Jedes Mal, wenn an den Anlegestelle an der Löwenbrücke wieder eines der Kreuzfahrtschiffe anlegt, freut sich die Stadt, denn es kommen nicht nur Touristen in die Altstadt, sie bekommt über die Hafengesellschaft nämlich auch Liegegebühren in das Stadtsäckel. Einer freut sich aber nicht, und der heißt Jochen Würtheim, Betreiber des nahe gelegenen Stadtstrandes und Pächter des städtischen Geländes, auf dem der Strand aufgeschüttet ist. Ihm stinken die Schiffe – buchstäblich.
Beim Fototermin vor Ort wird auch deutlich warum. Vor kaum 30 Minuten hat eines der großen Kreuzfahrtschiffe angelegt, die Passagiere sind von Bord und mit Bussen weggefahren, und im Eingangsbereich des Strandes riecht es plötzlich wie aus einer offenen Klärgrube. „Ich miete mir jedes Jahr hochwertige Toilettencontainer für 800 Euro pro Monat, alle meine Abwässer laufen teilweise sogar über Fettabscheider in die Kanalisation, und dann kommen die Leute an und sagen, bei Ihnen stinkt es aber. Dabei kommt das von den Schiffen.“
Zum Glück sei die Schiffsanlegestelle weit genug von der Strandbestuhlung entfernt, so dass man den üblen Geruch meist nur im Eingangsbereich wahrnehme. „Aber auch das ist nicht schön“, sagt Würtheim. Er versuche fast jedes Mal, mit den Schiffsleuten Kontakt aufzunehmen. Öfters heiße es, das könne nicht sein – aber kurz nach seinem Besuch höre es dann auf zu „duften“. Manchmal eben stinke es einfach weiter. Einmal habe man ihn vom Schiff geworfen.
Auch Mitarbeiter der Hafengesellschaft seien bereits vor Ort gewesen und hätten den Duft „erschnüffelt“. Eigentlich dürfe nichts sein, habe es dann geheißen. „Aber sie haben es auch gerochen“, sagt Würtheim. Er kann nur vermuten, dass die Schiffe, die alle über eigene Kläranlagen verfügen, die Gelegenheit nutzen würden, wenn ihre Passagiere auf Landgang sind, um die Anlagen einmal kräftig „durchzulüften“.
„Die Würzburger Hafengesellschaft (WHG) kann nicht sagen, woher der Geruch kommt, den Passanten an der Mainlände hin und wieder feststellen“, schreibt WVV-Sprecherin Kristina Kessler in einer Stellungnahme für die WHG. „Wir können uns kaum vorstellen, dass der Geruch von den Flusskreuzfahrtschiffen kommt. Diese sind mit hochmodernen Klärsystemen an Bord ausgerüstet. Das gereinigte Wasser lassen die Schiffe in der Regel während der Fahrt ab“, heißt es weiter. Eine Handhabe, wenn die Schiffe dies vor Anker täten, habe die WHG keine. Die Gesellschaft versuche, die Schiffe durch Gespräche für die Thematik zu sensibilisieren.
Jochen Würtheim bleibt also nur eines: Mit einem Schild am Eingang weist er auf die seiner Ansicht nach Verantwortlichen der unschönen „Duftwolken“ hin. Und wenn er Glück hat, bläst der Wind aus Süden.