In den nächsten Jahren bis 2022 steht laut einer Pressemitteilung bundesweit bei rund 150 000 Unternehmen die Übergabe an einen Nachfolger an. Hiervon sind rund 2,4 Millionen Beschäftigte betroffen. Dazu kommt: Immer weniger junge Menschen wagen den Schritt in die Selbständigkeit, und immer mehr ältere Firmenchefs suchen Nachfolger. Im Jahr 2035 wird es laut einer Prognose der Industrie- und Handelskammer Würzburg-Schweinfurt (IHK) in Unterfranken rund 5000 Firmeninhaber weniger als heute geben.
Diese Zahlen präsentierte Diplom-Volkswirt Ralf Hofmann von der (IHK) zu Beginn der Tagung „Unternehmensnachfolge“. Der große Sitzungssaal im Landratsamt Würzburg war mit mehr als 130 Interessierten bis auf den letzten Platz gefüllt und spiegelte den Beratungsbedarf zu diesem Thema eindrucksvoll wider. Eingeladen hatten Stadt und Landkreis Würzburg, die IHK und Handwerkskammer für Unterfranken (HWK) gemeinsam.
Nachfolge rechtzeitig planen
Diplom-Volkswirt Michael Pfister (HWK) riet, möglichst frühzeitig, etwa ab dem 55. Lebensjahr, spätestens fünf Jahre vor der geplanten Übergabe, über die Nachfolgeregelung nachzudenken. Nachfolger sollten nicht nur in der eigenen Familie gesucht werden, sondern auch extern, denn hier gelte Qualifikation vor Abstammung für eine erfolgreiche Weiterführung des Unternehmens.
Es gibt auch persönliche und familiäre Aspekte zu bedenken: Ein selbständiger Unternehmer muss sich stufenweise auf den Ruhestand vorbereiten. Etwa, indem er zunächst nicht mehr am Wochenende arbeitet, keine Überstunden mehr macht und sich ein Hobby sucht. Für eine erfolgreiche Unternehmensübergabe seien auf beiden Seiten Kompromisse und vorab diverse Berater unabdingbar. Für die Beratung in diesem komplexen Prozess stünden IHK und HWK sowie Steuerberater, Anwälte und Notare zur Verfügung.
Dr. Mark Weirich, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater aus Würzburg, hat bereits zahlreiche Unternehmensnachfolgen begleitet. Auch er betonte, dass die frühzeitige Planung wesentlich sei: Es gehe um die Alterssicherung des Übergebers, um faire Bedingungen für den Nachfolger und auch um die Verantwortung für die Arbeitsplätze, die es zu erhalten gilt. Natürlich seien auch steuerliche und rechtliche Aspekte zu berücksichtigen und eine realistische Wertermittlung durchzuführen.
Notfallkoffer für ungeplante Situationen
Sein dringender Rat: Ein „Notfallkoffer“ mit allen wichtigen Ansprechpartnern, einem Katalog erster Maßnahmen, Informationen über Passwörter usw. sorgt vor bei ungeplanten oder unerwarteten Nachfolgesituationen, wie sie etwa durch Streitigkeiten, Scheidung oder Krankheit und Tod eintreten können.
Wie eine erfolgreiche Unternehmensübergabe funktioniere, trug Maximilian Severin vor. Der 37-jährige Betriebswirt ist geschäftsführender Gesellschafter der Männer-Mode Severin GmbH & Co. KG und der Severin Immobilien GmbH & Co. KG. Das Familienunternehmen wird mit ihm bereits in der vierten Generation geführt. Innerhalb von drei Jahren war die Übergabe geregelt. „Die Vorgänger-Generation muss loslassen lernen, die Nachfolger-Generation muss die Lebensleistung der Vorgänger wertschätzen und dann ganz bewusst die Verantwortung für die Zukunft des Unternehmens übernehmen“, betonte Maximilian Severin.