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WÜRZBURG
Mozartschule: Viele Bürger wünschen sich Kultur
Bürger machen mit: Vorschläge werden aufgeschrieben, Vor- und Nachteile diskutiert.
Foto: Christian Weiß/Stadt Würzburg | Bürger machen mit: Vorschläge werden aufgeschrieben, Vor- und Nachteile diskutiert.
Manuela Göbel
 |  aktualisiert: 03.12.2019 08:51 Uhr

Autonomes Kulturzentrum, Kindermuseum oder Beratungsstelle für Flüchtlinge – am Montagabend brachten Bürger viele neue Ideen zur künftigen Nutzung der Mozartschule vor. Rund 200 waren auf Einladung der Stadt in die Turnhalle der Schule gekommen, um sich nach dem Bürgerentscheid im Sommer an der Planung zu beteiligen. „Diese Partizipation zu ermöglichen, ist mir ein persönliches Anliegen“, betonte Oberbürgermeister Christian Schuchardt in seiner Begrüßung. Und: „Ich freue mich, dass der Saal rappelvoll ist.“

Der Abend begann mit kurzen Infos der Stadt zum baulichen und finanziellen Hintergrund sowie der Situation von Schulen und Flüchtlingen. Dann waren die Bürger dran: Sie notierten Ideen zur Nutzung der Schule auf große Karteikarten, pinnten diese an eine Tafel und diskutierten in kleinen Gruppen miteinander und mit Mitarbeitern der Stadt. Anschließend wurden die Vorschläge allen Anwesenden vorgestellt und über diskutiert. Die anwesenden Stadträte blieben diesmal Zuschauer.

„Einen übereinstimmenden Wunsch findet man wirklich häufig“, stellte Moderatorin Stefanie Heng-Ruschek fest. „Öffentliche Toiletten in der Stadt sind vielen ein Bedürfnis.“ Tatsächlich klebte der Wunsch eine Toilettenanlage in der Schule einzurichten, an allen fünf Tafeln.

Im Bereich Bildung kamen neue Einfälle wie Abendgymnasium oder Kunstschule sowie schon bekannte wie ein Mittelschulzentrum oder die Sing- und Musikschule zur Sprache. Am häufigsten stand die Nutzung durch das evangelische Dag-Hammarskjöld-Gymnasium auf den Kärtchen.

Debattiert wurden die finanziellen Vorteile dieser Lösung, da die Stadt bereits Geld für die Sanierung des Hamarskjöld-Gymnaisums zur Seite gelegt hat. Staatliche Fördergelder kämen – wie bei jeder anderen Schulnutzung – dazu. „Es gibt aber auch innovativere Konzepte, die ebenso gefördert würden“, kritisierte Kathrin Königl in der Diskussion die „Fokussierung auf eine schulische Nutzung“.

Sie und viele andere Bürger machten sich eher für kulturelle und soziale Nutzungen im Moz stark: Rund 50 Kärtchen gab es dazu. Tanzzentrum, offene Bühne, Yogaschule, Kino, Bibliothek, Skulpturengarten . . .

Eine Kombination aus verschiedenen Nutzung stellte Kultur- und Schulreferent Muchtar Al Ghusain vor, der mit seinen Mitarbeitern nach einer in der Stadt „notwendigen“ und zugleich „finanziell vertretbaren“ Lösung gesucht hatte: Eine mittelgroße Schule im oberen Teil des Trakts an der Maxstraße, darunter Räume für die Volkshochschule oder die Sing- und Musikschule. Café und eine Kartenvorverkaufsstelle im Foyer und außerdem ein Forum für Stadtgeschichte – kein Museum, aber eine Ausstellung sowie ein Treffpunkt für an Erinnerungskultur Interessierte. Für die freie Szene sei auch noch Platz: Zum Beispiel in Form einer Kreativwerkstatt im Keller.

Bürgerzentrum, Begegnungsstelle, Fahrradwerkstatt, ein Haus für alle auf genossenschaftlicher Basis . . . knapp 100 Einfälle muss die Stadtverwaltung jetzt sortieren, analysieren und bewerten. „Dann wird sich der Stadtrat mit ihnen befassen,“ kündigte Oberbürgermeister Christian Schuchardt an. Gesichtspunkte für Ausschuss beziehungsweise Weiterverfolgung einer Idee sei zum Beispiel deren Finanzierbarkeit und Denkmalverträglichkeit. Aber auch der Nutzen für die gesamte Stadt und für die Attraktivität der Innenstadt werde abgeklopft.

„In diesen Prozess sollten aber alle 125 000 Einwohner einbezogen werden“, forderte Nora Keim. Auch Karen Baum wünschte sich, dass „die Bürger weiterhin in das Verfahren einbezogen werden.“ Der OB stellte daraufhin eine weitere Bürgerwerkstatt in Aussicht, aber auch klar: „Ein Applausometer in der Turnhalle wird keinen Stadtratsbeschluss ersetzen.“ Denn die gewählten Vertreter der Bürger sei nun einmal die Stadträte und nicht die zufällige Mischung an Menschen, die sich hier versammelt hat.

Partizipation

Partizipation kommt aus dem Lateinischen und bedeutet Beteiligung, Mitbestimmung. Es wird schon im Kindergarten groß geschrieben und bedeutet in der Politik, die direkte Einflussnahme der Bürger auf politische Entscheidungen. In Würzburg ist Partizipation über Fachbeiräte wie Fahrrad- oder Seniorenbeirat möglich. Bürgerwerkstätten gab es bei der Hublandentwicklung. Über Online-Angebote beteiligen sich Bürger an der Entwicklung ihrer Stadtteile.

Zahlreiche Ideen: Viele Besucher des Bürgerdialogs über die Mozartschule machten sich für eine soziale und kulturelle Nutzung der ehemaligen Schule stark. Übereinstimmend war der Wunsch nach einer öffentlichen Toilette.
Foto: Theresa Müller | Zahlreiche Ideen: Viele Besucher des Bürgerdialogs über die Mozartschule machten sich für eine soziale und kulturelle Nutzung der ehemaligen Schule stark. Übereinstimmend war der Wunsch nach einer öffentlichen Toilette.
 
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  • VersuchenstattFluchen
    bedeutet unter anderem Schaffensräume für die vielen Würzburger Initiativen zu generieren, die sich für Nachhaltigkeit und einen gesellschaftlichen Wandel einsetzen. Dazu zählen Projekte wie Transition Würzburg, Angestöpselt, das Luftschloss, der Freiraum, das fablab, foodsharing, Urban Gardening und viele weitere. Die Notwendigkeit solcher Initiativen ist bereits in den wissenschaftlichen Fokus gerückt und es liegen Forschungsarbeiten vor, die die Relevanz derartiger Projekte aufzeigen. Gemeint ist damit, dass in den kommenden Jahrzehnten neue Wege des Ressourcen- und Energieverbrauches, aber auch des Miteinander gedacht werden müssen, um eine zukunftsfähige Gesellschaft zu bleiben. Innovation bedeutet, diese Pionierarbeit seitens der Stadt Würzburg anzuerkennen und zu fördern. Denn hier leisten BürgerInnen eine wertvolle Vorarbeit. Andere Städte haben längst damit begonnen, derartige Bürgerzentren einzurichten, z.B. das Unperfekthaus in Essen, das TransitionHaus in Bayreuth etc.
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