Die Musik ist schuld: Wenn keine Stimmung im Saal ist. Wenn die Technik nicht funktioniert. Wenn die Pointe nicht sitzt. Wenn der Sitzungspräsident lahm rüberkommt. Immer ist die Musik schuld. Natürlich. Davon können Alleinunterhalter, Duos und Bands ein Lied singen. Dabei legen die Musiker gerade im Fasching Höchstleistungen ab. So wie Frank Olbrich aus Oberpleichfeld und Volker Böhm aus Püssensheim. Seit fünf Jahren treten die beiden Hobbymusiker zusammen auf, als Duo Lollypop.
„Sofort nach Dreikönig geht es los“, wissen sagen der 37-jährige Franky und der 39-jährige Volker. Dann müssen die Frauen und Kinder zurückstecken, denn die beiden Familienväter machen bis zum Aschermittwoch die Nächte durch. An den Wochenenden spielen sie auf Prunksitzungen und Kappenabenden und je näher das Faschingsende kommt, desto mehr werden die Auftritte bei Tänzen, Bällen, Weiberfasching, Umzügen und Partys.
„Es hat sich noch keiner beschwert, dass er lachen durfte.“
Duo Lollypop Hobbymusiker
Tanzmusik zu spielen, das sei einfach und mache Riesenspaß. „Übers Jahr hindurch ergibt sich bei den Festen und Familienfeiern ein Lied nach dem andern“, sagen die beiden Männer schmunzelnd. „Der Franky ist in dieser Hinsicht ein Phänomen, dem fällt immer was ein, das wir spielen können“, lobt Volker seinen Kollegen. Er selbst wisse oft nicht, welches Lied als nächstes komme. Volker passe sich mit seinem Keyboard einfach an, wenn er kurz vor dem Taktwechsel von Frank die Dur zugerufen bekommt. Da muss vieles von alleine und ohne Noten gehen, sonst ist die Stimmung schnell dahin.
„Wir singen alle Lieder mit und immer zweistimmig“, sagt das Duo. Es sei jedes Mal eine Herausforderung, den Geschmack des Publikums zu treffen. „Wir wollen, dass der Funke überspringt. Das sind wir dem Veranstalter schuldig“, erklärt Frank. Schließlich hätten die Gäste Eintritt bezahlt, um einen schönen Abend zu erleben.
„Wenn keine Stimmung aufkommt, machen wir uns extrem Gedanken, woran es liegen könnte“, erklären Franky und Volker. Haben sie das Publikum falsch eingeschätzt? Oder woran lag's? Sie gehen auf jede Laune ein. Wenn eine Polonaise im Saal entsteht, spielen sie durch. Wenn sich jemand „Skandal um Rosi“, „Schöne Maid“, „Schwarze Natascha“, „Die Fischerin vom Bodensee“, „Cowboy und Indianer“ oder „Summer of 96“ wünscht, sind sie dabei, „obwohl wir diese klassischen Wunschlieder schon gar nicht mehr hören können“. Zudem fragen sie junge Leute, was im Trend ist und was sie deren Meinung nach unbedingt spielen müssen.
„Wenn das Licht angeht, beginnt die Show“, sagen Frank und Volker, die im alltäglichen Leben Versicherungs- und Finanzmakler beziehungsweise Außendienstler für Handwebteppiche sind. Wenn das Licht angeht, dann schalten sie um auf gute Laune und Fitness, egal ob sie krank oder müde sind. Zehn gesunde Finger zu haben, sei nicht das größte Problem. Die Stimme darf nicht versagen. „Wir haben alles dabei, von der Lutschtablette bis zum Antibiotika-Spray, das schnell bei Heiserkeit hilft“, so die Zwei.
Dass in Innenräumen nicht mehr geraucht werden darf, das kommt den Musikern zugute. „Aber wir müssen schon auf uns achten und dürfen mit unseren verschwitzten T-Shirts nicht einfach mal raus zum Luftschnappen“, erklärt Volker. Da sei man schnell krank, zumal die Nächte lang wären und mit dem „nervigen Aufräumen“ des Equipments oft bis fünf Uhr früh dauerten.
Das Klischee vom „ständig betrunkenen Musiker“ stimme übrigens gar nicht. „Wir müssen vor allem bei Büttenabenden immer konzentriert sein und außerdem nachts noch heimfahren“, wehren sie gut gemeinte Spenden hochprozentiger Getränke ab. Es sei anstrengend, alle Aktionen auf der Bühne zu verfolgen, auf jedes Nicken der Akteure zu reagieren, Witze mit einem Tusch zu unterstreichen oder die Mikrofone der Akteure einzuschalten und sie der jeweiligen Stimmlage sekundenschnell anzupassen.
Kleine Nachlässigkeiten oder Unstimmigkeiten mit den Bühnenakteuren verzeihe das Publikum. „Wir machen uns selbst einen Spaß daraus“, meint Franky und sagt: „Es hat sich noch keiner beschwert, dass er lachen durfte“. Für den Spaß geben sie alles und unterstützen auch Büttenredner, die „es einfach nicht können“. „Wenn wir merken, dass jemand nicht ankommt und geratscht wird, spielen wir einen Tusch, dann klatschen die Leute wenigstens“, helfen sie weiter.
Wenn Frank und Volker nicht selbst ihre Freude an der Show hätten und die Musik nicht so lieben würden, wäre der Faschingsmarathon nicht möglich. „Wir haben bei unserem Hobby schon viele Freunde gewonnen, die wir auch privat treffen“, wissen sie. Super Abende hätten sie miterlebt wie den wieder erstandenen Haderlumpenball oder die lustigen Prunksitzungen in Prosselsheim.
Dennoch sind Frank und Volker froh, „dass nun bald wieder Schluss ist“. Die ersten vier Wochen nach Faschingsdienstag rühren sie nicht einmal ihr Instrument mehr an.
- außer für die Rübenfahrer! Danke für die Ausnahme! Freu mich schon auf den 16.02.!!!