Sie sind gut vorbereitet und haben eine Vorahnung, was auf sie zukommt, denn sie waren schon in Bangladesch gewesen. Aber aufregend ist es schon, wenn die junge Familie mit ihrem fünf Monate alten Sohn am 23. Januar Frankfurt verlässt, um nach Dhaka zu fliegen, um dort Missionsarbeit zu leisten.
Der 23-jährige Benedikt Tschauner ist gebürtiger Ochsenfurter. Nach dem Abitur entschied er sich für das Studium der Theologie und der sozialen Arbeit im interkulturellen Kontext. Diesen Studiengang bietet nur die Internationale Hochschule Liebenzell im Nordschwarzwald an. Dort traf er Verena, die aus Österreich nach Liebenzell zum Studium gekommen war. Die beiden verliebten sich und heirateten noch während des Studiums.
Nach dem zweijährigen Grundstudium war ein Praxissemester im Ausland angesagt. Das Ehepaar entschied sich, gemeinsam nach Bangladesch zu gehen. In diesem Land wird kaum englisch gesprochen, so dass die beiden erst einmal Bengalisch erlernt werden musste. Auf eineinhalb Jahre dehnten sie ihren Aufenthalt deshalb aus. Nach Beendigung des Studiums war für beide klar, dass sie gemeinsam in dem südasiatischen Land tätig sein wollen.
Christliche Mission in einem muslimischen Land
Bangladesch ist der am dichtesten besiedelte Flächenstaat der Welt. Mit mehr als viermal so viel Einwohnern pro Quadratkilometer wie in Deutschland ist man nie alleine. Überschwemmungen und Wirbelstürme treffen regelmäßig vor allem die arme Bevölkerung sehr hart. Bangladesch ist ein muslimisches Land, in dem der fünfmalige Gebetsruf zu den Alltagsgeräuschen gehört. Die Missionare, die bei der Liebenzeller Mission angestellt sind, verbringen zunächst vier Jahre dort. Danach sind sie ein Jahr wieder in ihrer Heimat.
Verena und Benedikt fällt es schwer so lange von Familie und Freunden getrennt zu sein, erzählen sie. Dennoch sei dies kein Hindernis, dort zu helfen. Beide werden in einem Kinderdorf in Khulna arbeiten, einer Stadt, die eineinhalb Millionen Einwohner hat und 100 Kilometer vom Meer entfernt liegt. In dem Kinderdorf leben 60 Jungen im Alter von sechs bis 16 Jahre, die eine gute Schulbildung bekommen und im christlichen Glauben erzogen werden. Betreut werden Waisenkinder, Halbwaisen und Buben aus armen Familien. In der Kultur des Landes seit es üblich das Jungen und Mädchen getrennt erzogen werden. Auch mehrere Kinderdörfer für Mädchen gibt es in der Region.
Regelmäßige Naturkatastrophen
Die Mission arbeitet vor Ort mit der Baptistengemeinde und deren Sozialzweig zusammen, dessen Status sich mit Caritas oder Diakonie vergleichen lasse. Verena schwärmt: „Das Gelände des Kinderdorfes ist wunderschön, mitten in einer Großstadt, jedoch wie eine grüne Oase mit vielen Palmen.“ Aber sie erzählt auch weiter, dass das alte Gebäude in der Regenzeit regelmäßig überschwemmt war. Die Kinder mussten regelmäßig durch schmutziges Wasser waten. Aus diesem Grund hat das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) ein neues Gebäude bezuschusst, das erst Ende 2017 eingeweiht wurde. Das Erdgeschoss ist nun so hoch, dass das Überschwemmungsproblem für etliche Jahre gelöst sein sollte.
Christliche Werte vermitteln
Verena und Benedikt Tschauner werden im Kinderdorf parallel zum einheimischen Leiter pädagogisch und administrativ tätig sein. Sie sind für die Mitarbeiterförderung, Freizeitgestaltung und Einzelförderung zuständig. Ein wichtiger Punkt für sie ist die geistliche Betreuung der Jungen. Benedikt erklärt, dass in Bangladesch in Kategorien gedacht wird. Das bedeutet, die Menschen bekommen aufgrund ihrer Hautfarbe oder Einkommen eine unterschiedliche Wertigkeit.
Aber für ihn und seine Frau sei es deshalb wichtig, den 60 Jungen zu vermitteln, dass jeder Mensch eine von Gott gegebene und unverlierbare Würde besitzt.
Verena freut sich schon richtig darauf, wieder in Bangladesch zu sein. „Es ist dort so unkompliziert. Die Häuser sind offen, man kann jederzeit bei jedem vorbeikommen und es haben immer alle Zeit für Freunde.“ Und fügt sie an: „Und das Essen dort ist so gut. Die vielen Gemüsesorten, dazu Hühnchen, Fisch und Rindfleisch, einfach toll.“
Rundbrief an die Freunde daheim
Den Kontakt zu Freunden und Bekannten in der Heimat wollen die Beiden während dieser Zeit natürlich nicht abreißen lassen. Im Gegenteil: Benedikt Tschauner sagt, möchte sie und alle Interessierten regelmäßig über seine Arbeit informieren. Daher schreibt er alle zwei Monate einen Rundbrief über die Arbeit im Kinderdorf. Wer Interesse hat, kann sich per E-Mail an ihn wenden: benedikt.tschauner@liebenzell.org.