Erschöpft, aber glücklich. Das steht den meisten der rund 560 Kreuzbergpilger ins Gesicht geschrieben, als sie am Montagnachmittag in der Brücknerstraße die letzten Kilometer bis zum Abschlussgottesdienst im Neumünster in Angriff nehmen. Fünf Tage waren sie unterwegs, rund 170 Kilometer haben sie zurückgelegt. Die Wallfahrt von Würzburg zum Kreuzberg und zurück gibt es seit 1647.
Schon in Grombühl stehen die ersten Männer und Frauen mit Blumensträußen zur Begrüßung am Straßenrand und warten auf ihre Freunde und Bekannten. Eine von ihnen ist Renate Demling. „Wir warten auf eine Nonne. Wenn wir sie finden. Schwester Katharina von den Ebracher Schwestern. Die haben ja Glück gehabt mit dem Wetter, wenn die bei 40 Grad hätten laufen müssen“, sagt sie. „Na ja, eigentlich sollen sie ja Buße tun“, fügt ihr Nebenmann augenzwinkernd an. Er ist ja auch nicht mitgelaufen.
Dann zieht der Pilgerstrom vorbei. Waldemar Brohm, der Bürgermeister von Margetshöchheim ist ganz vorne mit dabei. Er war zum zehnten Mal unterwegs, erzählt er. „Es war erfüllend und ist auch immer anders“. Zum 20. Mal schon dabei ist Burkhard Pfrenzinger, stadtbekannt als Mitglied der KaGeElferrat. „Es war wie immer hervorragend, das Wetter schön und alles sehr harmonisch“, sagt er.
„Alles war gut“, zieht auch Oberbürgermeister Christian Schuchardt Bilanz. „Bis auf ein paar Regentropfen in Rimpar und Druckschmerzen am Fuß gibt es nichts zu bemängeln“, sagt der OB, der in diesem Jahr ohne seine Frau Asa angetreten war. Die erwartet ihn sehnsüchtig am Berliner Ring und er bekommt zur Begrüßung daheim Blumen von seiner Liebsten in die Hand gedrückt.
„Das ist schon fast eine Tradition, dass ich mitlaufe. In diesem Jahr bin ich zum 19. Mal dabei“, sagt Peter Wiesenegg, Chef der Bürgerspital-Weinstuben. „Alles war bestens, schauen wir halt mal, ob ich nächstes Jahr noch einmal dabei bin.“
In der Semmelstraße dann warten wie jedes Jahr die meisten Angehörigen mit Blumensträußen auf ihre Liebsten und freuen sich über deren gesunde Heimkehr. Hier ist nach dem Abschlussgottesdienst auch die traditionelle Zwiebelkirchweih für die Wallfahrer. Allerdings sind die meisten Plätze schon beim Durchzug der Wallfahrer belegt.
Auf ein kühles Bier nach der Kirche freut sich auch Joachim (Dobby) Flügel. Er ist zum 13. Mal dabei gewesen und weiß heute schon, dass er nächstes Jahr wieder mitwallen wird. „Das ist immer eine tolle Gemeinschaft“, sagt er. Auch Ex-Oberbürgermeisterin Pia Beckmann, die vor 15 Jahren zum ersten Mal mit lief, freut sich schon aufs nächste Jahr, wie sie sagt. „Es war schön, ein Erlebnis mit interessanten Begegnungen.“
Rainer Schömig, Gastronom aus Lengfeld und Chef des Gasthauses zum Hirschen hat die Wallfahrt ebenfalls gut überstanden und noch Kraft für Witze: „Blasen? Nur eine. Und die muss regelmäßig geleert werden“, scherzt er. Er war zum 13. Mal dabei. „Das Wetter hat uns verwöhnt“, sagt er.
Ein Neuling ist Katharina Held aus Höchberg. „Ich bin zum erstem Mal mitgelaufen“, sagt sie, „meine Freundin hat mich dazu gebracht.“ Sie hat ihre erste Wallfahrt nicht ohne Blessuren überstanden. „Der ganze Fuß ist verpflastert“, erzählt sie. „Die Sanis sind ihre neuen Freunde“, spöttelt dann auch ihre nebenher laufende die Freundin.
Beim Einzug ins Neumünster taucht dann auch Landrat Eberhard Nuß aus der Menge der Pilger auf. „Ich? Blasen? Nie!“, sagt er und lacht. „Es war wieder sehr gut, es ist nichts passiert und das Wetter hat gepasst“, sagt Nuß.
Von wenig Kreislaufschwächen aber vielen Wespenstichen berichtet dann auch Beate Gerhard von den Maltesern, auf den drei Tagen vom Kreuzberg heimwärts Einsatzleiterin der Sanis. „Die Wespen waren sehr aggressiv. Ansonsten das übliche, viele Blasen und wunde Füße.“
294 Hilfeleistungen listet der offizielle Pressebericht der Malteser dann auch auf. Die drei bis vier ehrenamtlichen Sanis, die jeden Tag mit einem Rettungswagen die Pilger begleiteten, hatten neben vielen Krämpfen und Wespenstichen, Gelenk- und Muskelschmerzen auch Kreislaufprobleme und natürlich zahlreiche Blasen zu behandeln. Es gab nur einen Transport in die Klinik, der nach einem Sturz in der Kniebreche beim Abstieg zum Kreuzberg nötig wurde, schließt der Bericht.