zurück
FUCHSSTADT
Modellbagger für das Kind im Mann
Premacon GmbH: Gemeinsam mit zwei Partnern gründete Berthold Oßwald eine Firma und machte aus dem Spieltrieb der Erwachsenen ein erfolgreiches Geschäftsmodell.
Im passenden Umfeld fotografiert, ist die Miniatur-Planierraupe der Fuchsstadter Firma Premacon kaum vom Original zu unterscheiden.
Foto: Premacon | Im passenden Umfeld fotografiert, ist die Miniatur-Planierraupe der Fuchsstadter Firma Premacon kaum vom Original zu unterscheiden.
Gerhard Meißner
 |  aktualisiert: 03.12.2019 09:32 Uhr

Kleine Buben spielen gern, große noch viel lieber“ – Berthold Oßwald hat aus der Redensart eine Geschäftsidee gemacht und beschäftigt damit inzwischen ein Dutzend Mitarbeiter.

In der Werkstatt in Fuchsstadt entstehen originalgetreue Modelle von Baumaschinen, die manche Männerherzen höher schlagen lassen, und die die Firma Premacon inzwischen in alle Welt verkauft.

Die kleinen Maschinen faszinieren nicht nur Modellbau-Fans. Bis in die kleinsten Details entsprechen die Modelle im Maßstab 1:14,5 dem Original. Und nicht nur das: Sie funktionieren auch fast so wie ihre großen Brüder.

Spätere Partner kennen gelernt

Vor mehr als 20 Jahren hatte alles begonnen: Berthold Oßwald arbeitete als Feinmechaniker in einer Würzburger Firma. Ein Kollege, der sich dem Modellbau verschrieben hatte, nahm ihn mit zu einer großen Messe und Berthold Oßwald stellte fest: „Was die können, kann ich besser.“

Er ging damals zur Meisterschule, wusste aber bereits, dass in seinem Betrieb keine Meisterstelle frei werden würde. 1996 fasste er deshalb den Entschluss, es mit einer eigenen Firma zu versuchen. Zunächst beschränkte er sich auf Lkw-Modelle und bekam Tuchfühlung zur Modellbauer-Szene. Dort lernte Berthold Oßwald seine späteren Partner kennen. Frank Hager ist Ingenieur und lebt in Leipzig. Hans Werner Strauch betreibt in Ratingen bei Düsseldorf eine Gebäudereinigungsfirma. Beide sind leidenschaftliche Modellbau-Fans und hatten sich schon intensiv mit Miniatur-Baumaschinen beschäftigt.

Jeder arbeitet von seinem Wohnort aus

Vor sechs Jahren trafen die Drei die Entscheidung, ihre Interessen und Kenntnisse in einen Topf zu werfen. Im Dezember 2011 ging die Premacon GmbH an den Start. Frank Hager kümmert sich seitdem um die Entwicklung neuer Modelle und den Bau von Prototypen, Hans Werner Strauch ist für den Einkauf und die Verwaltung zuständig. Berthold Oßwald ist der Chef der Produktion. Jeder von seinem Wohnort aus. Man telefoniert und mailt viel, sieht sich aber höchstens fünf-, sechsmal im Jahr, sagt Berthold Oßwald.

Neben ihrer Liebe zum Modellbau haben die beiden Partner die Verbindung zum Baumaschinen-Hersteller Liebherr mit in die Beziehung gebracht. Das schwäbische Unternehmen ist führend auf dem europäischen Markt für Bagger & Co. Inzwischen hat Premacon sogar die offizielle Nachbau-Lizenz und erhält von Liebherr die originalen Pläne. Für Berthold Oßwald und seine Partner ist das hilfreich, aber eigentlich fängt die Konstruktionsarbeit damit erst an.

Vor allem gilt es, das komplizierte Innenleben in den Miniaturbaggern unterzubringen. Der elektrische Antrieb, die Akkus und die elektronische Steuerung müssen im Inneren des Modells verschwinden und natürlich die Hydraulikanlage, die aus einem Modellbagger ein voll funktionsfähiges Gerät macht. Mit einem Druck von 28 Bar wird Öl durch die dünnen Schläuche gepresst und treibt neben Ausleger und Baggerschaufel auch die vielen Anbauteile, die Premacon für seine Modelle anbietet. Einen hydraulischen Meißel gibt es beispielsweise, einen Sieblöffel für Grabungen im Wasser oder eine Betonschere, die es mühelos mit einer mehrere Millimeter dicken Betonplatte aufnimmt.

Die Fertigung ist das Metier von Berthold Oßwald. Und ein Blick ins Lager lässt erahnen, wie viele Einzelteile in einem Bagger oder einer Planierraupe stecken. Die Einzelteile des Fahrgestells aus Stahl oder Messing werden gefräst und später verschweißt oder verlötet. Gussteile, Kunststoff-Verkleidungen oder die Rohteile für die Hydraulikzylinder bezieht Premacon von Zulieferern. Und natürlich auch die Komponenten der Fernsteuerung. Bedeutung gewinnt dabei der Digitaldruck, der es erlaubt, in kurzer Zeit Kunststoffteile für die Außenverkleidung in kleiner Stückzahl zu fertigen. Feine Schutzgitter und Roste werden aus hauchdünnem Neusilber-Blech geätzt.

Endmontage in der Werkstatt

In der Werkstatt in Fuchsstadt werden die Komponenten endmontiert und lackiert. Je nach Kundenwunsch, sagt Berthold Oswald, meistens aber ist es die Liebherr-Hausfarbe gelb. Mit der richtigen Beschriftung versehen und im passenden Umfeld fotografiert, lassen sich die Modell dann kaum noch vom Original unterscheiden.

Die Modelle entstehen meist in Kleinserien von fünf bis zehn Stück, je nach Bestellliste. Favorit seien dabei immer die neuesten Maschinen. Die Lieferzeiten liegen zwischen einem Viertel- und einem halben Jahr, sagt Berthold Oßwald. Neben der nötigen Geduld brauchen die Kunden auch einen ausreichend großen Geldbeutel. Ein Modellbagger des neuesten Typs Liebherr R956 kostet fix und fertig rund 8000 Euro. Den Bausatz gibt's rund 1700 Euro günstiger. Wenn aber noch weitere Anbauteile hinzu kommen, wie die Zusatzbeleuchtung oder der hydraulische Schnellwechsler, kann der Rechnungsbetrag schnell fünfstellig werden.

Die Kunden wohnen zumeist im deutschsprachigen Raum, aber auch ins restliche Europa und sogar nach Rußland, China und in die USA hat Berthold Oßwald seine Bagger schon verschickt. Wieviel davon Premacon pro Jahr verkauft, will Oßwald nicht verraten. Die Konkurrenz schlafe schließlich nicht. Und zum Gewinn des Unternehmens sagt er nur so viel: „Wenn daran nichts verdient wäre, machte es keinen Sinn.“

Premacon-Geschäftsführer Berthold Oßwald mit dem Modell eines Baggers des Typs Liebherr R956, das immerhin 25 Kilogramm auf die Waage bringt.
Foto: Gerhard Meissner | Premacon-Geschäftsführer Berthold Oßwald mit dem Modell eines Baggers des Typs Liebherr R956, das immerhin 25 Kilogramm auf die Waage bringt.
Funktion entscheidet, auch bei der originalgetreuen Hydraulikanlage.
Foto: G. Meißner | Funktion entscheidet, auch bei der originalgetreuen Hydraulikanlage.
Feinarbeit ist die Bemalung einer Beleuchtungsanlage.
Foto: Gerhard Meißner | Feinarbeit ist die Bemalung einer Beleuchtungsanlage.
 
Themen & Autoren / Autorinnen
Fuchsstadt
Gerhard Meißner
Geschäftsmodelle
Würzburg auf dem Weltmarkt
Lädt

Damit Sie Schlagwörter zu "Meine Themen" hinzufügen können, müssen Sie sich anmelden.

Anmelden Jetzt registrieren

Das folgende Schlagwort zu „Meine Themen“ hinzufügen:

Sie haben bereits von 50 Themen gewählt

bearbeiten

Sie folgen diesem Thema bereits.

entfernen
Kommentare
Aktuellste
Älteste
Top
  • Veraltete Benutzerkennung
    Zwei Techniker und ein Kaufmann gründen ein Unternehmen und betreiben es gemeinsam von 3 verschiedenen Standorten aus. Das wäre ohne schnelles Internet sicher nicht möglich. Es zeigt aber auch, dass der ländliche Raum durchaus Entwicklungschancen hat, wenn er eine wirklich schnelle Datenautobahn angebunden ist. In Bayern wird, leider in vielen Fällen der Internetausbau an die Telekom vergeben. Die setzt auf die veraltete Vectoringtechnik, die abhängig vom Standort des Verteilerkastens im Besten Fall eine einigermassen akzeptable Downloadgeschwindigkeiten, aber nur eine weit unzureichende Upload Geschwindigkeit zulässt.
    Viele Bürgermeister und Gemeinde-Stadträte haben immer noch nicht begriffen, welche Chancen der ländliche Raum durch ein wirklich schnelles Internet hat. Kaum ein Bürgermeister kümmert sich intensiv darum und überlässt diese wichtige Aufgabe der Telekom, die sich durch den Einsatz einer veralteten Technik über lange Jahre hinweg ein Übriges Einkommen sichert.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten
  • G. M.
    Ich finde, da haben Sie den Nagel wieder mal auf den Kopf getroffen. Ich kenne Architekturbüros in der Gegend, die beinahe weltweit tätig sind und deren Standort völlig unabhängig ist von der Nähe zu städtischen Zentren. Voraussetzung ist lediglich die Anbindung an ein schnelles Netz. International orientierte Maschinenbaubetriebe wie Kinkele in Ochsenfurt sind mit ihrer Netzanbindung am Limit, weil sich Konstruktionsdaten nicht in beliebiger Fülle hin- und herschicken lassen. Die Anwendung von Vectoring hat aus der Perspektive der Telekom den Charme, dass sich Wettbewerber aus technischen Gründen fernhalten lassen und sich innerhalb des Versorgungsgebiets eine gewisse Monopolstellung ergibt, was natürlich auch den Innovationsdruck bremst.
    • Bitte melden Sie sich an Gefällt mir () Gefällt mir nicht mehr ()
    • Antworten