
Der Sommer beherrscht die Stadt. Seit 6 Uhr sind die Männer vom Gartenamt nun schon unverdrossen mit Besen und Schaufel am Graf-Luckner-Weiher unterwegs, um die Hinterlassenschaften einer langen Grill-Nacht zu beseitigen.
Job im Freien macht Spaß
Das Trio sind Viktor Schäfer (22 Jahre beim Gartenamt), Günter Siedler (29 Jahre dabei) und Haydar Aktas (zehn Jahre). Der Job im Freien als Gärtner macht ihnen Spaß. Probleme mit der Witterung haben sie alle nicht. Und dann nehmen sie sich auch noch mit dem Spruch selbst auf den Arm: "Der Gärtner muss dumm und wasserdicht sein".

An dem Sommertag haben sie ihren Meister Rene Lorey dabei und den obersten Chef Helge Bert Grob, den neuen Gartenamtsleiter. Die beiden wollen sich ein Bild machen von den Verhältnissen auf den städtischen Grillplätzen am Sanderauer Ufer nahe dem Luckner-Weiher und unter der Konrad-Adenauer-Brücke. Der dritte ist auf den Zellerauer Mainwiesen Nahe Kloster Himmelspforten.
Kommunaler Ordnungsdienst ermahnt Familie
Während die Chefs sich umschauen, kehren die Drei Scherben um die Tische und Bänke am vereinseigenen Weiher weg und sammeln Müll auf. "Wir kümmern uns auch um diese Anlage", sagt Lorey. Man teilt sich die Arbeit mit dem kommunalen Ordnungsdienst (KOD). Die städtischen Aufpasser sind auch an diesem Morgen unterwegs und ermahnen eine Familie, die dort Picknick macht, ihre Reste wieder einzupacken. Was auch in dem Fall funktioniert.
Kontrolliert werden die Grünanlagen im Stadtgebiet laut Rathaussprecher Georg Wagenbrenner täglich zwischen 7.30 und 1 Uhr im Schichtdienst. Im Fokus stehen da besonders die Grillplätze, die Kurt-Schumacher-Promenade, die Leonhard-Frank-Promenade, die Zellerauer Mainwiesen und Grünanlagen im Frauenland wegen der zentralen Lage und weil sie von vielen Menschen genutzt werden.
Müll wegwerfen in den Grünanlagen verboten
2017 hat der KOD 48 Mal das Errichten von Feuerstellen mit gleichzeitigem Grillen außerhalb der ausgewiesenen Plätze geahndet. Im laufenden Jahr sind es Anfang August schon 70 Verstöße. Schwieriger ist die Lage da schon beim Wegwerfen von Abfällen in den Grünanlagen. Der Täter muss nämlich auf frischer Tat ertappt werden. Und das ist laut Wagenbrenner eher selten. Es reicht nämlich nicht aus, wenn eine Person einfach nur neben einem Müllberg sitzt. Die Fallzahlen: 2017 einer, 2018 bislang keiner.

Abfall wird zuerst im Gartenamt gesammelt
Für die Entsorgung des Mülls ist dann das Gartenamt zuständig. Die Säcke werden in die Niederlassung in der Robert-Bunsen-Straße gebracht und in einem 40-Kubikmeter-Container gesammelt. Dort holen ihn die Stadtreiniger ab.
"Wir haben um die zwei Grillplätze an der Feggrube und unter der Konrad-Adenauer-Brücke zusammen etwa zehn Mülltonnen stehen", rechnet Lorey vor. Die werden täglich geleert. "Wir müssen bei der ganzen Müllsache flexibel bleiben", sagt Grob. "Wenn wir sehen, dass die Kapazität zu manchen Zeiten nicht reicht, besorgen wir noch eine Tonne". Die sind auf dem Grillplatz in einzelnen Containern untergebracht. Das erleichtert die Arbeit der drei Müllsammler. Tonne rausholen, ausleeren, fertig.
Hinterlassenschaften von Einkaufswagen bis Einweggrill
Das war der leichtere Part. Denn dazu kommen noch die ganzen Hinterlassenschaften, die auf dem Platz verstreut sind. Das ist echte Kärrnerarbeit bei knapp 30 Grad. Und was bleibt denn so alles liegen? "Beliebt sind Einkaufswagen der Verbrauchermärkte, Räder, Einweggrills und leere Bierkästen", beschreibt Günter Siedler die Situation. Und dann sind da natürlich noch die Schäden an den Bänken und Tischen. Lorey deutet auf eine eingebrannte Vertiefung an einem Tisch. "Unsere Schreiner sind rund um die Uhr beschäftigt".

Experiment mit Aschesammlern
In Würzburg läuft gerade ein Experiment mit Aschesammlern auf den Grillplätzen. Der Hintergrund: Jede zweite Woche wird eine Abfalltonne aus Kunststoff durch heiße Asche abgefackelt, erzählt Lorey. Im Aschesammler kann sich nichts mehr entzünden. Aber da braucht es eben die Vernunft und die Mitarbeit der Grillgäste.
125 Tonnen Müll in den Grünanlagen im Jahr
Die nackten Zahlen sind beeindruckend: Im Jahr 2017 sammelten die Mitarbeiter des Gartenamtes in den Grünanlagen 125 Tonnen Müll ein. "Das sind 7000 prallgefüllte Badewannen", verdeutlicht der Gartenamtschef. Und auf das Jahr hochgerechnet sind zwölf Mitarbeiter nur damit beschäftigt, den liegengebliebenen Zivilisationsmüll zu entsorgen. Die fehlen natürlich bei anderen Tätigkeiten. In der Sanderau fällt an einem normalen Werktag ein vollbeladener Sprinter des Gartenamtes mit den Hinterlassenschaften an. An den Wochenenden sind es zwei bis drei alleine in dem Bereich. Denn der Müll wird von den Gärtnern auch an den Wochenenden beseitigt.
Mehrgleisiges Konzept
Der Chef des Gartenamtes will mehrgleisig fahren, um das Müllproblem in den Griff zu bekommen. Zuerst käme die Pädagogik. Will heißen, in den Köpfen der Menschen verankern, dass man seinen Müll auch wieder mitnehmen kann. Die Standorte der Tonnen und deren Kapazität ständig überdenken. Das habe sich an den anderen Brennpunkten wie an der Leonhard-Frank-Promenade auch schon bewährt.
Es scheint so, dass die Menschen immer gleichgültiger, rüpelhafter und verantwortungsloser werden, was die leicht vermeidbaren Folgen ihres Handelns angeht. 'Erst kommen meine Bedürfnisse, jemand anderes wird sich schon im den Dreck / Müll etc. kümmern! Wofür zahle ich denn Steuern?'
Und es sind bei weitem eben nicht nur die schnell ausgemachten üblichen Verdächtigen: Jugendliche, Ausländer, ... Nein, das Phänomen reicht bis tief hinein in bürgerliche Kreise! 😢
Statt immer mehr Kontrollen, Strafen und Vorschriften, brauchen wir ein grundsätzliches Wieder-Erlernen des Bewusstseins, dass wir uns in der Öffentlichkeit nicht anders benehmen dürfen, wie in den eigenen 4 Wänden. Kaum jemand würde seine Abfälle in seinem Wohnzimmer / Vorgarten "entsorgen" ohne Nachzudenken, ohne Schamgefühl, ohne Skrupel. 🤷🏻♀️
M.E. wird er dieses Ziel auch nicht erreichen, da er sich vorher durch sein Verhalten selbst seiner Lebensgrundlagen beraubt.
Grundsätzlich teile ich Ihre pessimistische Sicht auf den Homo Demenz, der sich selbst Sapiens nennt. Dennoch ist mit Ihr Ansatz zu defätistisch, denn wenigstens das freundliche, rücksichtsvolle Miteinander kann wieder zu einem gelernten Common-Sense Wert per se werden. ✅
Ich gehöre zur Generation, die mit einfachen, aber verinnerlichten Grundsätzen aufgewachsen ist. Einer war zB: Wo man ißt, schei*t man nicht! Ich denke, solche Verhaltens-NoGoes wären durchaus auch heute noch vermittelbar.
Wie sonst wollen wir ansonsten das Sterben im Mittelmeer je verhindern, wenn wir daran schon scheitern? 🤦🏻♀️
ad 2: was Sie "defätistisch" nennen is bei mir realistisch, weil es die Realität beschreibt - leider.
Zu dem Thema sollte man mal lesen, was heute die SZ über die Vermüllung z.B. des Schrecksees in den Allgäuer Alpen oder auch an der Isar schreibt. Da bekommt man einen Eindruck, was uns am Main und im Grüngürtel noch bevorstehen kann. Deshalb halte ich es für wichtig, vorzubeugen - wenns nicht anders geht auch mit Überwachung und Bestreifung.
Wenn die Damen und Herren erst mal gelernt haben, das NICHTS passiert, wenn man seinen Dreck liegen lässt, ist es fast schon zu spät. Aber wenn die Sanktionen richtig weh tun, und da meine ich schon mehr als zwanzig Euro, kann sich vielleicht doch noch etwas ändern.