Lange kann es nicht mehr dauern, bis der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club die Ergebnisse seines jüngsten Fahrradklima-Tests veröffentlicht – alle zwei Jahre ruft der ADFC Stadtbewohner in ganz Deutschland auf, ihre Meinung über die Radfreundlichkeit ihrer Kommune zu sagen.
Radverkehrskonzept im November beschlossen
Würzburg lag dabei unter den Städten über 100 000 Einwohner bayern- und deutschlandweit bisher immer auf den hintersten Rängen. Das soll sich durch das Radverkehrskonzept ändern, das der Stadtrat im vergangenen November beschlossen hat.
Passend zum Start der Radsaison wollen wir uns die Pläne und Absichten des Konzepts und deren Umsetzung in einer mehrteiligen Serie „Mit dem Rad durch Würzburg“ in Zusammenarbeit mit ADFC, Verkehrsclub Deutschland (VCD) , Bund Naturschutz und Lokaler Agenda 21 genauer anschauen.
Viele gute Gründe für das Fahrradfahren
Klimaschutz, Lärmschutz, körperliche Fitness, geringere Kosten, weniger Zeit im Stau – es gibt viele Gründe, das Auto so oft wie möglich stehen zu lassen und im Stadtverkehr auf das Fahrrad umzusteigen. Damit die Würzburger das auch tun, soll die Stadt fahrradfreundlicher werden – das ist das hehre Ziel des Radverkehrskonzepts, das vom Büro für Stadt- und Verkehrplanung (BSV) aus Aachen in gut vierjähriger Arbeit auf die Beine gestellt wurde.
Die Ideen und Vorschläge der radelnden Bürger zum Thema wurden in mehreren Workshops abgefragt, und auch der 60-köpfige Radverkehrsbeirat der Stadt hat intensiv an dem umfangreichen Papier mitgearbeitet.
„Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen“
„Das Konzept war als Grundlage für miteinander abgestimmte Radverkehrsplanungen dringend erforderlich“, betont Andreas Boguschewski, Vorstandsmitglied im Würzburger ADFC-Kreisverband. Die Aufstellung des Konzepts mit einem verbindlich umzusetzenden Maßnahmenkatalog war zudem Bedingung für die Aufnahme Würzburgs in die „Arbeitsgemeinschaft fahrradfreundlicher Kommunen in Bayern“ (AGFK).
Sie ist 2012 angetreten, um den Freistaat zum „Radland Bayern“ zu machen.
„Das muss endlich der Hebel sein, mit dem man für den Radverkehr in Würzburg Entscheidendes bewirken kann“, betont Armin Amrehn, der Vorsitzende der Kreisgruppe Würzburg des Bund Naturschutz. Zentraler Punkt des Konzepts sind verbindliche Leitlinien für die künftige Gestaltung des Radverkehrs in der Stadt. „Daran muss sich jede weitere Detailplanung messen lassen“, so Bas Bergervoet, Betreiber der Webseite „radfahrerzone.de“ und Sprecher der AG Radverkehr der Lokalen Agenda 21.
Experten: Radler am sichersten auf der Straße
Ein wichtiges Kernstück ist die konkrete Planung eines möglichst geschlossenen Netzes für Radfahrer auf Haupt- und Nebenstraßen, das flächendeckend nicht etwa mit neuen Radwegen, sondern mit so genannten Schutzstreifen auf der Fahrbahn umgesetzt werden soll. Experten sind sich einig, dass es für die Radler am sichersten ist, sie auf die Straße und damit in den Sichtbereich der Autofahrer zu holen.
In dem Konzept wird ein Netz von insgesamt 16 Radachsen beschrieben, deren Umsetzung oberste Priorität haben soll. Radachse 1 von der Sanderau zum Hubland und nach Gerbrunn ist bereits fertig. Derzeit laufen die Planungen für die Radachse 2 von der Alten Mainbrücke über die Zeller und Frankfurter Straße bis zum Zeller Bock.
„Das ist natürlich noch keine umfassende Detailplanung aller möglichen Routen“, sagt Christian Loos, der Vorsitzende des VCD-Kreisverbandes: „Aber das Konzept gibt eine klare Richtung zu mehr Fahrradfreundlichkeit in Würzburg vor.“
Einbahnstraßen in Gegenrichtung freigeben
Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Freigabe von Einbahnstraßen in Gegenrichtung für Radfahrer. Ohne bauliche Veränderungen ist das ab einer Fahrbahnbreite von drei Metern machbar und erfordert lediglich das Aufstellen der entsprechenden Verkehrsschilder – in der Karmelitenstraße funktioniert das zum Beispiel schon seit einigen Jahren gut.
Auch das diebstahlsichere und witterungsgeschützte Abstellen von Fahrrädern in der Stadt und am Hauptbahnhof soll verbessert werden. Im Rahmen der AGFK-Bewerbung wurden in der Innenstadt bereits 2014 über 1 300 Fahrräder gezählt, die nicht an den vorhandenen Fahrradständern abgestellt wurden – darunter fast 400, die an Schildern, Geländern und Laternen angekettet waren. Es dürften in der Zwischenzeit nicht weniger geworden sein.
Verstärkte Öffentlichkeitsarbeit und Aufklärungskampagnen sind ein weiteres Ziel des Radverkehrskonzepts. Im Rahmen unserer Serie werden wir auf die einzelnen Punkte und Maßnahmen des Konzepts im Wochenrhythmus detaillierter eingehen.
Kleines Beispiel: der Radweg in der Veitshöchheimer Strasse stadtauswärts, direkt unter dem Fenster einiger Abteilungen, die für die Verkehrswege in WÜ verantwortlich sind: ein einziges Desaster, was den Belag angeht, und das seit Jahren.
Aufzuzählen gäbe es noch eine ganze Menge, dazu reicht das eingeschränkte Volumen der Leserkommentare aber nicht.
Was mich besonders ärgert: die "Promenade" am rechten Mainufer wurde mit sehr hohen Aufwand vor einiger Zeit umgestaltet, allerdings mit Begonienkübeln statt eines Radweges - und das auf der Hauptachse des Mainradweges. Völlig unverständlich.