Die Mühen der Mitglieder des Heimat- und Museumsvereins Uffenheim haben sich gelohnt: Der neue Raum im Gollachgaumuseum ist etwas Besonderes geworden. Der Menhir, Ippsi, ein Idol-Köpfchen aus Bullenheim, die Wallmersbacher Funde und vieles mehr sind einzigartige Objekte, die die Ausstellung über die Jungsteinzeit bayernweit bedeutsam machen.
Ernst Gebert, Vorsitzender des Heimat- und Museumsvereins Uffenheim, sprach von einer sechsjährigen Vorbereitungszeit. Trotz Zuschüssen und Spenden sei auch das Vereinsvermögen nahezu aufgebraucht worden. Mit der Verwirklichung des Raums für die Jungsteinzeit sei auch das Foyer und der Medienraum gestaltet worden, erzählte er bei der Eröffnungsfeier.
Star des Raums: der Menhir von Gallmersgarten
Die Ausstellung bildet eine für die Region bewegte Zeit ab und belegt anhand herausragender Funde die Entwicklung des Menschen in der Zeit von etwa 5350 bis 2200 vor Christus – also von den letzten Jägern und Sammlern bis zum Beginn der Bronzezeit. Wie bewegt diese Zeit war, verdeutlichte der Kreisheimatpfleger für Archäologie, Martin Nadler. Er lotste die Gäste durch die Jungsteinzeit der Region, die in diesem Raum greifbar wird.
Der Star des Raums ist der Menhir von Gallmersgarten, dessen "Gesicht" an eine Eule erinnert. Der damalige Bürgermeister Emil Kötzel hatte nach dem Fund vor zehn Jahren entschieden, dass die Statue hier in der Region bleiben sollte. Damals hatte man noch nicht ahnen können, wie bedeutend der Zufallsfund sein sollte. Mittlerweile weiß man: Es handelt sich dabei um den ältesten Menhir in Bayern – und nach Nadlers Ansicht auch um den schönsten. Etliche Forschende haben ihn schon untersucht, in Ausstellungen erlangte er auch außerhalb Bayerns Berühmtheit.
Tragfähiges Konzept trotz hoher Gesamtkosten
Vor einigen Jahren war der Menhir schon einmal im Museum ausgestellt worden und hatte einen Besucheransturm ausgelöst. Gut 280 Leute wollten ihn an einem Wochenende sehen, erinnert sich Walter Gebert, der für die Archäologie im Museum zuständig ist. Um ihn dauerhaft im Museum ausstellen zu dürfen, habe dieser Raum geschaffen werden müssen. Die Feinplanung für das Konzept sei mit dem Würzburger Büro Frankonzept erarbeitet worden.
Obwohl die Gesamtkosten für die Ausstellung den Verein "vom Hocker" gerissen hätten, sei ein tragfähiges Konzept entwickelt worden. Zuletzt habe über das Regionalbudget der Kommunalen Allianz A7 Franken West unter anderem das Panorama-Leinwandbild verwirklicht werden können, vor dem der Menhir steht. Rechts von ihm wird die Landschaft in der Zeit des Spätneolithikums (viertes Jahrtausend vor Christus) dargestellt, aus der der Menhir stammt, links der Bau der Kreisgrabenanlage bei Ippesheim (fünftes Jahrtausend vor Christus).
Besonderer Fund: "Ippsi", das Skelett einer kopfüber bestatteten Person
Doch der Menhir konnte nicht allein im Raum stehen, er bekam Gesellschaft. "Nahezu alles hier im Raum ist einmalig", betonte Nadler. Dazu zählt die Siedlung bei Wallmersbach aus dem Frühneolithikum. Die Menschen seien wohl direkt aus Anatolien einmarschiert. Was die Siedlung so einzigartig macht, sei die dazugehörige Begräbnisstätte, erklärte der Archäologe. Dargestellt ist die Zeit ebenfalls auf einem Bild, das von Marco Ulshöfer gestaltet wurde.
Besonders sei auch die Kreisgrabenanlage von Ippesheim. Am Ende der Grabungsperiode sei das Skelett einer kopfüber bestatteten Person, Ippsi genannt, gefunden worden. Neueste Untersuchungen hätten ergeben, dass es ein Mann sei. Fest steht, dass das Skelett nichts mit der Anlage an sich zu tun hat.
Auch die Funde aus der Glockenbecherkultur, die bei Grabungen im Marktbergeler Gipsbruch entdeckt wurden, seien in Europa einmalig, schwärmte Nadler. Dank vieler Leihgeber, wie der Archäologischen Staatssammlung München, der Firma Knauf Iphofen und geschenkten Objekten von Sammlern oder der Firma Frankana konnte die Jungsteinzeit der Region abgebildet werden.
Das Gollachgaumuseum ist am 3., 10., 17., und 24. November, jeweils ab 13.30 Uhr, geöffnet.