
Seit Juli dieses Jahres stärkt eine neue Professur für Onkologische Viszeralchirurgie die Würzburger Universitätsmedizin bei der Therapie und Erforschung von Tumorerkrankungen im Bauchraum. Besetzt wurde sie mit Armin Wiegering, wie es in einem Presseschreiben des Universitätsklinikums heißt.
Bisher gab es in Deutschland im Bereich der onkologischen Chirurgie nur zwei Professuren. Vor kurzem fügte die Würzburger Universitätsmedizin eine dritte hinzu. Die Besetzung erfolgte quasi aus den eigenen Reihen, denn Prof. Dr. Wiegering arbeitet ansonsten als stellvertretender Direktor und leitender Oberarzt an der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Viszeral-, Transplantations-, Gefäß- und Kinderchirurgie – kurz Chirurgische Klinik I – des Uniklinikums Würzburg.
Faszination für die Chirurgie
"Die Chirurgie hat mich von Beginn an fasziniert. Mir gefällt die handwerklich geprägte Arbeit, die einem die erzielten Ergebnisse sofort vor Augen führt. Bezogen auf die Krebstherapie heißt das, dass man in vielen Fällen durch das fachkundige Entfernen von Tumoren die Patientinnen und Patienten wirklich heilen kann", sagt Wiegering selbst.
Seine Forschungsarbeit machte er ab 2010 am Institut für Biochemie und Molekularbiologie der Uni Würzburg. Dabei kam er an das von Prof. Dr. Martin Eilers geführte Institut. In Wiegerings Grundlagenforschung gehe es darum, beim Kolonkarzinom – also beim Dickdarmkrebs – molekulare Zielstrukturen zu erkennen, aus denen sich möglichst nur auf die Tumorzellen wirkende Therapieansätze entwickeln lassen. Seit dem Jahr 2012 führt Wiegering am Institut für Biochemie und Molekularbiologie dazu eine eigene Gruppe von derzeit acht Nachwuchsforscherinnen und -forschern.
Bei seiner klinischen Forschung will Prof. Wiegering unter anderem durch die Auswertung großer Patientendatenbanken der Frage nachgehen, welche Faktoren dafür sorgen, dass eine Krebspatientin oder ein Krebspatient mit dem bestmöglichen Ergebnis aus einer OP hervorgeht. Die Erfahrung der behandelnden Klinik spiele für die Überlebenschancen der Patientinnen und Patienten eine große Rolle. Nach seinen Erkenntnissen sollten sich Menschen mit Darm-, Magen-, Bauchspeicheldrüsen-, Leber- oder Speiseröhrenkrebs deshalb möglichst in den entsprechenden Zentren mit hohen Behandlungszahlen und großer Erfahrung operieren lassen.
Besondere Würdigung für Prof. Wiegering
Eine besondere Würdigung erfuhr Prof. Wiegering im Mai: Er erhielt den Johann-Georg-Zimmermann-Forschungspreis 2020/2021. Mit diesem Award ehrt die Förderstiftung der Medizinischen Hochschule Hannover junge Krebsforscherinnen und -forscher für ihre aktuelle wissenschaftliche Arbeit.
Hinter der Einrichtung der neuen Professur steht laut Prof. Wiegering das Ziel der Universitätsmedizin, die Sichtbarkeit und Leistungsfähigkeit Würzburgs als bedeutender Standort der onkologischen Forschung und Krebstherapie weiter zu erhöhen. Die Viszeralonkologie spiele hier nach seinen Worten bereits heute eine bedeutende Rolle. Zusammen mit Prof. Germer leitet er ein zertifiziertes Viszeralonkologisches Zentrum. "Es gibt bundesweit nur fünf weitere Zentren, die in allen diesen viszeralonkologischen Bereichen zertifiziert sind", verdeutlicht Prof. Wiegering. Besondere Würzburger Schwerpunkte liegen auf der Behandlung von Darm- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Auch wenn die Chirurgie bei vielen Tumoren die Therapie der Wahl sei, sei der operative Eingriff häufig nur ein Teil einer komplexen Behandlung, in die viele Disziplinen eingebunden seien, so das Presseschreiben weiter. So gehöre es zu den Aufgaben von Prof. Wiegering, bei der Behandlungsplanung über den chirurgischen Tellerrand hinauszuschauen und mit den jeweiligen Expertinnen und Experten – zum Beispiel für Chemo- oder Strahlentherapie – den individuell besten Ablauf festzulegen.