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ESTENFELD/WÜRZBURG
Nach wie vor keiner Schuld bewusst
Idyllische Bachlandschaft: Die Kürnach sieht besser aus, als sie ist. Fäkalien haben den Bach immer wieder verschmutzt.THOMAS OBERMEIER
Foto: Foto: | Idyllische Bachlandschaft: Die Kürnach sieht besser aus, als sie ist. Fäkalien haben den Bach immer wieder verschmutzt.THOMAS OBERMEIER
Von unserem Redaktionsmitglied MANUELA göbel
 |  aktualisiert: 01.10.2013 18:33 Uhr

Knapp drei Jahre ist es mittlerweile her, dass Abwasser aus Estenfeld Hunderte Forellen in der Kürnach vergiftet hat. Seitdem beschäftigen sich Wasserwirtschafts- und Landratsamt mit dem Problem, konnten aber nicht verhindern, dass der Bach immer wieder verschmutzt wurde und mindestens zwei weitere Fischsterben folgten.

Jetzt hat die Gemeinde Estenfeld die Genehmigung zur Einleitung von Mischwasser in den Bach bis Juni 2014 – mit wenigen Auflagen – verlängert bekommen. Gleichzeitig hat der Bachpächter Matthias Hampl beim starken Regen vor ein paar Wochen weitere Verschmutzungen beobachtet: „Beim Regenüberlauf an der Weißen Mühle ist wieder eine stinkende Brühe in die Kürnach gelaufen,“ sagt der Naturschützer, der die Fischereinutzung der unteren Kürnach gepachtet hat.

„Prinzipiell sind die technischen Anlagen Estenfelds in Ordnung“, sagt dagegen Matthias Rätz, Abteilungsleiter Würzburg des Wasserwirtschaftsamtes, nach der fachlichen Begutachtung des Abwassersystems. Laut Rätz sind die Fischsterben nicht durch bauliche Mängel verursacht worden. Das Landratsamt hat stattdessen mangelhafte Überwachung der Gemeinde Estenfeld dafür verantwortlich gemacht, dass giftige Abwässer statt per Kanal zur Kläranlage direkt in den Bach geflossen sind.

Erst seit den Fischsterben haben die Ämter reagiert und Estenfeld Druck gemacht. „Die Mitarbeiter des Bauhofs haben jetzt klare Anweisungen nach Starkregenereignissen die Regenüberlaufbecken zu kontrollieren“, sagt Michael Pahlke vom Landratsamt. Bislang ist dies offensichtlich nicht erfolgt, weshalb der Abflusskanal der Becken immer wieder verstopft und unverdünnte Fäkalien statt in die Kläranlage in den Bach geflossen ist.

Prinzipiell liegt die Kontrolle ihrer Abwässeranlagen in der Eigenverantwortung von Kommunen. „Das ist ein Freibrief dafür, dass der Bach zur Kloake wird“, meint dazu Bachpächter Hampl. Leider sei das, was in Estenfeld passiert, kein Einzelfall. „Ich bin mir ziemlich sicher, dass das jetzt nicht mehr passiert,“ sagt Rätz vom Wasserwirtschaftsamt auf die Frage, ob damit weitere Fischsterben ausgeschlossen sind.

Immer noch kein Ergebnis präsentiert die Staatsanwaltschaft, die seit zwei Jahren wegen Gewässerverschmutzung ermittelt. Wie berichtet richten sich die Ermittlungen auch gegen Estenfelds Bürgermeister Michael Weber. Eine Rolle spielt neben den Mängeln der Überwachung auch, dass Estenfeld von 2010 bis 2012 ohne Genehmigung Abwasser in den Bach geleitet hat.

„Ich finde es unglaublich, dass Estenfeld dafür noch nicht einmal eine Ordnungsstrafe bekommen hat,“ sagt dazu Andrea Angenvoort-Baier, Vorsitzende des Bürgervereins Lengfeld. Der Bürger, der falsch parkt, bekommt sofort ein Knöllchen, das er bezahlen muss. Nach Ansicht von Umweltrechtlern stellt die ungenehmigte Abwassereinleitung sogar eine Straftat dar.

Die Gemeinde Estenfeld selbst ist sich nach wie vor keiner Schuld bewusst: Bürgermeister Weber hat „Sabotage“ für die Verstopfung verantwortlich gemacht. Der Gemeinderat hat veröffentlicht, dass der Bach nicht in Estenfeld, sondern vielleicht in Würzburg verunreinigt werde. „Die Probleme sind seit den Kanalarbeiten in der Aumühle in Lengfeld aufgetreten“, steht im Gemeindeblatt. Und: Die „Presse“ berichte „reine Behauptungen“ anstatt sorgfältig zu recherchieren.

Nachdem die Gemeinde im August die Berechnungen ihres Kanalsystems vorgelegt hat, hat das Landratsamt jetzt die Genehmigung bis Juni nächsten Jahres verlängert. Bis dahin soll Estenfeld einige technische Details in den Regenüberlaufbecken sanieren – „aber keine davon sind ursächlich für die Verschmutzungen gewesen“, betont Rätz vom Wasserwirtschaftsamt.

Außerdem muss das Baugebiet „Am Eichlein“ ein Trennsystem bekommen und bis 2015 ein Konzept erstellt werden, wie die Gesamtökologie des Baches verbessert werden soll. „Die Kürnach muss momentan zu viel Wasser aufnehmen,“ erläutert Rätz. Deshalb sollten alle Anrainer Konzepte entwickeln, wie mehr Regenwasser versickert oder gespeichert wird, statt in die Kürnach zu fließen.

 
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