Der jüdische Humor gilt als feinsinnig, tiefgründig. Jüdische Witze hat der Staatsrechtler Carlo Schmid (SPD) bereits in den 60er Jahren einmal charakterisiert als „heiter hingenommene Trauer über die Widersprüche und Unlösbarkeiten des Daseins“. Es kam also Spannung auf, als Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden, zusammen mit Domkapitular Clemens Bieber von Fastnachts-Präsident Bernhard Schlereth auf die Bühne gebeten wurde.
Die TV-Aufzeichnung der „Närrischen Weinprobe“ im Hofkeller der Würzburger Residenz war da bereits abgedreht. Aber es gehört zur Tradition dieser feucht-fröhlichen Schoppenrunde im Stückfasskeller, dass sie mit einem Witz beendet wird. Zuständig dafür war bislang stets Bischof Friedhelm Hofmann, der zwar seit vier Monaten in Ruhestand ist, aber nur wegen eines Trauerfalls in der Familie fehlte.
Von Schweinebraten und Schäufele
Die Blicke der rund 100 Gäste richteten sich also auf Schuster, und er enttäuschte nicht: Neulich, erzählte er also, hätten sich Clemens Bieber und der Würzburger Rabbiner Jakov Ebert in der Stadt getroffen. Der Katholik habe zu dem Juden gesagt: Schweinebraten und Schäufele seien ein Genuss, „probieren Sie es doch auch endlich einmal“. Der Rabbiner habe da kurz überlegt und dann geantwortet: „Eigentlich haben Sie recht, Herr Bieber. Ich probier’s auf Ihrer Hochzeit.“
Um noch mehr Widersprüche und Unlösbarkeiten des Daseins im Zusammenleben zwischen Mann und Frau war es zuvor in der rund zweistündigen Aufzeichnung gegangen, die bereits zum 19. Mal den Auftakt in die Session des Fastnachtverbands Franken bildete. In einer Zeit, die gesellschaftlich und politisch große Herausforderungen birgt, war es dem Vorsitzenden des Zentralrats der Juden anzumerken, wie sehr ihm die unbeschwerten Stunden in den Residenzkatakomben gefallen haben.
Bausback als Old Shatterhand
Durch das Programm führten der Komödiant Martin Rassau und Nicole Then, die diesmal in der Beschreibung der Weine Unterstützung erhielt von den sechs Bewerberinnen für die Wahl zur fränkischen Weinkönigin im März. Das charmante Sextett hatte mit dem frotzelnden Taxifahrer Bernhard Ottinger sogar einen eigenen Chauffeur. An der Spitze der politischen Prominenz stand der bayerische Justizminister und Karl-May-Fan Winfried Bausback als Old Shatterhand („Mein Kindheitsidol“). Er vertrat das Kabinett und fand die Atmosphäre im Keller „großartig“. Es tue der Politik gut, „auf diese pointierte und humorvolle Art den Spiegel vorgehalten zu bekommen“.
Innenminister Joachim Herrmann und Landtagspräsidentin Barbara Stamm hatten kurzfristig wegen der Sondierungsgespräche der Union mit der SPD in Berlin absagen müssen. Die Show bot ein Potpourri aus Spaß, Gesang und Tanz – und viele neue Gesichter. So debütierten der 15-jährige Tobias Jodl aus Kleinrinderfeld, Bernd Kleinschnitz aus Greußenheim (beide Lkr. Würzburg) oder Claudia Bill aus Oberfranken.
Als Franke in der Nummer wiedergefunden
„Das tut der Fastnacht gut“, freute sich der Würzburger Landrat Eberhard Nuß über die Breite der Darbietungen: „Du hast dich als Mensch, als Franke in jeder Nummer wiedergefunden.“ Mit dabei auch Thomas Väth als Schmied aus dem Spessart oder Doris Paul von der Schwarzen Elf aus Schweinfurt als stressgeplagte Chefin im Hotel Mama. Der Mittelfranke Sven Bach erzählte davon, dass er sich auf ärztlichen Rat mediterran ernähren sollte: „Zum Glück is Schäufele a Krustentier.“
Der wunderbare Wortjongleur Oliver Tissot, das Rhöner Trio „Spilk“ mit ihrem genauso tiefsinnigen wie schmissigen Nationalpark-Song, die Combo Eselsohren und die Garde der TSG Veitshöchheim rundeten das Programm ab. Michl Müller, diesmal im feinen Jackett mit Einstecktuch, beendete den offiziellen Teil mit einem Griff ins Archiv und seiner musikalischen Liebeserklärung an die Fleischereifachverkäuferin. Ein Stück Gelbwurscht gab’s dabei obendrauf für die Gäste, aber das hat Josef Schuster natürlich liegen lassen.
Warum haben evangelische Pfarrer eher eine schlanke Figur?
Dafür hat auch Domkapitular Clemens Bieber seinen ehemaligen Chef würdig vertreten. Bieber hatte natürlich ebenfalls einen Witz mitgebracht: Warum haben evangelische Pfarrer eher eine schlanke und katholische eher eine barocke Figur? Der evangelische Pfarrer kommt abends heim, geht an den Kühlschrank, der ist leer – also geht er ins Bett. Der katholische Pfarrer kommt abends heim, geht zum Bett, das ist leer – also geht er an den Kühlschrank . . . Auch so eine Unlösbarkeit des Daseins.
TV-Tipp:
„Närrische Weinprobe“, BR Fernsehen, Freitag, 12. Januar, 19.30 Uhr
Die Fastnacht in Franken
Nach der Närrischen Weinprobe geht es aufgrund der kurzen Session Schlag auf Schlag weiter mit den Fernsehproduktionen des Fastnachtverbandes Franken in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Fernsehen. Hier eine Auswahl aus dem TV-Programm:
- Franken Helau: Samstag, 20. Januar, 20.15 Uhr, aufgezeichnete Fastnachtssitzung aus Markt Bibart.
- Feste in Bayern: Sonntag, 28. Januar, 12 Uhr, Brauchtumsumzug in Spalt
- Fastnacht in Franken: Freitag, 2. Februar, 19 Uhr, Live-Prunksitzung des Fastnachtsverbandes in Veitshöchheim
- Lebenslinien: Montag, 5. Februar, 22 Uhr, Oti Schmelzer, ein Winzer bei der Fastnacht.
- Wehe wenn wir losgelassen: Sonntag, 11. Februar, 18.45 Uhr, Sitzung des fränkischen Narrennachwuchses.
- Fastnachts-Kehraus: Dienstag, 13. Februar, 20.15 Uhr, Live von der Faschingsbeerdigung in Hof sowie Rückblicke auf den Kehraus in Erlabrunn und Heidingsfeld.