Ob der Angeklagt M. auch diesmal wieder den ganzen Prozess über schweigt und den Staatsanwalt nur mit starrem Blick anschaut? In Würzburg hüllte sich der Ex-Manager 2007 fast 30 Prozesstage lang in Schweigen darüber, warum er die Anhalterin Magdalena Heinrich an der ungarischen Grenze mitgenommen und ermordet hatte. Das Gericht verurteilte ihn damals zu zwölfeinhalb Jahren Haft. Jetzt ist der 70-Jährige erneut des Mordes angeklagt. Dieses Mal geht es um die Frage, warum 1995 die 35 Jahre alte Brigitta Jacobi aus Stuttgart sterben musste.
Eine Kleinigkeit führte Ermittler auf seine Spur
Für den früher erfolgreichen Manager war das Leben eine Achterbahnfahrt: 2003 sprach ihn das Landgericht Bayreuth aus Mangel an Beweisen frei vom Mord an der Anhalterin. Doch der Fall kam ein zweites Mal auf den Tisch. 2007 wurde ihm in einem Aufsehen erregenden Prozess in Würzburg dann ein winziges Stück Klebeband zum Verhängnis, das er gekauft hatte, um die Frau zu fesseln.
Nun ist es wieder eine Kleinigkeit, die ihn im September in Stuttgart auf die Anklagebank bringt: Eine winzige DNA-Spur am Tatort eines Mordes, der bundesweit für Aufsehen sorgte. Brigitta Jacobi arbeitete 1995 in einer Textilfirma. Sie war kurz vor Mitternacht auf dem Weg zur S-Bahn, als sie auf ihren Mörder traf. Dieser tötete die 35-Jährige mit mehr als einem Dutzend Messerstichen und Schnitten.
Dass M. jetzt zur Verantwortung gezogen wird, ist dem Fortschritt der Kriminaltechnik zu verdanken. Die erneute Überprüfung des ungelösten Altfalls führte die Ermittler auf die Spur des 70-Jährigen, dessen DNA war nach dem Mordfall und einer Erpressung des Shell-Konzerns bereits reichlich vorhanden war.
Erst 2017 aus Gefängnis entlassen
M. war erst 2017 nach zehn Jahren aus der Strafanstalt Hamburg-Fuhlsbüttel frei gekommen, nachdem er einen Großteil der zwölfeinhalb Jahre verbüßt hatte, zu denen ihn Würzburger Richter 2007 für den Tod der Anhalterin verurteilt hatten.
Ob ihn nun zwei Zeugen nach 25 Jahen wiedererkennen? Trotz intensiver Ermittlungsarbeit verliefen zunächst alle Ansätze der Kripo im Sande. Auch ein Beitrag in der ZDF-Sendung "Aktenzeichen XY … ungelöst" brachte keinen Erfolg – ebenso wenig wie die umgerechnet rund 8500 Euro Belohnung, die die Angehörigen des Opfers und dessen Arbeitgeber ausgesetzt hatten.
Jetzt ist die Justiz am Zug, der Angeklagte schweigt. Für den erneuten Indizienprozess "wurden bereits 21 Hauptverhandlungstermine abgesprochen, beginnend ab dem 23. September", teilte das Stuttgarter Gericht mit.