
Für 48 Kinder der dritten und vierten Klasse an der Leonhard-Frank-Grundschule Heuchelhof hieß es: Pausen machen, zuhören, leise sein, aber vor allem deutlich reden. Sprechen durfte immer nur einer: „Nächste Haltestelle: Tankstelle“. Da kann es schon mal egal sein, ob Esso oder Jet gemeint ist – ein Schulterzucken symbolisiert die Gleichgültigkeit.
Seit Dezember 2008 schon sind Würzburger Grundschüler in den Straßenbahnen und Bussen der Region zu hören. Dank der Stimmen der heute 17-Jährigen wurden schon damals in Zusammenarbeit mit der Würzburger Versorgungs- und Verkehrs-GmbH (WVV) die Haltestellen-Ansagen aufgenommen. Nun wurden in einem Klassenzimmer knapp 70 neue Haltestellen für Helmstadt, Rottendorf, den Main-Spessart-Nahverkehrsbereich sowie die Haltestelle „Hauptbahnhof“ eingesprochen. Ursachen für die Neuaufnahmen sind neue Anbindungen wie Fernbusse. Zudem gibt es noch immer alte synthetische Haltestellen-Stimmen in einigen Gebieten, so WVV-Pressesprecher Jürgen Dornberger.
Knapp die Hälfte der insgesamt neuen 160 Aufnahmen wurden von den Heuchelhofer Schülern gesprochen, die restlichen Stimmen übernimmt die Grundschule Versbach in der kommenden Woche. Ab Mitte des Jahres können sich dann alle Sprecher-Kinder im öffentlichen Verkehr hören, was „aufregend“ und „cool“ für die Acht- und Neunjährigen ist. Sehr aufregend war der Aufnahme-Tag für die Kinder auch wegen der Journalisten, von denen sie sogar Autogramme sammelten.
Ungewöhnlich sind die Kinderansagen nicht nur wegen ihres süßen Stimmenklangs, sondern auch wegen der fränkischen Aussprache des gerollten „r“ und der fehlenden harten Laute, der wechselhaften Lautstärke und Deutlichkeit. Die neunjährige Anne findet es toll, dass sie den Namen einer Haltestelle aufnehmen darf, aber die von Kindern gesprochenen Ansagen in Bussen und Bahnen mag sie selbst trotzdem nicht.
Der neunjährige Noris erzählte, er sei ganz aufgeregt gewesen und habe sich deshalb zunächst versprochen, aber er durfte es noch einmal versuchen. Genauso kam es aber auch vor, dass eine Schülerin sich gar nicht an das Mikrofon traute.
Die Aufzeichnung von Haltestellen-Ansagen durch Kinder hatte die WVV bereits 2008 an der Grundschule Heuchelhof begonnen, wo 700 Haltestellen aufgenommen wurden. Die Qualität der synthetischen, also künstlichen Sprache war laut Dornberger zuvor vor allem in ihrer Betonung nicht optimal und so entstand die Idee einer Kinderaufzeichnung. Zusammen mit dem Bayerischen Rundfunk führte die Grundschule Heuchelhof damals sogar ein Sprachtraining durch.