Der zweite Bauabschnitt des Baugebiets Platte ist ein außergewöhnliches Baugebiet. Hoch über dem Altort gelegen, bieten die etwa 30 Bauplätze eine weite Fernsicht, nicht nur über den Ort, sondern bis nach Würzburg, den Heuchelhof und die Frankenwarte.
Um so auffallender ist die Baulücke, die zwischen dem seit Jahren weitgehend bebauten ersten Bauabschnitt und dem Altort klaffte. Während auf den ehemals gemeindeeigenen Baugrundstücken des ersten Abschnitts seit Jahren kaum noch ein Bauplatz frei ist, befinden sich die Grundstücke des Abschnitts weiterhin in privater Hand. Dies ist nun vorbei: Mit zehn Jahren Verzögerung arbeiten jetzt die Bagger. Mit einem gemeinsamen Spatenstich haben die Beteiligten den Beginn der Bauarbeiten offiziell gestartet.
Erhebliche Wertsteigerung
Trotz reger Gespräche und Verhandlungen, die sich über die Amtszeit von drei Bürgermeistern erstreckten, mehrfacher Befassung des Gemeinderats und Bauausschusses war es den Grundstückseigentümern und der Gemeinde nicht gelungen, sich auf die Modalitäten für die Erschließung zu einigen. Bewegung in die fest gefahrene Lage kam kurz nach der Wahl Michael Freudenbergers zum Bürgermeister. Damals frisch gewählte und "unverbraucht" sei es ihm doch noch gelungen, die Eigentümer von den Vorteilen einer Erschließung zu überzeugen, erklärte er. Für die Erschließung müssen sie finanziell aufkommen. Einigen sei es jedoch nicht so leicht gefallen, die Kosten zu stemmen. Mit der Umwidmung zum erschlossenen Bauplatz erfolge eine erhebliche Wertsteigerung. Auf dem Markt werden derzeit in der Würzburger Stadtumlandgemeinde für einen Bauplatz auf der Platte um die 450 Euro pro Quadratmeter gehandelt.
Für Freudenberger ist der Beginn der Erschließung ein wichtiger Schritt für die weitere Entwicklung des Orts. Er freue sich über die Möglichkeiten, neuen Platz für junge Familien zu schaffen. Und: "Wollen wir nun auch hoffen, dass sich der Bauabschnitt nun auch tatsächlich mit Leben erfüllt und nicht tot bleibt". Anders als beim ehemals gemeindeeigenen Privateigentümer sind nicht dazu verpflichtet, zeitnah ihre Grundstücke zu bebauen. Wie es allerdings mit dem ebenfalls schon im Bebauungsplatz vorgesehenen, am westlichen Rand anschließenden dritten Bauabschnitt weitergeht, ist auch für ihn offen. Hier wolle man erstmal die weitere Entwicklung des Marktes abwarten. Zudem könnte bei weiteren Bauplätzen eine Ertüchtigung der Infrastruktur nötig werden und vor allem auch ein Ausbau der Einrichtungen für die Kinderbetreuung.
Sechs Unterschriften hatten einst gefehlt
Der Bebauungsplan Platte stammt von 2011 aus der Amtszeit Ernst Joßbergers, unter seiner Nachfolgerin Klara Schömig wurde – auf Antrag der SPD-Ratsfraktion – schließlich ab 2021 ein amtliches Umlegungsverfahren mit dem Ziel, bebaubare Grundstücke zu schaffen, durchgeführt. Für ein freiwilliges Verfahren hatten sechs Unterschriften gefehlt. Der schon beauftragte private Erschließungsträger habe daher keine Möglichkeit gesehen, mit der Erschließung zu beginnen, erklärte der Bürgermeister. Einige der Eigentümer sahen dagegen die Gemeinde in der Pflicht, die Erschließung durchzuführen, wie es in vielen Gemeinde bis vor einigen Jahren auch üblich war. Davon sind jedoch die meisten Kommunen abgerückt. Zu hoch der Aufwand, zu aufwendig die Abrechnung der Kosten.
Für zusätzlichen Druck hatte zudem ein Hinweis des Würzburger Vermessungsamts gesorgt. Mit dem schon 2011 aufgestellten Bebauungsplan sah die Behörde eine Erschließungspflicht für die Gemeinde gegeben. Zudem seien im Falle eines ungenutzten Bebauungsplans Schwierigkeiten für eine Ausweisung weiterer Baugebiete zu erwarteten.