Der Fasching ist beerdigt: Es herrscht wieder Ruhe im Land. Nicht so für viele der Tänzer und Tänzerinnen, die in den Garden, den Schautänzen oder solo als Tanzmariechen auf die Bühne kommen. Bei den Süddeutschen Meisterschaften der Jugend und Junioren im karnevalistischen Tanzsport starten sie nochmals richtig durch: allerdings unter den strengen Blicken einer Fachjury, der – direkt am Bühnenrand platziert – kaum ein Fehler entgeht. Für die Ausrichter, die Tanz-Sport-Garde Veitshöchheim und den Veitshöchheimer Carnevals Club, ist es bereits das zweite Großereignis dieser Art, das sie für den Bund Deutscher Karneval (BDK) ausrichten. Bei gut 2800 Aktiven, die an zwei Wochenenden ihr Können zeigen, ist allein dies eine Meisterleistung.
Das Turnier fordert von Tänzern und Ehrenamtlichen alle Kräfte
In der Halle steht Tisch an Tisch, allesamt besetzt. Vor den Zuschauern, die immer wieder nervös nach vorne zur Bühne blicken, liegt die Reihenfolge der Auftritte, manch einer notiert sorgfältig die Punktewertungen. Lediglich die Kostüme erinnern noch an die fünfte Jahreszeit. Narrenkappen sucht man vergebens. Nervenkitzel liegt in der Luft. „Die Meisterschaften fordern ein Höchstmaß an Konzentration und alle Kräfte von den Tänzern, aber auch von unseren Ehrenamtlichen“, weiß Turnierleiter Oswald Wohlfahrt, dessen etwas zu schick wirkender Anzug, mit weißem Hemd und Fliege, dann aber doch nicht ganz den fastnächtlichen Einfluss leugnen kann. Er wirkt entspannt. Ein Großteil der organisatorischen Arbeit ist getan. Dabei hatte es kurz vor Turnierbeginn nochmals richtig Aufregung gegeben: Die Musikanlage hat nicht richtig funktioniert und Ersatz musste her.
Ausnahmsweise in die s.Oliver Arena umgezogen
Für die Großveranstaltung haben die Veitshöchheimer ausnahmsweise die Mainfrankensäle links liegen lassen und sind in die s.Oliver Arena gezogen, die einzige Halle in Würzburg, die groß genug ist und ausreichend Umkleiden hat, um jeden Verein und die kostbaren Kostüme unterzubringen. Auch ist das Turnier in den letzten Jahren deutlich gewachsen: Schuld ist die große Leistungsdichte im Süden Deutschlands. So reicht heute ein Wochenende für die Süddeutschen nicht mehr: Darum startete am vergangenen Samstag zunächst nur die Jugend zwischen sechs und zehn Jahren, am kommenden Wochenende folgen dann die Junioren bis 15 Jahre an gleich zwei Tagen: „Das heißt natürlich auch, dass wir alles wieder ab- und von neuem wieder aufbauen müssen“, erklärt Wohlfahrt.
Was sich auf der großen Bühne abspielt, entschädigt jedoch für den Aufwand: Die jungen Tanzsportler sind bestens vorbereitet und zeigen mit ganzem Eifer ihr Können. Gleich drei große Tische hat die Faschingsgesellschaft Versbach mit ihren Unterstützern besetzt. Dabei haben die Karnevalisten erst vor drei Jahren damit begonnen, ihre Jugendgarde für den Tanzsport zu trainieren. „Zunächst sind wir just for fun gestartet, inzwischen ist schon auch sportlicher Ehrgeiz dabei“, erzählt Trainerin Melanie Marx. Dabei möchte der Verein anders als manche Konkurrenten jedoch nicht zu sehr zwischen Spaß und Sport trennen: „Alle, die bei Prunksitzungen tanzen, tanzen dann auch auf dem Turnier“, erzählt sie. Die lockere und stimmungsvolle Atmosphäre vor eigenem Publikum möchte sie nicht missen. Auch soll natürlich auch da das Niveau stimmen. „Wir sind eben eine eingefleischte Karnevalsgesellschaft, die beides macht.“
Trainerstab mit zehn Personen steht beim TV 73 Würzburg hinter den Erfolgen
Hochzufrieden ist die Tanzsportabteilung der TV 73 Würzburg: Platz 3 für Tanzmariechen Mara-Milena Öhrlein und Platz 5 im Gardetanz. Das reicht für beide, um sich für die Deutsche Meisterschaft in zwei Wochen in Halle zu qualifizieren. „Wir sind super zufrieden, besser hätte es nicht laufen können“, freut sich Heike Lepke, die gemeinsam mit Nicole Thein die Garde trainiert. Als Abteilung eines Sportvereins legen die Trainer ein großes Augenmerk auf den sportlichen Aspekt: Zuletzt haben sie bei den Unterfränkischen Meisterschaften acht Titel und zwei Vizemeisterschaften abgeräumt. Auch haben sie mit Mara-Milena Öhrlein, die als Tanzmariechen brillierte, und Samuel Stith zwei Ausnahmekönner – als Tanzpaar sind sie Deutsche Meister – in ihren Reihen. Ein Trainerstab von zehn Personen steht hinter dem Erfolg. „Wir kennen uns schon viele Jahre und arbeiten mit viel Spaß miteinander“, erzählt sie. Das Ziel verbindet: die Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften.
Für den Erfolg trainieren die karnevalistischen Tanzsportler das ganze Jahr über: Im Oktober beginnen die ersten Turniere. Nach dem Spiel ist vor dem Spiel, hat einmal ein bekannter Fußballer gesagt. Dies gilt auch für den karnevalistischen Tanzsport.
Am 3. und 4. März sind in der s.Oliver Arena in Würzburg die Junioren an der Reihe.
Süddeutsche Meisterschaften im karnevalistischen Tanzsport
In der Altersklasse Jugend (Jahrgänge 2007 bis 2012) gewannen: Gardetanz: 1. Platz TSG Coburger Mohr, 5. Platz TV 73 Würzburg, 13. Platz Faschingsgesellschaft Versbach. Tanzmariechen: 1. Platz Emilia Castaneda (Knoblauchsländer KG Buchnesia Nürnberg), 3. Platz Mara-Milena Öhrlein (TV 73 Würzburg).
Schautanz: 1. Platz Narrengesellschaft Strumpfkapp Ahoi Lauda (Main-Tauber-Kreis), 11. Platz Faschingsgesellschaft Versbach, 14. Platz TV 73 Würzburg. Tanzpaare: 1. Platz Faschingsgesellschaft 1970 und Stadtgarde Helmbrechts.