
„Meilenstein, Flaggschiff, Leuchtturm“, die Superlative rissen nicht ab bei der Einweihung des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz (DZHI) am Freitagvormittag. Und auch die Liste der Festredner war ungewöhnlich lang. Sage und schreibe neun Männer und Frauen, darunter der Bayerische Wissenschaftsminister Ludwig Spaenle und der parlamentarische Staatssekretär Stefan Müller aus Berlin, ergriffen das Wort.
Imposant ist auch das zehngeschossige Gebäude des neuen Forschungs- und Behandlungszentrums von Universität und Universitätsklinikum am Straubmühlweg. Auf einem mehrgeschossigen Sockel mit 100 Metern Länge und 40 Metern Breite, der nach Westen hin in den Hange geschoben wurde, ruhen wie ein Würfel sieben weitere Geschosse mit technischen Einrichtungen, Labors, Forschungsräumen und einer Herzinsuffizienzambulanz.
Bessere Zusammenarbeit möglich
Federführend für die Planung, bei der zwischen Wettbewerbentscheid und Baubeginn nur etwas über ein Jahr verging, war das staatliche Bauamt Würzburg. Der Entwurf für das Forschungsgebäude stammt von dem Architekturbüro Nickl & Partner aus München. Die Architekten hatten Ende 2012 mit ihrem Entwurf einen zweistufigen Wettbewerb mit insgesamt zwölf Teilnehmern gewonnen.
Mit der Inbetriebnahme dieses Neubaus beginnt für das DZHI eine neue Ära: Rund 230 Wissenschaftler aus Medizin, Naturwissenschaften, Pharmakologie, Psychologie und Sozialwissenschaften, die bislang verstreut an unterschiedlichen Standorten von Universität und Klinik die Herzschwäche und ihre Begleiterkrankungen in Würzburg erforschten und behandelten, können jetzt sehr viel enger und direkter und zudem mit hochmodernen Laborausstattungen ihre Arbeit fortführen.
Dazu steht ihnen modernste Technik zur Verfügung. Mit einem der bundesweit sehr seltenen 7 Tesla Magnetresonanztomographen (7T MRT) können künftig sehr viel detailliertere Blicke vom Herz und dessen Funktion gewonnen werden, was sehr vielversprechend für die Diagnostik und Behandlung von Herzerkrankungen ist.
Erfolgsrezept Zusammenarbeit
„Das Erfolgsrezept des Deutschen Zentrums für Herzinsuffizienz beruht darin, dass Experten verschiedener Fachbereiche konzentriert und interdisziplinär zusammenarbeiten. Die Forschungseinrichtung schafft eine Brücke von der wissenschaftlichen Grundlagenforschung hin zur klinischen Anwendung und arbeitet dabei eng mit dem Universitätsklinikum Würzburg zusammen“, lobte so auch Minister Spaenle.
Damit werde die klinische Spitzenforschung nachhaltig gestärkt und die wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit auf diesem Krankheitsgebiet deutlich erhöht.
Die häufigste Diagnose
Herzinsuffizienz, auch Herzschwäche genannt, ist eine Erkrankung, bei der das Herz nicht mehr seine volle Pump-Funktion aufweist und dadurch nach und nach alle Körperfunktionen beeinträchtigt. Herzinsuffizienz ist die häufigste Diagnose bei Krankenhauseinweisungen insgesamt in Deutschland. Jährlich erkranken alleine in Deutschland rund 200 000 Menschen neu an Herzinsuffizienz. Die Hälfte aller Patienten stirbt innerhalb von vier Jahren.
Im Jahr 2012 lag Herzinsuffizienz als Todesursache bei Herzerkrankungen mit 46 410 Fällen in Deutschland auf Platz drei.
Deutsches Zentrum für Herzinsuffizienz
Mit Fördergeldern des Bundesministeriums für Bildung und Forschung wurde das Deutsche Zentrum für Herzinsuffizienz (DZHI) 2010 als Forschungs- und Behandlungszentrum gegründet und wird bis 2020 mit insgesamt 50 Millionen Euro gefördert. Zentraler Auftrag ist es, die Systemerkrankung Herzschwäche besser zu verstehen, effizient und nachhaltig zu behandeln und zu versorgen sowie Maßnahmen der Prävention vor Herzinsuffizienz zu entwickeln. Herzschwäche ist eine Volkskrankheit, die bei Nicht-Behandlung zum Tode führt. Jeder Zehnte über 70 Jahren ist betroffen.
Die Baumaßnahme, die inklusive Erschließung rund 60 Millionen Euro kostet, wird gemeinschaftlich vom Freistaat Bayern (33,45 Millionen Euro) und dem Bund (22 Millionen Euro) sowie dem Universitätsklinikum Würzburg (4,55 Millionen) finanziert. Rund die Hälfte aller Aufträge wurden an Firmen aus der Region vergeben.
In den drei Jahren Bauzeit, die absolut unfallfrei verliefen, wurden für den Bau eine 18 Meter tiefe Baugrube ausgehoben und 60 000 Kubikmeter Erde bewegt. 11 000 Kubikmeter Beton wurden vergossen und 1500 Tonnen Stahl verbaut. Etwa 6500 Lkw-Fahrten waren dazu nötig. Künftig werden dort rund 230 Mitarbeiter auf etwa 5200 Quadratmetern Fläche forschen und behandeln. ella