zurück
Würzburg
Multinational, vielseitig und humorvoll: Das ist das Theater Etcetera
Ein Teil der Theatergruppe Etcetera: Hinten von links: Elisa Beutlhauser, Hsueh Cheng-Hsiang (Lily), Mahdi Fayazi, Birgit Meixner, Tamin Rahi. Vorne von links: Mehdi Mohammadi und Selma Al.
Foto: Vanessa Möller | Ein Teil der Theatergruppe Etcetera: Hinten von links: Elisa Beutlhauser, Hsueh Cheng-Hsiang (Lily), Mahdi Fayazi, Birgit Meixner, Tamin Rahi. Vorne von links: Mehdi Mohammadi und Selma Al.
Vanessa Michaeli
 |  aktualisiert: 22.05.2022 02:26 Uhr

Eine Handvoll Mitglieder der Theatergruppe Etcetera sitzt in einem Hinterzimmer der Katholischen Hochschulgemeinde Würzburg (KHG). Es sind Gesprächsfetzen auf Deutsch und auf Englisch zu hören, immer wieder lacht jemand. "Für mich sind die Menschen hier wie eine Familie", sagt Hsueh Cheng-Hsiang, die von allen Lily genannt wird. Sie habe sich sehr schnell als ein Teil der Gemeinschaft gefühlt.

Die Taiwanerin ist nicht die Einzige, die so empfindet. Mehdi Mohammadi stammt aus dem Iran und ist seit 2017 Mitglied von Etcetera. "Ich habe mich direkt aufgenommen und heimisch gefühlt", erinnert er sich. Zwar sei es anfangs schwierig gewesen, sich mit der Sprache zu verständigen. Doch durch die Mimik und die Theaterstücke habe er sich besser ausdrücken können. Die Zeit mit der Gruppe habe ihm geholfen, selbstbewusster zu werden.

Jedes Stück wird selbst geschrieben

Die Theatergruppe Etcetera ist 2009 aus einem Aids-Projekt der Caritas Würzburg in Zusammenarbeit mit dem Asyl-Arbeitskreis der KHG entstanden und trug damals den Namen "Die Überlebenden". Zu Beginn spielten hauptsächlich Geflüchtete in den Stücken, heute ist es ein bunter, multinationaler Mix aus Studierenden und Nichtstudierenden.

Ein ständiger Wechsel ist hier vorprogrammiert. "Viele gehen weg, weil sie woanders studieren, eine Ausbildung machen oder einen Arbeitsplatz finden", sagt Birgit Meixner-Oakes. Doch durch Mund-zu-Mund-Propaganda und Bekanntschaften finden sich jedoch immer wieder Interessierte, die dazustoßen.

Meixner-Oakes leitet die Theatergruppe seit vier Jahren, unterstützt von Selma Al und Elisa Beutlhauser. Sie spielen nur selbst geschriebene Stücke, die sie gemeinsam mit allen Teilnehmenden ausarbeiten. "Während der Proben probieren wir Verschiedenes aus", schildert Al. "Wir diskutieren die Ideen, improvisieren viel und was wir gut finden, halten wir fest."

Inhaltlich standen dabei anfangs das Ankommen der Geflüchteten in Deutschland und ihre Fluchterlebnisse im Fokus. Heute handeln die Stücke eher von Konflikten zwischen den Kulturen oder übergreifenden Themen wie dem Kapitalismus. "Es geht nicht mehr ums Überleben", erklärt Meixner-Oakes. "Daher haben wir auch den Namen geändert."

Kapitalismuskritik mit Bildern und Musik

Das aktuelle Stück der Gruppe heißt "2150". Darin kehren Menschen, die wegen des Klimas und Kriegen die Erde verlassen hatten, zurück in ihre Heimat. Die Begegnung mit der ehemaligen Elite, den Reichen, zeigt die Schwächen der Menschen auf – und äußert Kritik an der Macht des Geldes. In den Stücken stecke immer eine Botschaft drin, erklärt Elisa Beutlhauser.

Dabei arbeitet Etcetera viel mit Bildern und Musik. "Wir wollen nicht mit Sprache überlasten", sagt Leiterin Meixner-Oakes. Die Dialoge sind daher kurz, Mimik und Gestik nehmen einen großen Teil ein. Und auch die Internationalität bringt die Gruppe in Form von arabischen, südamerikanischen oder anderen Tänzen ein.

Pro Jahr spielt die Theatergruppe ein Stück. Im Herbst fangen sie an, sammeln die ersten Ideen und beginnen zu proben. Die Auftritte finden meist zwischen Frühjahr und Sommer statt. Neben den Proben verbringen die Mitglieder auch außerhalb des Theaters viel Zeit miteinander. Sie veranstalten Feste, gehen essen oder helfen sich gegenseitig beim Deutschlernen. "Für mich ist es besonders, dass wir so viele unterschiedliche Menschen sind und viel kulturellen Austausch haben", schildert Beutlhauser. "Bei uns kommt man raus aus seiner Bubble."

Die nächsten Auftritte des Theaters Etcetera sind am Freitag, 20., und Sonntag, 22. Mai, in der KHG Würzburg und am 2. Juli in der Alten Synagoge in Kitzingen. Beginn ist jeweils um 20 Uhr, der Eintritt ist frei.

 
Themen & Autoren / Autorinnen
Würzburg
Vanessa Michaeli
Caritas
Deutsche Sprache
Englische Sprache
Kapitalismuskritik
Mitglieder
Theatergruppen
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top