Manchmal muss man ganz nah rangehen. Zum Beispiel an Ibrayim Bairam-Ali und Nazar Totovytskyi. Die beiden Ukrainer studieren Violine für Fortgeschrittene an der Musikhochschule Würzburg. Seite an Seite traten sie heuer beim Mozartfest auf, im Hofkeller, und zwei Tage später gastierten sie schon wieder in einer rebgeweihten Halle, bei Höfer Sekt auf dem Bürgerbräu-Gelände. Gerade im intimen Rahmen – und wenn man sich dann noch auf die vordersten Plätze setzt – klangen ihre Mozart-, Paganini- und Händel-Interpretationen verblüffend.
Zwar haben Totovytskyi und Bairam-Ali beide hundertjährige italienische Instrumente, trotzdem spielen sie zwei ganz unterschiedliche Geigen. Während die eine sehr rau klingt, hört sich der Ton der anderen seidiger und eleganter an. Totovytskyi muss seine deutlich lautere Violine vorsichtig streichen, um seinen Kommilitonen nicht zu übertönen – "jedenfalls an manchen Stellen", wie der Ukrainer beim Gespräch nach dem Konzert erzählt.
Die beiden Anfang 20-Jährigen errangen schon internationale Preise und spielten in einigen Orchestern. "Es ist wichtig, vor Publikum zu spielen", fährt Nazar Totovytskyi fort, der sich mit Ibrayim Bairam-Ali über die Gelegenheit zu einem öffentlichen Auftritt freut.
"Wir wollten unseren Veranstaltungsraum kulturell füllen", erklärt Gastgeber Carsten Höfer. "Es bestand schon eine Verbindung zur Hochschule für Musik, und diesem riesigen Potenzial möchten wir eine ‚area’ geben, auf dem sich die Künstler frei ausprobieren können." Die Hörer in dem Veranstaltungsraum – schräg gegenüber vom theater ensemble – lassen sich tief in den Bann schlagen.
An der Musikhochschule gibt es eine Koordinatorin für Kammermusik, Marion Winter, die ihre Studierenden auf die Möglichkeit zu konzertieren hinweist. Alle zwei Wochen gibt es bei Höfer junge Talente zu entdecken. Wobei die neue Konzertreihe nicht ausschließlich klassisch ist. Gleich am 4. Juli gastiert Lyriq, ein Jazzorchester mit Bläsern, Streichern, Rhythmikern, einer Rezitatorin. Zwei Wochen später tritt wieder ein Duo auf: Akkordeon und Klarinette; Beginn je um 19 Uhr. Dann macht die Reihe Sommerpause und wird im November fortgesetzt, wieder im Zweiwochenrhythmus.
Die Bewerbungen von Musikern stapeln sich schon
Im September möchte auch der Keller Z87 neben dem Kino Central ein regelmäßiges, möglichst werktägliches Kulturprogramm starten. Letzte Akustikbau-Eingriffe werden gerade vorgenommen. Die beiden Gewölbe mit Foyer betreibt eine Genossenschaft, die dank der vielmonatigen Verfahrensdauer deutscher Verwaltung erst vor wenigen Tagen als solche anerkannt wurde. Dabei stapeln sich die Bewerbungen von Musikern schon im Z87-Büro, erzählt einer der Genossen, Uwe Dolata. Und: "Der administrative Zweig des Förderkreises steht." Der Förderkreis bekommt nun einen Kulturbeirat, dessen einzelne Mitglieder für die verschiedenen Kunstsparten zuständig sein sollen. Die Jazzinitiative Würzburg und der unterfränkische Tonkünstlerverband interessieren sich für eine Partnerschaft.
