Der Theologe und Psychotherapeut Wunibald Müller, der ehemalige Leiter des Recollectiohauses in Münsterschwarzach (Lkr. Kitzingen), begrüßt, dass die katholischen deutschen Bischöfe sich trotz Kritik aus Rom und aus den eigenen Reihen mehrheitlich für den „synodalen Weg“ entschieden haben, um Fragen zur Macht in der Kirche, zur Sexualmoral, zum Zölibat und zur Stellung der Frau zu diskutieren.
Wie Müller in einer Stellungnahme schreibt, offenbare sich gleichzeitig aber auch die Ohnmacht der Bischöfe und der Laien, wenn es darum gehe, Grundsätzliches zu verändern. „Vorschläge machen ja, aber mitbestimmen und mitentscheiden nein“, sei nicht das „ersehnte kraftvolle Zeichen der Kirche an die Öffentlichkeit“, vermutet der Theologe.
Die Macht der Kleriker bleibe unangetastet, klagt Müller. Dabei sei das klerikale System „ganz entscheidend mitverantwortlich“ für das Ausmaß an sexualisierter Gewalt in der Kirche.
Diese gebe es weiterhin. Daran werde sich erst etwas ändern, wenn beispielsweise das Pflichtzölibat abgeschafft, die negative Einstellung zu Homosexualität und homosexuellen Priestern aufgegeben und die Sexualität auch kirchlicherseits als das Geschenk Gottes gesehen würde.
Woher kommt das Geld für Entschädigungszahlungen?
Müller begrüßt in seiner Stellungnahme auch, dass die Bischöfe eine Erhöhung der Entschädigungszahlungen an die Opfer sexueller Gewalt angekündigt hätten. Derweil möchte das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) darüber diskutieren, aus welchen Geldquellen diese Entschädigungen kommen sollen. ZdK-Präsident Thomas Sternberg sagte der „Passauer Neuen Presse“, dass Missbrauchsopfer eine höhere Entschädigung von bis zu 400 000 Euro erhalten sollen, darüber „müsse noch intensiv beraten werden“.
„Über diese Summen, die da genannt werden, bin ich nicht glücklich“, so Sternberg. Es gehe um die Beiträge der Katholiken. „Es muss die grundsätzliche Frage gestellt werden, ob überhaupt die Beiträge der Gläubigen zu Entschädigungszahlungen herangezogen werden können, die in einer Institution geschehen, aber nicht von ihr beabsichtigt worden sind.“ Mit Informationen von dpa