Samstagnachmittag tanzten drei Blondinen über den Kiliansplatz: Lilly Bendl, Sonja Golubkowa und Milena Junge aus Stuttgart, München und Hamburg. Sie sind regelmäßige Gastkünstlerinnen im Würzburger tanzSpeicher im Alten Hafen. Ab 2022 werden sie auch indoor in der Innenstadt auftreten, denn dann zieht Thomas Kopps Tanzbühne vom Kulturspeicher am Main in den Kellersaal des Museums am Dom (MAD).
"Schnittstelle zwischen Tanz und Bildender Kunst"
Zur Einführung in die Trio-Performance erklärte der Choreograf und Tanzlehrer Thomas Kopp, nach 18 Jahren an der alten Adresse wolle der tanzSpeicher "näher an die Stadtgesellschaft rutschen, auch in die Köpfe". Zum neuen Haus erklärte er, mit der Kunstsammlung der Diözese habe man schon in der Vergangenheit mehrere Projekte gemacht und gesehen: "Wir passen zusammen." Deswegen hat sich der tanzSpeicher – künftig "Tanzhalle am Dom" – auf eine systematische Zusammenarbeit mit dem MAD verpflichtet. "Wir haben nicht gesagt: Wenn’s mal zusammenpasst, machen wir was." Vielmehr sehe man sich "als Schnittstelle zwischen Tanz und Bildender Kunst".
In diese Schnittstelle gehört auch das gesprochene Wort, wie die Samstagnachmittags-Performance mit zwei Ausschnitten aus dem Tanztheaterstück "Herzschlag" demonstrierte: Zu dieser Choreografie – ursprünglich für vier Juli-Abende auf der langen Hubland-Wiese entworfen – gehört das gesprochene Wort, wie für viele Arbeiten aus dem Hause Kopp. Für die Kooperation zwischen dem MAD und den Untermietern in seinem Keller heißt das, dass auch die bischöfliche Gemäldesammlung an einen wesentlichen Zug der Gegenwartskunst anschließt: Sie übersteigt den Rahmen von Malerei, Grafik und Skulptur, hin zur Darstellenden Kunst und durch die Tanzhalle eben auch zur Literatur. So geht Intermedialität.
Viele Schritte müssen konkretisiert werden
Jürgen Emmert leitet die Diözesanabteilung Kunst, sitzt im städtischen Kulturbeirat und ist Mitglied im Förderverein tanzSpeicher. Man kennt sich also. Seit eineinhalb Jahren arbeitet er mit Thomas Kopp an der Kooperation, und daher "gibt es viele Schritte, die wir jetzt erst einmal konkretisieren müssen". Dazu gehört die Zusammenarbeit mit weiteren kirchlichen Stellen.
Dass der Museumssaal im Untergeschoss nicht mehr für große Sonderausstellungen zur Verfügung steht, scheint für Emmert eher Teil der Lösung als Teil des Problems zu sein. So braucht das MAD für den Ausstellungsbetrieb weniger Aufsichten. Die neue Hängung von Kunstwerken in der Dauerschau soll es auch ermöglichen, Wechselausstellungen "wendiger aus eigenen Sammlungsbeständen" zu gestalten. Man werde "Themen einflechten" (Emmert nennt einige politisch brisante Stichwörter), also Werke aus dem Depot holen und zu Inhaltsschwerpunkten gruppieren. Der Kunsthistoriker schien damit am Samstag recht glücklich zu sein: "Wir wollten immer, dass das Ausstellen lebendig bleibt."