Auf Neonazis waren die Aufpasser beim Würzburger Faschingszug nicht gefasst. Etwa zehn Rechtsextremisten nutzten in der Fußgängerzone eine Lücke im Zug und reihten sich mit einem rassistischen Auftritt ein, vor der Kamera des live übertragenden Bayerischen Fernsehens.
Mit geschwärzten Gesichtern, offenbar ihre Vorstellung von Flüchtlingen darstellend, hüpften sie mit. Eine Person trug eine Merkel-Maske, zwei trugen ein Transparent mit rassistischem Spruch.
Tags darauf entfernte das Bayerische Fernsehen die Aufzeichnung kurzfristig aus seiner Internet-Mediathek. Eine Sprecherin erklärte auf Nachfrage, der Sender wolle den Neonazis keine dauerhafte Plattform für ihre Propaganda liefern. Die Aufzeichnung ist wieder online, anstelle der Neonazis sind feiernde Würzburger zu sehen.
Der Präsident der KaGe Elferrat wütet
Würzburgs 3. Bürgermeisterin Marion Schäfer-Blake ist sauer: "Es ist schändlich, so eine friedvolle Veranstaltung zu missbrauchen."
Außer sich vor Zorn ist Reinhart Stumpf, 1. Gesellschaftspräsident der KaGe Elferrat. „Bazillen“ war das freundlichste Wort, das er im Gespräch mit unserer Redaktion für die Neonazis fand. „Rechte (…) brauchen wir nicht im Zug“, sagte er. „Die waren weder angemeldet, noch hätten wir sie geduldet.“
Zum Kotzen finde er den Auftritt, den die neonazistische Kleinstpartei „Der III. Weg“ für sich reklamiert und der auf mehreren Plattformen im Internet zu sehen ist. Stumpf rast: „Schau dir doch die Figuren an! Du kannst noch nicht mal ihre Fratzen sehen! Die haben nicht mal den Mumm, ihr Gesicht zu zeigen, weil sie keines haben und keinen Charakter.“ Die Neonazis „sollen uns in Würzburg in Ruhe lassen, dann leben wir am besten“.
Es war nicht der erste unerwünschte Neonazi-Auftritt in einem bayerischen Faschingszug
Der Würzburger SPD-Landtagsabgeordnete Georg Rosenthal schreibt in einer Pressemitteilung von einer „unglaublich widerwärtigen Aktion der Neonazis“.
Am Wochenende zuvor war 160 Rechtsextremisten durch Würzburg marschiert. Sie konnten keinen Augenblick lang den Eindruck haben, in Würzburg willkommen zu sein. Sie sahen kaum Passanten, viel Polizei und 2500 Gegendemonstranten. Aus offenen Fenstern riefen ihnen Anwohner ihre Abscheu zu.
Rosenthal meint, die Neonazis „scheinen nicht verstanden zu haben, dass sie in Würzburg keinen Fuß auf den Boden bekommen“. Er fordert, die „rassistischen Hetzer strafrechtlich zur Verantwortung zu ziehen“ und Vorkehrungen für den nächsten Faschingszug zu treffen.
Laut Florian Ritter, in der SPD-Landtagsfraktion Sprecher zur Bekämpfung des Rechtsradikalismus, mischten sich früher schon Neonazis unter bayerische Faschingszüge. Er fragt, wie es passieren kann, dass diese Gruppe sich trotz allgemein erhöhter Sicherheitsmaßnahmen „ungestört in den Zug einreihen konnte, um ihre Hetze zu verbreiten?“.
Der Staatsschutz ermittelt
Etwa 100000 Zuschauer sind längs der Zugstrecke gestanden, keine Absperrung trennte den Zug vom Publikum. Ein Pressesprecher des Polizeipräsidiums vermutet, die Neonazis hätten gut genug aufgepasst, um den Zug zu verlassen, bevor sie von Ordnern oder Polizisten entdeckt wurden. Stadt und Polizei prüften gemeinsam, ob ein Verstoß gegen das Versammlungsgesetz vorliegt. Auch der Staatsschutz ermittle.
Aber dann die Empörungs- und Bestürzungswelle der Lokalpolitik im Artikel
"schändlich", Bazillen, Fratzen, unglaublich, wiederwärtig...etc.
Gleichzeitig in Düsseldorf im öffentlich rechtlichen Fernsehn Trump neben Hitler oder wie er die Freiheitsstatue vergewaltigt. Was Hätte wohl das gleiche Bild mit Merkel und Schulz in unserer "empörten" Gesellschaft hervorgerufen.
Quo Vadis , Meinungsfreiheit bzw. ausgewogene Berichterstattung ???