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Würzburg
Neue Nisthügel schaffen Lebensraum
Auch in Oberelsbach werden Nisthügel angelegt. Die gelbe Farbe des Sandes ist ein gutes Indiz dafür, dass der Sand zum Bau geeignet ist.
Foto: K. Scholz | Auch in Oberelsbach werden Nisthügel angelegt. Die gelbe Farbe des Sandes ist ein gutes Indiz dafür, dass der Sand zum Bau geeignet ist.
Bearbeitet von Andreas Fischer-Kablitz
 |  aktualisiert: 20.10.2024 02:28 Uhr
Im theoretischen Teil informiert Fabienne Maihoff über  Nestbauweise von Wildbienen und verschiedene Sandtypen
Foto: P. Kreile | Im theoretischen Teil informiert Fabienne Maihoff über Nestbauweise von Wildbienen und verschiedene Sandtypen

In den Dörfern Poppenroth und Oberelsbach summt es bald besonders laut: Im Rahmen des Projekts "Summende Dörfer" wurden neue Nisthügel und Sandarien angelegt – spezielle Lebensräume für Wildbienen, die in der Erde nisten. Dieses Projekt, das von der Universität Würzburg und dem Biodiversitätszentrum Rhön betreut wird, begleitet wissenschaftlich die wildbienenfreundliche Umgestaltung ganzer Dörfer, schreibt die Uni in einer Mitteilung, aus der diese Informationen stammen. Im Vordergrund steht die Frage:  Wie viel Potenzial ist noch ungenutzt und mit welchen Maßnahmen können die Lebensbedingungen von Wildbienen in Dörfern am wirksamsten verbessert werden?

Ein Dorfprojekt mit großer Wirkung

Das Projekt "Summende Dörfer" umfasst aktuell 40 Gemeinden, von denen 20 aktiv ihre Grünflächen insektenfreundlich umgestalten. Ein zentrales Ziel dabei: Erdnistende Wildbienen unterstützen, die dringend offene Bodenstellen zum Nisten benötigen. In ganz Deutschland gibt es mehr als 560 Wildbienenarten, von denen etwa 2/3 in der Erde nisten. Nisthügel und Sandarien bieten ihnen genau den Lebensraum, den sie zum Überleben brauchen.

Obwohl Insektenhotels in den letzten Jahren populär geworden sind, bieten diese nur einem kleinen Teil der Wildbienenarten Wohnraum. Die meisten nisten im Boden, weshalb angelegte Sandarien oder Nisthügel wie die in Poppenroth und Oberelsbach auch ein Bewusstsein dafür schaffen wollen, wie wichtig solche Bodenstellen sind. Oft werden natürlich vegetationsarme Flächen von der Bevölkerung als unansehnlich und ungepflegt wahrgenommen, und auch naturnahe Uferränder mit natürlichen, sandigen Hängen sind mittlerweile rar geworden.

Einen Nisthügel oder ein Sandarium anzulegen, ist leichter als gedacht. Zunächst muss ein passender Standort gewählt werden. Dieser sollte möglichst sonnig sein. Dann muss die Grasnarbe entfernt werden, damit der Boden offen bleibt und nicht schnell wieder zuwächst. Auf diese Stelle kann nun das Substrat aufgeschüttet werden. Während ein Nisthügel in die Höhe ragt, ist das Substrat bei einem Sandarium als ebene Fläche aufgeschüttet. Als Substrat eignet sich ungewaschener Sand mit Lehmanteil, da dieser weich genug ist um Gänge zu Graben aber auch stabil genug ist, um die Nisthöhlen zu halten. 

Zu den häufigsten erdnistenden Arten zählen Sandbienen, Langhornbienen, Seidenbienen, Furchenbienen und Schmalbienen. Sie graben Nestgänge in die Erde und legen am Ende des Gangs ihre Brutzellen an. Diese Gänge können wenige Zentimeter bis zu einem Meter tief sein. Daher wird eine Tiefe von 50 cm oder mehr empfohlen. Generell gilt: Auch kleine Sandstellen werden genutzt, aber je größer und tiefer der Sandbereich, desto attraktiver ist er für eine Vielzahl von Wildbienen und umso hilfreicher für die Förderung großer Artenbestände.

Ein Haus alleine reicht nicht

Damit sich Wildbienen wohlfühlen, brauchen sie nicht nur einen geeigneten Nistplatz, sondern auch die richtigen Nahrungsquellen. Heimische Wildblumen und Hecken sind hierfür ideal. Manche Bienenarten sind sogar auf bestimmte Pflanzen spezialisiert, wie etwa die Blaue-Ehrenpreis-Sandbiene (Andrena viridescens), die, wie ihr Name verrät, auf den Ehrenpreis als Pollenquelle angewiesen ist. Auch die Blutweiderich-Langhornbiene freut sich entsprechend über einen gepflanzten Blutweiderich- letzteres ist übrigens die Wildstaude des Jahres 2024 und mittlerweile auch in vielen Gärtnereien erhältlich. 

Ideale Zeit um Nisthügel und Sandarien anzulegen

In Poppenroth wurde neben dem Nisthügel ein Wildblumensaum mit regionalem Saatgut angelegt, um möglichst vielen verschiedenen Bienen ausreichend Nahrung zu bieten. Darüber hinaus trägt auch die seltenere Mahd der umliegenden Fläche dazu bei, dass sich eine artenreiche Wiese entwickelt, die nicht nur für Wildbienen, sondern auch für viele andere Insekten eine wichtige Nahrungsgrundlage bietet. Der Herbst und Winter sind die ideale Zeit, um Nisthügel und Sandarien anzulegen. Das Projekt "Summende Dörfer" lädt daher alle Bürgerinnen und Bürger der teilnehmenden Dörfer ein, sich zu beteiligen und selbst Nisthilfen zu schaffen – egal ob im eigenen Garten oder in Gemeinschaftsprojekten auf öffentlichen Flächen. Auch Schulen und Vereine können mitmachen und Lebensräume für Insekten schaffen.

Weitere Infos zum Projekt gibt es auf der Internetseite: www.dorfbienen.biozentrum.uni-wuerzburg.de; Ansprechpartnerin: Dr. Fabienne Maihoff, dorfbienen@biozentrum.uni-wuerzburg.de

 
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