Der Nutz- und Ziergarten des Ökohauses auf dem alten Landesgartenschau-Gelände ist um eine Attraktion reicher: Ein neu angelegter "Vielfaltergarten" wurde am Freitag von Oberbürgermeister Christian Schuchardt und Richard Mergner, dem Vorsitzenden des Bundes Naturschutz in Bayern (BUND), offiziell eingeweiht.
Es stecken 12.000 Euro Spenden für die Sachkosten und ehrenamtliche Arbeit im Gegenwert von 20.000 Euro drin: "Mehr als 60 Personen haben in über 2000 Stunden mit der Schubkarre 30 Tonnen Sand, Steine und Schotter hierher transportiert" berichtete Armin Amrehn, der Vorsitzende der BUND-Kreisgruppe Würzburg. Entstanden ist ein Kleinod mit einer kleinen Wasserfläche und den Blühpflanzen als Lebens- und Überlebensraum für Schmetterlinge und die Raupen, aus denen sie entstehen.
Über 3300 Schmetterlingsarten in Bayern
Viele beliebte Gartenpflanzen sind dafür denkbar ungeeignet. Auch Pestizide und Insektizide dürfen nicht verwendet werden, wenn man den mehr als 3300 Schmetterlingsarten, die es in Bayern noch gibt, helfen möchte. Außerdem dürfen Wiesenabschnitte nur selten gemäht und trockene Pflanzenbestandteile müssen über den Winter stehen gelassen werden, um die Entwicklung der verschiedenen Schmetterlingsstadien und deren Überwinterung zu ermöglichen.
All das können Gartenbesitzer jetzt im Vielfaltergarten auf dem frei zugänglichen LGS-Gelände unterhalb des Nautiland-Schwimmbads erfahren und sich über geeignete Pflanzenarten informieren. "Es ist wichtig, dass wir Artenvielfalt auf öffentlichen und privaten Grünflächen und natürlich auch in der freien Natur zulassen", betonte Oberoberbürgermeister Schuchardt, der die Patenschaft des Vielfaltergartens übernommen hat.
77 Tagfalterarten in Bayern gefährdet
Schmetterlinge bilden weltweit die viertgrößte Tiergruppe. Viele von ihnen sind Kleinschmetterlinge, die von den Menschen so gut wie nie wahrgenommen werden. Durch den Verlust an Lebensraum "hat die Biomasse an Insekten weltweit und auch in Deutschland nachweislich massiv abgenommen", sagte der grüne Landtagsabgeordnete Patrick Friedl in seinem Grußwort. Alleine von den Tagfaltern seien in Bayern sieben bereits ausgestorben und 77 gefährdet, das ist mehr als die Hälfte der Tagfalterarten.
"Aus diesem Grund werden Gärten und Blühstrukturen in urbaner Umgebung immer wichtiger", betonte Friedl. Das Potenzial dafür findet sich zum Beispiel in den rund zwei Millionen Privatgärten mit einer Gesamtfläche von 135.000 Hektar, die es im Freistaat gibt: "Das sind nur 30.000 Hektar weniger als alle Naturschutzgebiete in Bayern zusammen."
Schmetterlingslehrpfad und Futterpflanzenautomaten geplant
Im kommenden Jahr geht die Entwicklung im Vielfaltergarten weiter: Dann entsteht dort mithilfe einer fünfstelligen Privatspende und mit Unterstützung von Studierenden des Fachbereichs Gestaltung der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt ein Schmetterlingslehrpfad mit zahlreichen Info-Tafeln und einem Futterpflanzenautomaten.