
Sich für den Beruf eines Pfarrers oder einer Pfarrerin zu entscheiden, ist nicht leicht und bestimmt ein ganzes Leben. Deshalb gibt es neben der theoretischen Ausbildung, ähnlich wie bei Ärzten oder Lehrern, eine praktische Erprobungsphase, das sogenannte Vikariat. Eva-Maria Kreitschmann hat sich bewusst für diesen Weg entschieden und möchte Pfarrerin werden. Ihre praktischen Erfahrungen will die 35-Jährige im westlichen Landkreis von Würzburg sammeln. Schwerpunktgemeinde wird Eisingen sein. Zur Unterstützung ist sie aber auch in Kist und Altertheim im Einsatz.
Geboren wurde Kreitschmann in Esslingen, zog aber schon mit ihren Eltern in frühen Jahren nach Mittelfranken, nach Schnodsenbach in der Nähe von Scheinfeld. Hier wuchs sie mit ihren sechs Geschwistern auf und brachte sich früh ins Gemeindeleben ein. "Der Glaube hat in unserer Familie schon immer eine große Rolle gespielt", erzählt Kreitschmann im Gespräch mit dieser Redaktion.
Großvater war Pfarrer in der DDR
Ihr Opa war viele Jahre Pfarrer in der ehemaligen DDR und setzte sich dort für Gerechtigkeit und Menschlichkeit ein. Er leistete aktiv Widerstand gegen das Regime der SED und ihrer Schergen und musste dafür viele Repressalien einstecken. Trotzdem, so Kreitschmann, hat er sich nicht verbiegen lassen und ist seinem Glauben treu geblieben. Auch ihr Religionslehrer hat die junge Frau im Gymnasium beeindruckt mit seinem breiten Wissen um den Glauben und wie man ihn vermitteln kann.
So reifte der Entschluss, nach dem Abitur Lehramt für Gymnasien in den Fächern Deutsch und evangelische Theologie zu studieren. Erlangen wurde der Studienort, aber mit zunehmender Zeit reifte in Eva-Maria Kreitschmann der Entschluss, sich voll auf die Theologie zu konzentrieren. Bevor es ins Referendariat ging, zog sie die Bewerbung zurück und wollte ihre theologischen Kenntnisse vertiefen.
Kreitschmann wollte in Theologie promovieren und folgte ihrem Doktorvater nach Marburg. Die Arbeit an der Universität machte ihr viel Freude und doch merkte die junge Frau, dass ihr etwas fehlte, der Umgang mit Menschen aller Altersgruppen. "Mein Herz schlägt für das Thema Seelsorge", sagt Kreitschmann. Und so reifte der Entschluss, Pfarrerin zu werden.
Promotion über das Thema Abraham
Ihre Promotion hatte das Thema Abraham, der als Stammvater von drei Religionen gilt. Dieses Verbindende ist es, was sie an dem Thema besonders reizte. Hier möchte sie auch weiterhin tätig sein, ebenso wie in der Beratung für Menschen mit Sekten- und Weltanschauungsfragen. Letztere Tätigkeit hat sie bis zum Beginn des Vikariats in der Nähe von Würzburg ausgeübt und es hat ihr viele positive Erfahrungen gebracht.
Doch noch wichtiger ist das Zusammensein mit Menschen, wie sie es in den nächsten zwei Jahren in Eisingen, Waldbrunn, Kist, Altertheim und auch Höchberg erleben wird. In ihrem Vikariatskurs in Augsburg sind 18 Personen aktiv, davon zwölf Frauen. Eine Feminisierung des Pfarrerberufes sei nicht von der Hand zu weisen, findet Kreitschmann, und sie meint, dass sich die Kirche verändern muss. "Die Kirche muss auf die Menschen zugehen", lautet ihre oberste Prämisse und genau aus diesem Grund heraus hat sie sich für den Beruf mit voller Überzeugung entschieden.
Neben ihrer Berufung liebt die junge Vikarin das Salsa-Tanzen als "Social Dance". Zudem malt sie sehr gerne Landschaftsbilder, am besten direkt in der Natur. Sie spielt gerne Klavier und singt, was für ihren neuen Beruf sicher ein Vorteil ist. Wer mehr über Eva-Maria Kreitschmann erfahren möchte: Der Einführungsgottesdienst ist am Sonntag, 29. September, um 10 Uhr in der Philippuskirche in Eisingen. Danach besteht die Möglichkeit, die junge Frau besser kennenzulernen und mit ihr ins Gespräch zu kommen.