Vor zehn Jahren zog es am ersten Wochenende 15 000 Menschen in das gerade neu eröffnete Museum im Kulturspeicher. Ganz so viele waren es am Freitagabend beim Festakt zum zehnjährigen Bestehen natürlich nicht, aber 600 Geburtstagsgratulanten sorgten dafür, dass das Museumsfoyer aus allen Nähten platzte und viele Gäste auf die Empore unter der historischen Dachkonstruktion ausweichen mussten, um das Geschehen zu verfolgen.
An der Spitze der Festredner stand Bayerns Kunstminister Wolfgang Heubisch, der fast schon euphorisch davon sprach, dass „das Geburtstagskind etwas wirklich Besonderes ist“. Schon das Äußere habe ihn tief beeindruckt, noch mehr aber die Konzeption mit der Städtischen Sammlung und der Sammlung Konkreter Kunst in Europa nach 1945 des Berliner Sammler-Ehepaars Rosemarie und Peter C. Ruppert.
Auch wenn sie naturgemäß an diesem Abend im Mittelpunkt standen, übten sich die Rupperts wie gewohnt in Bescheidenheit. Allerdings durfte sich der Minister auf eine fachkundige Führung durch die Würzburger Ehrenbürger freuen, die ihre Sammlung immer wieder durch neue Werke ergänzen und komplettieren, so dass sie inzwischen 385 Exponate umfasst.
„Ohne Sie wäre das Museum nicht das, was es heute ist“, würdigte Oberbürgermeister Georg Rosenthal das Ehepaar Ruppert. Denn die Überlassung der Sammlung lieferte damals die Initialzündung für den Umbau des Getreidespeichers am Alten Hafen in ein Museum für moderne Kunst. Es war ein langer Weg mit vielen teils hitzigen Diskussionen, doch ebnete der Stadtrat schließlich durch eine „mutige Entscheidung“ (OB) den Weg. Heute zeige sich, dass „das Projekt Kulturspeicher alle Mühen wert gewesen ist“, so Rosenthal.
Nicht minder wichtig als die gezeigte Kunst sei der Freundeskreis des Museums, der inzwischen 800 Mitglieder hat, von denen viele ehrenamtlich als sogenannte Volunteers aktiv an der Gestaltung des Museumsbetriebs beteiligt sind, und damit nicht nur Freunde und Gönner sind, wie Rosenthal hervorhob.
Heute gehöre der Kulturspeicher zum Stadtbild und sei die erste Adresse für die moderne Kunst in Würzburg. Das zeige auch die erfreuliche Zahl von 425 000 Besuchern, die in den ersten zehn Jahren gekommen seien. Daneben sei der Kulturspeicher aber auch und vor allem der Startschuss für ein neues citynahes Kulturareal gewesen, „auch wenn manche glauben, dass es weit weg ist“. Es lohne sich dafür zu kämpfen, dass auch die Frankenhalle noch in dieses Kulturmeile einbezogen wird, sagte der OB unter dem Beifall der Festgäste.
Museumsdirektorin Marlene Lauter erinnerte rückblickend an die verschiedenen Wechselausstellungen des ersten Jahrzehnts und vor allem an deren Vielfältigkeit. Ihr Geburtstagswunsch war, „dass wir weiter wachsen können“.
Mit der Poetin Nora Gomringer hatte man noch eine ganz besonderen Gratulantin eingeladen. Schließlich ist ihr Vater Eugen Gomringer der Begründer der Konkreten Poesie, die auch Teil ihrer Arbeit ist. Mit lautmalerischen Gedichten ihres Vaters, von Ernst Jandl, Gerhard Rühm oder Johann Wolfgang von Goethe sorgte sie für kurzweilige Unterhaltung in Anlehnung an die Kunst des Museums.
Zum Abschluss präsentierte sie passend zum Anlass und seiner Vorgeschichte ein „Hochzeitsmantra für Würzburg und sein Museum im Kulturspeicher“ mit der schönen Schlusszeile: „Es werden sich zwei schon vertragen“. Nimmt man die Resonanz beim Festakt zum Maßstab, dann scheinen sie sich nach zehn Jahren gefunden zu haben.
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