Auf den Tag genau an einem 29. März war das Bollwerk Treffpunkt Ochsenfurter Frauen. Die mutigen Frauen von Ochsenfurt hatten dort 1945 die Barrikaden des Volkssturms weggeräumt und damit den Beschuss der Altstadt durch die anrückenden US-Streitkräfte verhindert. "Der 29. März 1945 ist ein Tag, den Ochsenfurt und die Ochsenfurter Frauen haben. Es ist eine berührende Geschichte, aus der wir Mut und Kraft ziehen können", so Organisatorin Julia Moutschka, die neue Geschäftsführerin des Stadtmarketingvereins. Um die 40 Frauen und einige wenige Männer waren ihrer Einladung zu einem Frauentreff mit Frühstück "Starke Frauen Ochsenfurts - damals und heute" an das Frauendenkmal gefolgt. Es war der erste und auch erfolgreiche Kennenlern-Event, den Moutschka binnen Kurzem organisierte. Weitere sollen folgen.
Details zu den Ereignissen kurz vor Kriegsende, wie die Frauen beim Orts- und Kreisgruppenleiter versuchten vorzusprechen, erläuterte Stadtarchivar Peter Wesselowsky, provokant launig, um sich den Widerspruch der Frauen zuzuziehen. Dass es nicht eine einzelne Tat war, legte Zeitzeugin Christine Reinhard dar. Damals acht Jahre alt, erinnerte sie nicht nur, wie ein Mann vom Volkssturm, die Frauen aufhalten wollte, die massive Barrikade aus Stämmen, Stein und Lehm weiter abzubauen. "Wenn ihr jetzt nicht aufhört, werdet ihr alle erschossen", habe er mit dem Gewehr im Anschlag gedroht. "Ein Schuss, dann lebst du aber auch nimmer", habe er zur Antwort bekommen. "Da hat er den Schwanz eingezogen und ist ab", erzählt sie. Später, bei der Einquartierung der amerikanischen Soldaten, mussten die Bewohner ihre Häuser verlassen. Das gesamte Gasthaus Post ihrer Tante sollte geräumt und übergeben werden. Allerdings weigerte sich diese wegzugehen, weil sie ihr Vieh im Stall nicht alleine lassen wollte. Letztlich bekam sie eine Kammer und konnte bleiben.
Die Engländerinnen Thekla, Lioba und Walburga, welche im 8. Jahrhundert dem Missionar Winfried, dem späteren Bischof Bonifatius nach Franken folgten, erschienen Wesselowsky nicht minder mutig. Ganz und gar nicht selbstverständlich war ihr Weg nach Ochsenfurt sowie ihre Arbeit hier zu dieser Zeit. Leicht ungläubig wurde auch die Geschichte einer Frau aus der Partnerstadt Wimborne aufgenommen, die unter dem Partnerschaftsbaum am Bollwerk vor Jahren die Asche ihres verstorbenen Mannes vergraben haben soll - ohne Genehmigung. "Weil ihm dieses Ochsenfurt immer so gut gefallen hatte", wusste Wesselowsky aus diesem persönlichen Bekenntnis zu erzählen. Und schließlich bekannte die Ochsenfurter MdB Simone Barrientois, dass bei ihrem ersten Bummel durch die Stadt genau dieses Denkmal überzeugt hatte, das, mit Blumen versehen, dieser Frauen ehrend gedenkt. Für Barrientois symbolisierte es, dass so ein Städtchen ein guter Ort zum Leben sein würde.
In AUB versagt man einem einzelnen mutigen Mann nach wie vor die Ehre in gebührenden Rahmen.