
Seit 2005 verleihen die Stadt Würzburg, die Distelhäuser Brauerei und der Trägerverein des Umsonst & Draussen-Festivals die Preise für junge Kultur, in diesem Jahr fand der Verleihungsabend später als gewohnt statt: "Weil es zum ersten Mal im Stadtrat Diskussionen über die Vorschläge der Findungskommission gab", verriet Ralf Duggen vom U+D-Verein vor der Zeremonie am Montagabend im Theater Chambinzky.
Den Vorschlägen der Jury wurde dann letztendlich doch zugestimmt, ausgezeichnet wurden in diesem Jahr das junge Indie-Pop-Duo "Lena und Linus", die Künstlerinnen- und Künstlergemeinschaft des "Atelierklub" in der Posthalle und die systemkritische Band "Unordnungsamt", die übrigens der Hauptgrund für die Diskussionen im Stadtrat war.
"Sie haben Energie und Chaos kanalisiert"
Warum die Band, die sich selbstbewusst als "städtisches Organ" bezeichnet, nicht unbedingt bei allen Fraktionen Begeisterung auslöst, zeigte sich bei der Danksagung: "Wir fragen uns, wie konservative Parteien das tägliche Schicksal tausender Menschen im Mittelmeer und auf den Fluchtrouten mittragen können", lautete das Statement der fünf Musikerinnen und Musiker. Ihren Anteil am Preisgeld in Höhe von rund 850 Euro wollen sie zu gleichen Teilen an zwei Organisationen spenden: "Würzburg Solidarisch e.V." unterstützt geflüchtete Menschen beim Kampf um ihr Bleiberecht, die "Sea Punks" retten Menschen im Mittelmeer vor dem Ertrinken.

Musikalisch lässt sich das "Unordnungsamt" nicht wirklich in ein Genre pressen: "Sie haben Energie und Chaos kanalisiert und sich zu einer gefragten und mitreißenden Liveband entwickelt", so Frank Störzbach von der Distelhäuser in seiner Laudatio. Die Brauerei stellt seit 20 Jahren das Preisgeld von insgesamt 2500 Euro für die jungen Kulturschaffenden zur Verfügung.
Ruhiger Indie-Pop mit Gitarre
Deutlich weniger kontrovers geht es bei "Lena und Linus" zu. Das Würzburger Duo hat im vergangenen Jahr zwei EPs herausgebracht, war zuletzt in Deutschland, Österreich und der Schweiz auf Tour und wird im Sommer bei elf Festivals auf der Bühne stehen. Lena Bäcker und Linus Knobling spielen ruhigen Indie-Pop mit Gitarre "und Texten, die unter die Haut gehen", sagte Jury-Mitglied Konstantin Mack.

In dem auf dem Areal der Posthalle gut versteckten "Atelierklub" teilen sich derzeit 19 Künstlerinnen und Künstler einen großen Kreativraum. "Er besteht hauptsächlich aus den Menschen, die darin arbeiten (…) und ist einem steten Wandel unterworfen", sagte Ingolf Stöcker, der stellvertretende Leiter des städtischen Kulturamts. Der Atelierklub habe als "allgemeines Zentrum der Künste" und Co-Working-Space für kreative Menschen Unterstützung und eine Zukunft verdient.
