnehmen, während stark gedüngte und mit Fungiziden und Herbiziden gespritzte Böden rasch verschlämmen, sodass Wasser dann oberflächlich wegfließt und oft auch noch Erde mitnimmt. Letztlich komme der Verzicht auf bodenschonende Verfahren einer Selbstenteignung gleich, so Hartl.
Zum Ende des Workshops stellte er bodenschonende Bearbeitungstechniken vor und zeigte ein Gespann mit modernem Traktor, Frontgerät, angehängtem Bodenbearbeitungsgerät und Sämaschine mit einem Gesamtgewicht von 6,7 Tonnen. Er forderte generell effiziente, leichtere Maschinen- und Erntetechnik zum Schutz der Böden in unserem Klimagebiet.