Schon mal was von „Bum-Ball“ gehört? „Das ist eine echt witzige Sportart“, schwärmt Diakon Daniel Klein. Die Spieler haben hier Leibchen mit Klettverschlüssen auf der Brust an. Auch auf dem Hintern befindet sich Klett. Gespielt wird mit einem Softball. Der wird mit Brust und Hintern aufgefangen. Diese und andere lustige Sportarten bringt der neue, sportbegeisterte Protestant von Nürnberg nach Würzburg, wo er seit Anfang Oktober zusammen mit seiner Frau Daniela den Christlichen Verein Junger Menschen (CVJM) leitet.
Leicht haben es sich die beiden nicht gemacht mit ihrer Entscheidung, Nürnberg zu verlassen. Dort ist der CVJM im Wortsinn eine „Größe“ mit einem breit gefächerten Angebot.
Der Würzburger Verein ist im Vergleich dazu klein und bescheiden. Hinzu kommt, dass die Leitungsstelle in Würzburg nun drei Jahre lang vakant war. „25 Ehrenamtliche stemmten die Arbeit zusammen mit unserer Jugendreferentin Katharina Stiegler-Ratumaitavuki“, so CVJM-Vorsitzende Gabriele Dal Piva. Nach wie vor gibt es einige gut nachgefragte Angebote. Zum Beispiel die Jungscharaktionstage. Doch der Wunsch nach einem Auf- und Ausbau der Arbeit in allen Bereichen ist groß.
Nach reichlichem Nachdenken beschloss das Ehepaar Klein, mit seinen drei Kindern nach Würzburg zu gehen und die Herausforderung, den CVJM auszubauen, mit dem dortigen Team anzupacken.
Die beiden teilen sich eine volle Stelle sowie ein Jahr lang zusätzlich 15 Stunden von Katharina Stiegler-Ratumaitavuki, die gerade in Elternzeit ist. Wobei es dem Ehepaar frei steht, mit den Stunden zu jonglieren. Nachdem das jüngste der drei Kinder erst zwei Jahre alt ist, verbringt Daniela Klein noch viel Zeit mit häuslicher Erziehungsarbeit.
Momentan füllt in erster Linie Daniel Klein die Referentenstelle aus. Die ersten drei Wochen verwendeten die beiden dafür, die Szenerie rund um das CVJM-Haus am Wilhelm-Schwinn-Platz kennen zu lernen. „Ich besuchte alle drei Jugendzentren in der Nähe“, so Daniel Klein. Im „Café Dom@in“ der katholischen Kirche informierte er sich über die hier etablierte Medienarbeit. Im Bechtolsheimer Hof und im Cairo lernte er eine aktive Jugendkulturarbeit kennen.
„Wir möchten im CVJM-Haus eine eigene Duftmarke setzen“, so der 41-Jährige. Sportliche Aktivitäten, die jenseits des Leistungsdrucks angesiedelt sind, könnten einen Teil dieser neuen „Duftmarke“ bilden. Wobei Daniel und Daniela Klein aufgrund ihrer langjährigen Erfahrung in der Jugendarbeit noch eine Menge anderer Ideen im Gepäck haben. „Ich bin zum Beispiel vor zehn Jahren mit Jugendlichen ohne einen Euro in der Tasche gewandert“, sagt Daniela Klein, 37 Jahre alt und ausgebildete Gemeindereferentin.
Damals war die evangelische Christin noch in Essen tätig. Zusammen mit 20 Teenagern hatte sie eine einwöchige „Null-Euro-Wanderung“ durch Hessen geplant. „Nahrungsmittel bekamen wir vor dem Start von der Tafel“, erzählt sie. Während der Wanderung kam die Truppe bei christlichen Familien unter und erlebte, was Gastfreundschaft heißt. Diese eine Woche abseits des Konsumrauschs stärkte das Zusammengehörigkeitsgefühl in der Gruppe ungemein.
Wichtig ist dem weitgereisten Ehepaar auch die internationale Arbeit. Hierauf spezialisierte sich Daniela Klein durch ein Bachelor-Studium in „Human Development“ an der Kasseler CVJM-Hochschule. Der englischsprachige Online-Kurs vermittelt Kompetenzen, um in interkulturellen Kontexten Leitungsaufgaben zu übernehmen. In Nürnberg beteiligten sich die beiden an Jugendaustauschprojekten mit Rumänien und China. Möglicherweise, so Daniel Klein, lässt sich an diese Erfahrungen mit Hilfe der Würzburger Städtepartnerschaften anknüpfen.
Ein großer Wunsch des Ehepaars wäre es schließlich, das CVJM-Jugendzentrum „place2be“ zu reaktivieren. Das wird zwar momentan täglich bespielt, allerdings mit einer festen Veranstaltungsreihe: Schüler aus Würzburg kommen zum Anti-Gewalt-Seminar „Zammgrauft“ hierher. Den offenen Treff gibt es mangels Nachfrage seit einiger Zeit nicht mehr.
Am 4. November werden Daniel und Daniela Klein um 17 Uhr im CVJM-Haus mit einem Gottesdienst offiziell in ihr Amt eingeführt. Bei einem Empfang im Anschluss besteht die Möglichkeit, die beiden kennen zu lernen.