Wieder einmal hatte Mathias Beckert, Leiter des Würzburger Monteverdichors, ein Programm fernab vom üblichen Weihnachtsmusizieren ausgegraben. Die Werke, die in der sehr gut besuchten Neubaukirche zu hören waren, sind teilweise nicht einmal auf Tonträgern zu finden, geschweige denn in Konzertprogrammen.
Der Abend mit den Thüringer Philharmonikern und Beckerts Ensemble startete mit Friedrich Kiels Oratorium „Der Stern von Bethlehem“, in dem mit Texten aus dem Matthäus-Evangelium und biblischen Einschüben, vorwiegend Psalmen, die Geschichte von den heiligen drei Königen erzählt wird. Als Erzähler fungierte der Tenor Jan Sulikowski. Er fand den richtigen, romantischen Ton – beeindruckend die hingebungsvolle Heuchelei des bösen Königs, das Kindlein anbeten zu wollen. Der Chor meisterte die fantasiesprühende Melodienseligkeit, die fordernden Passagen der Fugen, die an Bach gemahnenden Choräle ohne weihnachtsgetränktes Pathos. Beckert weiß, was er von den Seinen verlangen kann, machtvolle Klangpracht scheint er zu lieben. Das kann er sich leisten, weil sein Ensemble auch in den lautesten Passagen noch immer schön klingt, nichts forciert wirkt.
Das sprödeste, aber keineswegs uninteressante Werk war Heinrich Kaminskis Magnificat für Solo-Sopran, Solo-Bratsche, Orchester und Chor. Gewaltige Orchesterausbrüche, intime Zwiesprache zwischen Solo-Bratsche und Bläsern, auch mit der Pauke, die fast Melodiefunktion bekommt – und Sopranistin Anna Nesyba, die bei Kiel bemerkenswert schöne Mezzo-Qualitäten gezeigt hatte, sang mit faszinierender Kraft, mühelos in höchste Höhen aufsteigend und dann wieder in kammermusikalische Zurückhaltung versinkend.
In Otto Nicolais Weihnachts-Ouvertüre über den Choral „Vom Himmel hoch“ zeigten die Thüringer Symphoniker in allen Gruppen ausgewogene Instrumentalleistungen, romantisch verspielt oder in machtvollen Steigerungen bis zum Schluss-Choral mit Chor und Orgel.
Paul Hindemiths Harfensonata, die von der feinfühligen Solistin Claire Augier de Lajallet mit viel Farbigkeit und Lebendigkeit vorgetragen wurde, war ein weiterer Baustein in einem etwas anderen Weihnachtskonzert, das vom Publikum mit viel Beifall aufgenommen wurde. Die prägnante Sprache des von dem Englänger Gerald Finzi geschaffenen Magnificat, das ein wenig den Touch eines Klassik-Schlagers hat, vermittelten Chor und Orchester sensibel.