Der Arbeitskreis Öffentlichkeitsarbeit hatte zu einer Gesprächsrunde mit dem Thema „Nach der Flucht – Chancen auf Arbeit?“ in die Stadtbibliothek Ochsenfurt eingeladen. Margit Stühler von der Berufsschule Kitzingen-Ochsenfurt und Christian Rappold, Willkommenslotse von der Handwerkskammer Service GmbH zur Unterstützung von Unternehmen bei der Integration von Flüchtlingen, erläuterten die bestehenden Angebote für Geflüchtete.
Margit Stühler stellte unter anderem die Berufsintegrationsklassen in Ochsenfurt vor, in denen die Schüler in höchstens vier Jahren zum Sprachniveau B1 und zu einem Schulabschluss mit Mittelschulniveau geführt werden sollen. Christian Rappold skizzierte sein breites Arbeitsfeld, auf dem er für die unterfränkischen Handwerksbetriebe tätig ist. Bei seiner Lotsentätigkeit ist es ihm ein Anliegen, einen Abbruch der Ausbildung zu vermeiden. Voraussetzung für eine erfolgreiche Betreuung ist eine Arbeitserlaubnis und das Sprachzertifikat B1. Er stehe während der ganzen Zeit der Ausbildung für die Beratung zur Verfügung.
Herausforderungen in der Arbeitsintegration
In der Gesprächsrunde wurden die unterschiedlichen Herausforderungen bei der Arbeitsintegration von Geflüchteten aufgezeigt. Das Kommunalunternehmen des Landkreises war mit drei Vertretern gekommen.
In der Pflege bestehe ein hoher Arbeitskräftebedarf. Wesentlich sei aber für dieses Arbeitsfeld die Haltung zu den betreuten Menschen und damit verbunden die notwendige Sprachkompetenz, d.h. das B2-Niveau sei hier gefordert. In diesem Zusammenhang wurde herausgestellt, wie wichtig die erforderliche Aufenthaltserlaubnis und die damit verbundene Rechtssicherheit ist.
Detlev Münz, Betriebsratsvorsitzender der Senioreneinrichtungen des KU, wies auf diese Problematik hin, wenn die Betroffenen stets nur in sechs Monats-Phasen planen könnten. Klaus Mayer kann diese bürokratischen Hindernisse nur schwer nachvollziehen: Deutschland habe bis 2025 einen enormen Fachkräftebedarf, der gedeckt werden müsse.
"Mehrwert" für den Betrieb
Hier kam mit Awet Abraham ein Betroffener zu Wort. Er lebt seit fünf Jahren in Deutschland und absolviert zur Zeit eine Ausbildung in einem Möbelhaus. Arwet schilderte die Herausforderung des Spracherwerbs und die Sprachanwendung in der Ausbildung. Er habe deshalb jede Form des sprachlichen Kontakts wahrgenommen und nutze auch nach seinem Arbeitstag das vorhandene Angebot der Nachhilfe für schriftliche Prüfungsarbeiten.
Als Arbeitgeber müsse man wahrnehmen, dass die Integrationsleistungen einen „Mehrwert“ für den Betrieb erbringen – so Matthias Rüth von den Senioreneinrichtungen. Personalratsvorsitzender Detlev Münz leiste deshalb als ehrenamtlicher Integrationsbeauftragter eine wichtige Hilfestellung für den Integrationsprozess. Willkommenslotse Christian Rappold unterstrich diese erforderliche Sensibilität und Hilfestellung auch für die Handwerksbetriebe.
Betriebe müssen offen für Integration sein
Jürgen Peter, Mitarbeiter einer Veitshöchheimer Handwerksfirma, bestätigte diese „Briefkasten-Angst“ bei Geflüchteten. Der Flüchtlingsbeauftragte der Stadt Ochsenfurt, Josef Grieb, wies ebenfalls darauf hin, wie wichtig alle diese Hilfestellungen für die Geflüchteten sei, damit diese eine berufliche Perspektive entwickeln könnten. Bürgermeister Peter Juks unterstrich, dass die Stadt Ochsenfurt eine wichtige Schnittstelle in diesem Integrationsprozess bilde und sich darum bemühe, die Rahmenbedingungen für die neuen Ochsenfurter Mitbürger zu verbessern.
Dazu sei es vor allem wichtig, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und die Offenheit der Ochsenfurter Betriebe für diese Integrationsaufgabe zu fördern. Für die Sprachförderung leiste zudem die Vhs mit ihren Sprachkursen einen wichtigen Beitrag. Für weitergehende Beratungsaufgaben liege die Verantwortung bei den Landkreisbehörden.