Unter dem Motto „Blick über den Beckenrand“ steht an diesem Samstag der städtische Aktionstag zum Thema Schwimmen. Jürgen Athmer, Geschäftsführer der WVV-Tochter und noch jungen Bäder GmbH, blickt seit über einem halben Jahr intensiv über die Beckenränder des Nautiland-Bades. Vor 40 Jahren als Zellerauer Bad eröffnet, vor 23 Jahren zum „Nautiland“ erweitert, ist es seit Jahren sanierungsbedürftig.
Zusammen mit dem Generalplaner, der Fritz Planung GmbH aus Bad Urach, hat Athmer mehrere Sanierungsentwürfe durchgespielt. Seine Favoriten-Variante für das „neue“ Nautiland: Neubau einer Saunalandschaft, Wegfall des Nichtschwimmerbeckens im Außenbereich, Halbierung der Wasserflächen von 2200 auf 1100 Quadratmeter sowie der weitgehende Erhalt des bestehenden Gebäudes. Kalkulierte Kosten: „Einiges mehr als die bislang gehandelten 15,5 Millionen Euro, aber noch unter 20 Millionen.“
Wie Athmer im Gespräch mit dieser Zeitung betont, sei dies nur eine Grobplanung, die nun mit Untersuchungen, Gutachten und Kostenermittlungen verfeinert werde. Das prinzipielle Konzept aber habe der Aufsichtsrat der Bäder GmbH unter
Vorsitz von Oberbürgermeister Georg Rosenthal jüngst für gut befunden.
Unzählige Gutachten und Planungsvarianten – vom Neubau bis zur Schließung – sind in den vergangenen zehn Jahren in der Nautiland-Sanierungsdiskussion schon auf den Tisch gekommen, darunter im vergangen Sommer bereits der Wegfall des Nichtschwimmerbeckens im Freien. Damals hatte die Zellerauer CSU diese Planung als familienunfreundlich heftig kritisiert.
Bäderexperte Athmer hält dagegen, dass das rund 1000 Quadratmeter große Becken „von nur relativ wenigen Kinder genutzt“ werde, das stehe in keinem Verhältnis zum Aufwand. Zur Disposition steht auch das Freischwimmerbecken, dass zumindest von acht auf vier Bahnen verkleinert werden, möglicherweise auch komplett wegfallen soll. „Das ist dann eine ökonomische Entscheidung“, sagt Athmer. Er verweist darauf, dass mit der Anlage am Dallenberg ein großes Freibad zur Verfügung steht.
Die Investitions-, aber auch die Betriebskosten für das neue Nautiland in Grenzen zu halten, ist Athmers Ziel. Kostendeckend bei verträglichen Eintrittspreisen sei das Bad mit derzeit jährlich rund 250 000 Besuchern aber auch künftig nicht zu betreiben. 2010 betrug das Defizit 800 000 Euro bei 285 000 Besuchern. 2012 verursachte der Betrieb aller städtischen Bäder ein Minus von rund zwei Millionen Euro – bei 600 000 Besuchern, davon 250 000 im Nautiland.
Geldbringer Sauna
Deshalb setzt Athmer auf einen Saunabereich mit eigener Gastronomie als Geldbringer. „Da bleibt unterm Strich einiges hängen“, weiß er aus Erfahrung. Und die Nachfrage nach einer großen modernen Saunaanlage in Würzburg sei gewaltig. Kosten mag er noch keine nennen und auch keine Entwürfe zeigen, denn noch sei alles im Stadium der Vorplanung.
Ein weiteres Hauptmerkmal der Sanierung zeichnet sich indes ab. Im Gegensatz zu Überlegungen, das Gebäude ab der Oberfläche abzureißen und neu aufzubauen – „das kostet mindestens 25 Millionen“ – soll die Hülle nun weitgehend erhalten haben. „So schlecht schaut das alles gar nicht aus“, ist Athmers Erkenntnis nach einer Sichtung mit Experten. Genauere Aufschlüsse, auch über mögliche Altlasten, sollen noch Gutachten liefern.
Wie sind die Pläne für die Innengestaltung? Athmer spricht von einer Entkernung, wobei auch die energiefressende alte Technik völlig erneuert wird. „Damit lassen sich 30 bis 40 Prozent der jetzigen Energiekosten sparen“, schätzt Athmer. Dazu trägt auch der geplante Wegfall des Wärmebeckens im Außenbereich bei. Das Erlebnisbecken mit Sprudeln unter der Glaskuppel – diese bleibt erhalten – macht der Sauna Platz und soll am Standort des Planschbeckens neu entstehen. Ein Wasserbecken für Kleinkinder gibt's stattdessen im Bereich des jetzigen Wärmebeckens im Freien, der dann überdacht wird. Schwimmer- und das Nichtschwimmbecken in der großen Halle werden saniert, bleiben aber erhalten – wie es auch wieder eine große Rutsche geben soll.
Wie Athmer betont, wurden in der Bürgerwerkstatt geäußerte Wünsche berücksichtigt. Ebenso seien im runderneuerten „Freizeitbad“ die Voraussetzungen für Vereins- und Schulschwimmen gewährleistet – auch eine Voraussetzung für Fördermittel.
Noch eine Bürgerwerkstatt
Und wie geht's weiter? Die Detailplanung könnte laut Jürgen Athmer bis Ende des Jahres stehen. Doch bevor der Aufsichtsrat der Bäder GmbH entscheidet, sollen Nutzer und Interessierte bei einer weiteren Bürgerwerkstatt befragt werden. Möglicher Sanierungsbeginn fürs Nautiland wäre im Sommer 2014. Rund eineinhalb Jahre lang müsste der Badebetrieb dann ruhen.