„Wir müssen erst einmal das Gesamtergebnis verdauen.“ „Das Ergebnis ist phänomenal.“ Die beiden Sätze zur Bundestagswahl sagen alles. Frust auf der Seite der Landkreis-SPD, Jubel bei Bündnis90/Die Grünen. Deren Kreisvorsitzende Kerstin Celina freut sich, dass die Grünen nun endlich auch in den stark ländlich geprägten Regionen des Landkreises wahrgenommen werden. Und Kreisvorsitzender Volkmar Halbleib macht das schlechte Abschneiden der SPD an der Stärke der Grünen aus.
Grünen-Hochburg Rottendorf
In Bütthard beispielsweise konnten die Grünen ihr Zweitstimmen-Ergebnis von 6,2 Prozent bei der Bundestagswahl 2013 auf 10,6 Prozent erhöhen.„Wir liegen jetzt in 25 Landkreis-Gemeinden über zehn Prozent“, freut sich Celina. 2013 waren es noch 14 Gemeinden, in denen die Grünen mehr als zehn Prozent der Zweitstimmen gewinnen konnten. Hochburg der Partei ist Gerbrunn mit einem Zweitstimmenergebnis von 14,9 Prozent. 2013 waren es 8,9 Prozent. Am schlechtesten schnitten die Grünen in Riedenheim ab. Gerade einmal 20 der 600 Stimmberechtigten wählten hier grün. Martin Heilig, der Direktkandidat kam gerade einmal auf 12 Stimmen. Sein bestes Ergebnis erzielte er in Höchberg mit 16,2 Prozent (1023 Stimmen).
In Sommerhausen schnitt die AfD unterfrankenweit am schlechtesten ab
Die kleine Gemeinde Riedenheim mit ihren 600 Stimmberechtigten fällt noch bei einem anderen Ergebnis aus dem Rahmen. 14,5 Prozent wählten AfD – das stärkste Ergebnis im Landkreis, das deutlich über das bayernweite (12,4 Prozent) hinausgeht. Dem gegenüber steht Sommerhausen. Mit 5,5 Prozent erzielt hier die AfD ihr unterfrankenweit schlechtestes Ergebnis.
Das Wahlergebnis der AfD stößt allen Kreisvorsitzenden sauer auf. „Wir müssen jetzt klare Kante zeigen“, sagt Volkmar Halbleib. „Das bereitet uns schon Bauchweh“, sagt Wolfgang Kuhl von der FDP. Auch seine Partei gehört nach vier Jahren wieder zu den Siegern. In den traditionellen FDP-Hochburgen Veitshöchheim, Höchberg und Gerbrunn liegen die Liberalen weit über zehn Prozent. Und, um bei Bütthard zu bleiben, im Jahr 2013 gaben hier 37 Wähler der FDP ihre Zweitstimme. 2013 waren es 74. Ein Plus von 4,4 Prozent. „Das erstaunt mich schon sehr“, sagt Wolfgang Kuhl. Es zeige aber auch, dass mittlerweile ein Umdenken stattgefunden hat und liberale Themen bei den Wählern auf dem Land ankommen.
Schockiert über das Wahlergebnis von Paul Lehrieder
Auch CSU-Kreisvorsitzender Thomas Eberth spricht als erstes über Bütthard. Dass die CSU hier noch über 50 Prozent liegt, ist schon „herausragend“, sagt er. Trotzdem, auch in Bütthard musste die CDU Federn lassen. 7,4 Prozentpunkte büßt die Partei bei den Zweitstimmen ein. Gerade noch in elf der 52 Landkreis-Gemeinden fährt die CSU ein Zweitstimmenergebnis von mehr als 50 Prozent ein. 2013 waren es noch 25 Gemeinden, also fast jede zweite, in denen die CSU die absolute Mehrheit der Stimmen verbuchen konnte. „Das tut schon sehr weh“, sagt Eberth auch mit einem Blick auf die Gemeinden im Speckgürtel von Würzburg. In Höchberg, Margetshöchheim und anderen Gemeinden ist die Partei beispielsweise unter 40 Prozent gerutscht. „Hier müssen wir genau überlegen, warum wir das Thema Zweitstimme nicht deutlicher für uns nutzen konnten“, sagt Eberth. Überhaupt nicht verstehen kann er das schlechte Abschneiden des Direktkandidaten Paul Lehrieder. „Gerade weil er fleißig und fast in jedem Dorf präsent war, bin ich über sein Ergebnis sehr schockiert“, sagt Eberth.
Ehre, wem Ehre gebührt! Ca. 10% der Zweitstimmen für die Grünen (weniger, als im Landkreisdurchschnitt).
Rottendorf ist und bleibt schwarz!