Was um Himmels willen hat Angela Merkel bloß mit den fünfzig Mark gemacht, die ihr Helmut Kohl seinerzeit für eine neue Frisur spendiert hat? Ein historisches Rätsel, das auch Altbürgermeister Günter Stock auf dem Nachtwächterrundgang durch Margetshöchheim nur ansprechen, aber nicht lösen konnte.
Es war ein kleines Jubiläum, nämlich der zehnte Nachtwächterrundgang, zu dem laut einer Pressemitteilung, wie jedes Jahr, der Ortsverein der SPD eingeladen hatte. Ausgerüstet mit Hellebarde, Laterne und Signalhorn führte Nachtwächter Günter Stock kürzlich zahlreiche Bürger durch den Altort und wusste erneut mit seinem faktenreichen, aber schlitzohrig vorgetragenen Rückblick zu fesseln und zu amüsieren.
Aus den Unterlagen der Gemeinde sind 34 Bürgermeister oder Schultheißen, wie sie damals hießen, bekannt. Im Jahre 1462 wird Hanß Herwarth als erster Ortsvorsteher erwähnt. Johann Caspar Weyller hat es auf die längste Amtszeit gebracht, er amtierte 34 Jahre, von 1763 bis 1797. In diesen Zeiten waren es wenige reiche Bauern, die sich den meist kostspieligen Wahlkampf für das Ehrenamt eines Schultheißen oder Gemeinderats leisten konnten. Arme Schlucker hatten damals keine Chance.
Das änderte sich erst, als Margetshöchheim im Zuge der Industrialisierung zu einem Arbeiterdorf geworden war. Ein gutes Beispiel dafür ist der Sozialdemokrat Ludwig Volk, der als Arbeiter bei Koebau von 1948 bis 1972 als ehrenamtlicher Bürgermeister amtierte.
Nachtwächter Günter Stock hatte wie gewohnt viele Schmankerl und Anekdoten aus vergangenen Tagen des „Margetshöchämmer“ Dorflebens zu berichten, die er dem „Ortschronist“ Werner Lennemann verdankt. Er schloss den Rundgang mit der bewährten „Nachhilfe für Neubürger“ in einheimischer Mundart. Zum Ausklang lud der SPD-Ortsverein zu Glühwein und Weihnachtsgebäck in den stimmungsvoll illuminierten Preuschenhof ein.