Welche Assoziationen haben Sie zu "Barock"? Prunk, Glanz, Gloria, von allem reichlich und besonders edel? Gleichzeitig aber auch recht konkret, teils überproportional oder unverhältnismäßig im Vergleich zu heute?
Galeristin Ilka Klose assoziierte auf der Suche nach neuen Ausstellungsstücken für ihre Galerie im Würzburger Stadtteil Heidingsfeld vermutlich Ähnliches beim Anblick der Werke von Benjamin Burkard. Was sie entdeckte, waren neben barocken Ursprüngen, wie den typischen aus der Dunkelheit hervortretenden Elementen, völlig neue Schöpfungen, die die barocken Annahmen aus den Fugen zu reißen scheinen. Pixel, Farbschätze, die perspektivabhängig leuchten, undefinierbare Wildtiere mit ebenso unklarer Anzahl an Beinen, für diese Epoche ungewöhnliche Geschlechterverteilungen, Rosatöne und fette Pinselstriche, die all das vermeintlich ruinieren und gleichzeitig die stiltypischen Rundungen auf eigene Weise interpretieren.
Doch sind rosa, hellblau und weiß nicht genauso epochentypische Farben wie die nahezu verschwenderisch aufgetragene Acrylpaste, die an den Rändern der Leinwand geradezu festklebt?
Für Galeristin Ilka Klose fügen sich all diese Eindrücke und Assoziationen zu einem Begriff, den sie später bei ihrer Onlinerecherche sogar verifizieren kann und initiiert so ihre neueste Ausstellung mit dem Titel "Modern Baroque meets Pop-Art". Am vergangenen Samstag eröffnete sie diese und machte sie damit Kunstliebenden, auch käuflich, zugänglich.
Lust an auffälligen Formen
Dass sich neben modern barocken Werken Benjamin Burkards mit Titeln wie "Anmut ist künstliche Magie" oder "Lichtersatt" die Kunst des Pop-Art Künstlers Jörg Döring sehr gut fügen kann, erklärt Ilka Klose, die lange Zeit in New York lebte, mit einem gewissen Lifestyle. Ja sicher, auch der Sonnenkönig Ludwig XIV. hätte seine Lust an auffälligen Formen, Farben und kunstvollen Schöpfungen wie "Burn bright", "Be a legend" und "No risk no story" gehabt.
Die ungarische Künstlerin Anikó Boda, Finalistin im Luxembourg Art Prize 2023, machte sich für diese Vernissage auf den Weg von Budapest nach Würzburg und zeigte die perfekte Präzision ihrer Malerei in Gemälden wie einem übergroßen "Waiting" oder der Reihe "Artist Hands", in der ebenso barock anmutende Dunkelheit und Gold sowie das Schaffen von bildender und darstellender Kunst im Mittelpunkt stehen.
Im nächsten Monat werden 33 Jahre zeitgenössische Kunst in der Galerie Ilka Klose gefeiert. Die Opulenz des "Modern Baroque meets Pop-Art" bot an diesem grauen Novemberabend ein durchaus eindrucksvolles "visuelles Amuse-Gueule".