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Würzburg
Nachgefragt: Warum Elektrobusse auch eine Ölheizung haben
Die neu bestellten Elektrobusse der Stadt Würzburg fahren nicht ausschließlich mit Strom. Sind sie deshalb "eine Dreck- und Emmissionsschleuder", wie ein Leser findet.
Die Elektrobusse, die die WVV für Würzburg bestellt hat, fahren zwar elektrisch, jedoch nicht ausschließlich.
Foto: Christian Charisius/dpa | Die Elektrobusse, die die WVV für Würzburg bestellt hat, fahren zwar elektrisch, jedoch nicht ausschließlich.
Patrick Wötzel
 |  aktualisiert: 07.04.2020 13:11 Uhr

Zur Berichterstattung vom 26. Januar unter dem Titel "Bald fahren die ersten Elektrobusse in der Stadt" hat die Redaktion ein Leserbrief erreicht, in dem die Umweltfreundlichkeit der von der WVV bei der polnischen Firma Solaris bestellten Busse in Frage gestellt wird. "Sie haben eine Heizung und Klimaanlage, die von einem ungeregeltem Dieselmotor angetrieben wird. Eine Dreck- und Emissionsschleuder sondergleichen" schreibt Walter Bergold aus Gelchsheim.

Das stimmt teilweise, bestätigt WVV-Pressesprecher Jürgen Dornberger auf Nachfrage: Beide Elektrobusse haben eine eingebaute Zusatzheizung, die in der kalten Jahreszeit gebraucht wird, um die Batterie der Fahrzeuge zu entlasten. Der mit Heizöl betriebene Brenner "wird nur bei bestimmten klimatischen Bedingungen zugeschaltet, um die Reichweite zu erhöhen und demnach die Einsatzfähigkeit der Elektrobusse zu sichern", teilt Dornberger mit. Die Heizleistung beträgt 23 Kilowatt, der Verbrauch ist vom Hersteller mit 2,5 Liter Kraftstoff pro Stunde angegeben.

Klimatisierung im Sommer nur mit Strom

Die Klimatisierung der neuen Fahrzeuge im Sommer erfolgt dagegen nur mit Strom. Sie sind laut Dornberger mit der speziell für den Einsatz in Elektrobussen entwickelten Dachkompakt-Klimaanlage "Konvekta UL 500 EM" ausgestattet, die rein elektrisch betrieben wird.

Wie berichtet, sollen die ersten beiden Elektrobusse mit einer Reichweite von 200 Kilometern pro Ladung ab Juni auf verschiedenen Strecken im Stadtgebiet eingesetzt und im täglichen Betrieb ausführlich getestet werden. Die ersten Fahrten sind auf den Linien 6 und 16 sowie im Nachtbetrieb vorgesehen. Sollte das Pilotprojekt erfolgreich verlaufen, will die WVV ihre Elektro-Flotte bis 2024 auf insgesamt 18 Fahrzeuge, darunter vier Gelenkbusse, ausbauen.

Die Anschaffung der ersten beiden Busse wurde durch das Bundesverkehrsministerium mit Geldern aus dem "Sofortprogramm Saubere Luft" unterstützt, so dass ein Teil der Mehrkosten im Vergleich zu Dieselbussen ausgeglichen werden konnte.

Nachgefragt: Sie fragen, wir recherchieren
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  • chrihand
    Ob er Bergold dann rumheult, weil er sich im eiskalten Bus eine Erkältung geholt hat?
    Oder er zu spät zum Termin kommt, weil die Batterie wegen der Heizung nicht gehalten hat?
    Hoffentlich kommt der Strom dafür dann nicht auch noch aus einem der Heizkraftwerke....

    allkanda6: Wie sehr die deutsche Industrie schläft sieht man doch an den Fahrzeugen die entwickelt werden. Hauptsache groß, Hauptsache unter 7 Sekunden auf 100km/h, Hauptsache dicke E-Maschine. Kompaktklasse verschlafen, ebenso wie Nutzfahrzeuge.

    Und der Rest? Schau mal in NES, der Modellstadt, nach praxistauglicher Infrastruktur. Wenn DAS Modellcharakter haben soll, dann Gute Nacht.
    Schau mal nach von wo die Elektro-Nessi kam. Und warum mit einem Jahr Verspätung....
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  • allkanda6
    In ihrem Bericht erfährt man , dass die Busse in Polen hergestellt werden. Das belegt, dass unsere Auto-Industrie offensichtlich schläft. Warum? Geht es denen noch zu gut? Warten sie noch auf unsere Steuergelder, um ja nicht zuviel aus eigener Tasche drauflegen zu müssen? Ich kann das Verhalten nicht verstehen. Herr Wötzel, fragen sie doch mal bei der Industrie nach, denn wir als Steuerzahler möchten schon wissen, warum wir die Busse im Ausland holen müssen. Lassen sie sich bitte nicht darauf ein, Polen sei doch auch EU-Mitglied. Das kann nicht als Grund angeführt werden. Wir in Deutschland brauchen in Zukunft auch noch Arbeitsplätze.
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  • p.woetzel@mail.de
    Die Frage ist schnell beantwortet:

    Das Projekt wurde wie immer ausgeschrieben, laut Bernd Karl von der WSB sind nur zwei Angebote eingegangen, eins von einem deutschen Unternehmen und eins von Solaris. Die WSB hat sich für das aus ihrer Sicht bessere Angebot entschieden.

    Mit freundlichen Grüßen,

    Patrick Wötzel
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  • holle4es
    Hallo Herr Wötzel,
    es wäre schön gewessen, wenn Sie mal den tatsächlichen Vergleich im Verbrauch an Diesel zwischen einem herkömlichen und einem Eletkrobus mit Dieselheizung angegeben hätten, dann würde es vielleicht auch der letzte kapieren, dass moderne Elektrobusse die bessere Wahl für saubere Luft in der Stadt sind. Also: Wieviel Liter Diesel verbraucht ein normaler Bus im Winter bzw. Sommer pro Stunde oder pro km und wieviel braucht der Stromer? Optional noch: wieviel kg NOx bz. CO2 wird dabei jeweils vor Ort emmitiert? Würde mich auch interessieren.
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  • tommy33
    @holle
    Optional auch noch wieviel CO2 für die Herstellung einer Batterie für einen Dieselbus entsteht 👍
    Und dann wäre es auch mal schön die Gesamtbilanz beider Antriebssysteme zu vergleichen und wann ein Strombus quasi pari läuft mit dem Diesel und wann die Batterie ersetzt werden muss! 😳😳😳
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  • holle4es
    Ach das (Pseudo-)Hauptargument gegen Elekro: Die ach so umweltschädliche Produktion der Batterien, wofür auch noch Kinder in der Dritten Welt ausgebeutet werden (weil ja die Komponenten von Verbrennerfahrzeugen alle nachhaltig auf dem regionalen Biobauernhof erzeugt werden...) ..Ich bin mir sicher, dass die tausenden Liter Diesel und Öl, die ein Bus während seiner Lebenszeit verbraucht, bei Erzeugung und Verbrennung mehr Schaden anrichten, als eine Batterie, die mit Ökostrom gespeist wird.
    Aber die Gesamtbilanz im Ressourcenverbrauch beider Systeme auf den Gesamtlebenszyklus wäre sicher interessant. Da aber der Artikel sich hier auf einen Leserbrief bezieht, der nur die "dreckige" Heizung in Frage stellt, beließ ich es bei der Frage nach den vor-Ort Emmissionen.
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  • info@softrie.de
    Ich bin kein Verschwörungstheoretiker, aber die gewissen Ölländer beuten ebenfalls viele Menschen aus. Man sieht's unter anderem an der Touristik-Branche.
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  • tommy33
    Ach , andere Länder beuten Ihre Leute nicht aus? Was ist mit China, Nord Korea etc.?
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  • Markustan
    "... als eine Batterie, die mit Ökostrom gespeist wird......."
    Ich glaube nicht, das auch nur annähernd 75% der Elektrofahrzeuge mit ÖKOSTROM betrieben wird.
    Die Ökobilanz dieser Fahrzeuge bezieht sich aber immer auf ÖKOSTROM.
    Mit Strom aus Kohle, Atom etc siehts ganz schlecht aus für die ÖKOBILANZ der ELEKTROFAHRZEUGE.
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  • holle4es
    Ich bezog mich rein auf diese zwei Busse. Man sollte wohl erwarten, dass der "Umweltkonzern" die Busse mit Ökostrom lädt.
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  • tommy33
    holle4es
    Haben Sie zwei Stromleitungen zuhause? Eine für Ökostrom und eine für den Rest? Also ich habe nur eine Leitung. Da kommt nur ein Strom raus der zu ca. 35% aus Ökostrom besteht. Die anderen ca. 65% kommen woanders her. Auch wenn Sie einen Anbieter haben der zu 100% Ökostrom verkauft.
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  • holle4es
    Na Sie haben das Konzept ja begriffen... traurig
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  • tommy33
    Ich bin mir sicher........
    Aha die Fachleute die schon nachgerechnet haben sind also Lügner?
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