
Als ich als kleiner Bub im Alter von neun oder zehn Jahren anfing, Tischtennis zu spielen, war das ein großes Abenteuer. Im viel zu weiten Sporthemd des großen Bruders, mit ein paar Gleichaltrigen in der Sporthalle unter lauter Erwachsenen. Der „Chef“ in der Halle – das Wort Abteilungsleiter sollte ich erst viel später lernen – war, wie ich bald merkte, der „Herr Freiberger“. Geduldig und freundlich brachte er uns nach und nach die richtigen Tischtennisschläge bei, wurde – sehr selten – auch mal ein bisschen streng, wenn wir es an der Platte mit dem Unsinn machen übertrieben. Wir haben auf ihn gehört. Er war für uns Kurze eine – sehr, sehr nette – Respektsperson. In gewisser Weise unser Tischtennis-Papa.
Mir hat er nicht nur gezeigt, wie man den kleinen Tischtennisball richtig schlägt. Aus heutiger Sicht viel bedeutender: Er hat mir auch beigebracht, dass es wichtigere Dinge gibt, als ein Spiel zu gewinnen. Dass der Spaß am Sport nicht aufhört, wenn man gegen einen Besseren verliert. Dass man deshalb nicht traurig sein muss, sondern den Gegner nach dem Match sogar mal loben kann. Aus heutiger Erwachsenen-Sicht: Er hat mich zur Fairness erzogen.
Ich war glaube ich 14 oder 15 Jahre alt, als ich das erste Mal gegen ihn gewonnen habe. Ich war natürlich furchtbar stolz, und er vielleicht noch viel mehr, wusste er doch, dass er mir alles beigebracht hat. Nicht viel später – ich wurde erwachsen – wurde aus dem „Herrn Freiberger“ der „Werner“, ein Sportkamerad und langjähriger Freund. Über 30 Jahre war er Leiter der Tischtennisabteilung der TG Würzburg, wurde von Verein und Verband mit goldenen Ehrennadeln ausgezeichnet. Ich glaube, das war ihm nicht so wichtig: Es hat ihm einfach viel Spaß gemacht. Vor eineinhalb Wochen ist er gestorben.
Wie viele andere ehemalige „Tischtennis-Pimpfe“ habe ich ihm viel zu verdanken. Ja, sie sind unglaublich wichtig, all die Ersatz-Mamas und -Papas in unseren Sportvereinen. All die Abteilungsleiter, Übungsleiter, Jugendtrainerinnen und Jugendtrainer. Die, im besten Fall, Kindern und Jugendlichen nicht nur den Sport vermitteln, sondern auch sportliche und moralische Werte. Woche für Woche opfern sie viel Zeit und Herzblut. Viel zu selten wird ihre Arbeit gewürdigt. Für einen riesengroßen Dank an sie alle soll dieser Einwurf stehen.