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KÜRNACH
Neue Gesichter bei den Freien Wählern
Christian Ammon
 |  aktualisiert: 01.03.2018 02:44 Uhr

Die Freien Wähler Unterfranken setzen bei der Nominierung der Kandidaten für die Landtagswahl im Oktober auf einen Wechsel an der Spitze: Mit dem Bad Neustädter Amtsrichter Gerald Pittner zieht ein unverbrauchter Bewerber als Spitzenkandidat ins Rennen. Überraschend war, dass sich der bisherige Landtagsabgeordnete Hans Jürgen Fahn in der Abstimmung um Platz 2 dem Kürnacher Gemeinderat Manfred Dülk geschlagen geben musste. Mit dem Miltenberger Bernd Schötterl, der Schweinfurter Stadträtin Ulrike Schneider und der Arnsteiner Bürgermeisterin Anna Stolz stehen zudem drei jüngere Kandidaten noch vor Fahn auf der Landtagsliste. Spitzenkandidatin für den Bezirkstag bleibt die Kitzinger Landrätin Tamara Bischof.

Tabuthema Felbinger

Ein Name wurde in der Vorstellungsrunde im Pfarrzentrum in Kürnach (Lkr. Würzburg), aber auch bei den Unterhaltungen an den Tischen auffallend gemieden: Günther Felbinger, immerhin seit 2008 für die Freien Wähler im Landtag. Zu tief sitzt offensichtlich die Enttäuschung über den Skandal in der letzten Wahlperiode und die zögerliche Aufarbeitung der Vorwürfe durch den inzwischen aus der Partei Ausgetretenen. Umso mehr war die Rede von Teamgeist und einer besseren internen Zusammenarbeit.

Ohne größere Schwierigkeiten setzte sich Gerald Pittner in der Abstimmung um Platz 1 durch. Mit absoluter Mehrheit schlug er die erst 35-jährige Bürgermeisterin von Arnstein, Anna Stolz, und die Schweinfurter Stadträtin Ulrike Schneider. Den 42 Delegierten gefiel offensichtlich, wie der 57-Jährige seine Politik als Mischung aus Oppositionsgeist und seiner Erfahrung als Bad Neustädter Stadtrat, wo die Freien Wähler mit fraktionsübergreifender „Zusammenarbeit“ so einiges erreicht hätten, beschrieb. Als Hauptziel seiner Politik nannte er, „zu verhindern, dass wir in Bayern ein Land der zwei Geschwindigkeiten werden, in dem sich München und Nürnberg absetzen“.

Fahn macht der Jugend den Weg frei

Für Hans Jürgen Fahn, wie Felbinger seit 2008 im Landtag, reichte es damit nur zu Platz 6. Es dürfte für ihn damit schwer werden, sein Mandat zu verteidigen. Sein Hinweis, dass er die „faulen Tricks und Strategien der regierenden Partei“ inzwischen gut kenne, überzeugte die Delegierten nicht. Sie gaben dem, in der Kommunalwahl fest verwurzelten, Kürnacher Gemeinderat Manfred Dülk den Vorzug. Fahn hatte zuvor bewusst auf eine Spitzenkandidatur verzichtet, um „jüngeren Leuten“ den Weg freizumachen. Dülk sieht die Stärke der Freien Wähler „an der Basis, in den Orten“, setzt auf „bessere interne Zusammenarbeit“ und schilderte, wie er gemeinsam mit Mitstreitern auf dem Würzburger Marktplatz Unterschriften für das Volksbegehren zur Abschaffung der Straßenausbaubeiträge gesammelt habe.

Mit einer Kampfansage an die CSU setzt der Kandidat für Platz 3, Bernd Schötterl, ein 49-jähriger Finanzbeamter aus Amorbach, im Wahlkreis Miltenberg auf ein Direktmandat. Als einzige Kandidatin positionierte sich die langjährige Schweinfurter Stadträtin Ulrike Schneider im Rechts-Links-Schema: Als „christlich, sozial und konservativ eingestellt im besten Sinne“ sieht sie ihren Hauptgegner in der CSU: „Es kommen jetzt in der CSU Leute dran, die mich veranlassen, wieder Opposition zu machen“, begründete sie ihre nach 2008 zweite Kandidatur für den Landtag. Mit Söder stehe ein „eiskalter Machtpolitiker“ an der Spitze, Dorothee Bär sei aus „dem Nichts hochgejubelt“ worden und Andreas Scheuer habe inhaltlich bislang nichts beigetragen.

Ob es bei der Wahl im Oktober wieder für zwei oder vielleicht sogar drei Landtagsmandate reicht, ist derzeit fraglich: Von neun Prozent bayernweit in der letzten Wahl sind die Freien Wähler in aktuellen Umfragen deutlich entfernt.

Die Kandidaten

Auf den Listenplätzen für die Landtagswahl sind: Listenplatz 1 Gerald Pittner (Bad Neustadt), 2 Manfred Dülk (Kürnach), 3 Bernd Schötterl (Amorbach), 4 Dr. Ulrike Schneider (Schweinfurt), 5 Anna Stolz (Arnstein), 6 Dr. Hans Jürgen Fahn (Aschaffenburg), 7 Norbert Ries (Aschaffenburg-Ost), 8 Frank Stierhof (Kitzingen), 9 Thomas Rützel (Würzburg-Land), 10 Matthias Kleren (Bad Kissingen), 11 Marco Pintar (Main-Spessart), 12 Cengiz Zarbo (Kitzingen), 13 Engelbert Schmid (Miltenberg), 14 Walter Kern (Aschaffenburg-West), 15 Ulrich Falk (Kitzingen) und 16 Norbert Heinelt (Schweinfurt)

Als Kandidaten für den Bezirkstag gewählt wurden: 1 Tamara Bischof (Kitzingen), 2 Thomas Zöller (Mönchberg), 3 Dennis Neßwald (Kleinostheim), 4 Stefan Labus (Schweinfurt), 5 Uwe Dolata (Würzburg), 6: Alois Fischer (Unterpleichfeld), 7 Birgit Bayer Riedbach, 8 Jutta Herzog Stockstadt am Main, 9 Dominik Sitter Bad Kissingen, 10 Josef Mend Bgm. Iphofen, 11 Matthias Luxem Bgm Mark Elsenfeld,12 Thomas Krimm (Goldbach), 13 Ulrich Waldsachs (Ostheim/Rhön), 14 Beatrix Lieb (Markt Schondra), 15 Daniela Schmitt (Mönchberg), 16 Dr. Susanne Knof (Obernbreit), 17 Sabine Weinbeer (Oberaurach), 18 Thomas Schiebel (Main-Spessart), 19 Peter Utsch (Eußenheim) (ca)

 
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Kommentare
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  • rbauer
    Da kommt eine auf Platz 4, die mit allen Kräften einen echten Freie Wähler Stadtverband verhindert hat. Das ein amtierender auf Platz 6 kommt wundert mich nicht. Ihm war ja nur wichtig was die SZ schreibt. Viele werden wieder das Original wählen und viele Freie Wähler können sich wieder von ihrem Mandat befreien.
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  • klaus-der-feuerwehrmann@t-online.de
    Hoffentlich klappt es und er
    nimmt den Thomas Rützel
    gleich noch mit ! ! !
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  • Dickes_B
    Da reibt sich der Manfred Dülk auf Listenplatz 2 die Hände, weil er gute Chancen hat endlich in den Landtag zu kommen, obwohl er in der Felbinger-Betrugs-Affäre keine blütenweiße Weste hat. Er hatte nur Glück, dass sein Geschäft mit Felbinger bereits verjährt war. So sieht also die Aufarbeitung der Freien Wähler in Unterfranken aus.
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