Was kann man alles auf den Rückseiten von Gemälden entdecken? Welche ungewöhnlichen Techniken verwenden manche Künstler für ihre Werke? Antworten gab es beim Internationalen Museumstag im Museum am Dom. Folgender Text ist einer Pressemitteiulng des Bischöflichen Ordinariats entnommen.
Einen Einblick in seine Arbeit gab Christoph Deuter, Sammlungskurator im Museum am Dom (MAD) in Würzburg, am Internationalen Museumstag. Die Theaterhalle am Dom beteiligte sich mit der Soloperformance „Unstable“, die von Lilly Bendl mehrfach im Museum selbst wie auch auf dem Kiliansplatz getanzt wurde. Zudem öffnete an diesem Nachmittag erstmals das neue Kunstcafé im Zwischengeschoss des Museums. Es wird künftig sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet sein.
Sammlung umfasst 130.000 Objekte
Deuter betreut, ordnet und dokumentiert die insgesamt rund 130.000 Objekte umfassende Sammlung. Bei seiner Führung zeigte er den Besucherinnen und Besuchern, was man alles entdecken kann, wenn man die ausgestellten Werke einfach mal umdreht. So hat beispielsweise der Künstler Horst Antes auf die Rückseite von „Grüner Kopf mit 17 Augen“ insgesamt 20 weitere Augen gezeichnet – warum, das blieb der Fantasie der Betrachter überlassen. Wer alte Schriften lesen kann, findet hinter den Porträts von zwei Kapuzinermönchen deren Namen und Teile des jeweiligen Lebenslaufs. Beide seien im Dreißigjährigen Krieg ermordet worden, erklärte Deuter.
Auch ungewöhnliche Techniken hinterlassen Spuren. So sind auf der Rückseite von „Der Regenbogen brennt“ Schmauchspuren zu sehen. „Otto Piene hat tatsächlich mit Feuer gearbeitet. Er hat eine Lackschicht aufgebracht und angezündet“, sagte Deuter. Die Besucher konnten auch einige Stücke selbst anfassen. Hierfür hatte Deuter unter anderem eine Auswahl an Kruzifixen aus unterschiedlichen Materialien sowie Stücke von Balsaholz und Mooreiche mitgebracht.
Wahre Detektivarbeit geleistet
Nicht immer sind Kunstwerke so gut dokumentiert wie beispielsweise „Die Jünger in Emmaus“ von George Rouault, für das sogar ein Echtheitszertifikat existiert. Manchmal leisten die Museumsmitarbeiter auch wahre Detektivarbeit, um die Geschichte eines Gemäldes oder einer Skulptur herauszufinden.
Als Beispiel stellte Deuter den „Zinsgroschen“ vor, der erst nach umfangreichen Recherchen dem Rubens-Lehrer Otto van Veen (1556-1629) zugeschrieben werden konnte. Aber auch scheinbar wertlose Devotionalien können für Überraschungen gut sein. Auf der Rückseite einer Marien-Darstellung zum „Andenken an die Hl. Mission 1963“ etwa bittet eine junge Frau um einen Lottogewinn, um mit ihrem Partner nach München ziehen zu können, „damit ich nicht ganz ohne Geld mit Dieter zusammenzuziehen brauche“ – und um den Segen für ihre Partnerschaft.
Einen schlichten Stehtisch hatte sich die Tänzerin Lilly Brendl als Tanzpartner für ihre Solodarbietung erkoren. „Ein Tisch inmitten einer sonst grauen Welt erregt die Aufmerksamkeit einer Passantin“, heißt es in der Beschreibung. In ihrer zehnminütigen Performance umkreiste, verschob und umarmte sie den Tisch in einem intensiven Duett, das etliche Passanten spontan in seinen Bann zog.