Für seine Wohlfühl-Filme ist Frankreich bestens bekannt, doch auch in der Theatersparte gibt es immer wieder weltweit erfolgreiche Gute-Laune-Stücke französischen Ursprungs. "Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran" des Bestsellerautors Eric-Emmanuel Schmitt zählt seit gut 20 Jahren zu diesen beim Publikum beliebten Bühnentexten.
Regisseurin Britta Schramm hat für ihre Inszenierung in der Theaterwerkstatt den ursprünglich als Monolog konzipierten Text merklich gestrafft, szenisch gegliedert und mit klug ausgewählten Musikstücken, die von einer vierköpfigen Band live gespielt werden, atmosphärisch verdichtet. Optisch verstärkt wird diese Stimmung durch das geradezu opulente und mit viel Liebe zum Detail gestaltete Bühnenbild: Die linke Bühnehälfte nimmt der in die Jahre gekommene, gleichwohl üppig bestückte Kramladen des "Arabers an der Ecke" ein, die rechte ist mit Tisch, zwei Stühlen, einer winzigen Kochstelle und einem vollen Bücherregal die Wohnung, in der der jüdische Junge Moses allein mit seinem strenggläubigen und depressiven Vater lebt.
Lebendige Geschichte über Freundschaft
Die Aufteilung des Erzähltextes auf den Ladenbesitzer Ibrahim, den Jungen Moses und etliche weitere kleine Rollen lassen den Abend zu einer überaus lebendigen Freundschaftsgeschichte werden. Einer Freundschaft, die alles andere als selbstverständlich ist und sich erst allmählich entwickelt. Denn Moses leidet sehr unter dem Vater, sehnt sich nach Liebe und Zuwendung, klaut Konserven aus dem Laden und ist auf der Suche nach seinem Platz im Leben. Verschärft wird seine Lebenskrise, als ihn sein Vater zunächst verlässt und später sogar Selbstmord begeht. Da ist der arabische Händler sein letzter Rettungsanker. Monsieur Ibrahim adoptiert den Jungen, führt Momo, wie er ihn nennt, in die Geheimnisse des Lebens, der Liebe und des Lächelns ein. Und nach dem Kauf eines Autos per Barzahlung – eine von vielen wunderbaren Slapstick-Szenen – nimmt er seinen jungen Freund mit auf eine abenteuerliche Reise zu den Wurzeln seiner Herkunft und Weisheit.
Wandlungsfähig und vielseitig
Bei der musikalischen Illustration dieser gemeinsamen Lebensreise läuft die von Alexander Renner geleitete Band zur Höchstform auf. Diese halten Andreas van den Berg (Ibrahim) mit seiner ruhigen Gelassenheit, der enorm präsente und abgeklärte Luis-Fernado Peralta (Momo) und die in allen anderen Rollen ob ihrer großartigen Wandlungsfähigkeit und Vielseitigkeit auch als tolle Sängerin stets überraschende Angelina Gerhardt ohnehin über die kurzweiligen zweieinhalb Stunden.