Eigentlich haben Studenten ja selbst genügend Probleme, eine Wohnung oder ein WG-Zimmer zu finden. Kurz vor dem Semesterbeginn wächst die Wohnungsnot, die Nachfrage ist größer als das Angebot auf dem Mietmarkt. 14 Studenten der Fachhochschule Würzburg-Schweinfurt, alle angehende Sozialarbeiter, kümmerten sich jetzt nicht nur um die eigene Wohnung. Sie engagierten sich als Wohnungslotsen für Asylsuchende.
Über den Zeitraum von zwei Semestern engagierten sich die Studierenden der Fakultät Angewandte Sozialwissenschaften im Kooperationsprojekt „Mov'in – Wohnungen für Flüchtlinge und auszugsberechtigte Asylbewerber“ der Caritas. In sieben sogenannten Tandems mit je zwei Studierenden, angeleitet von den Professoren Ralf Roßkopf und Theresia Wintergerst, konnten sie bislang fünf „Klienten“ beziehungsweise Familien vermitteln auf dem unterfränkischen Wohnungsmarkt.
Weit über den Studienplan hinaus setzten sich die Studenten ein, so schilderten es Nicole Wespa, Peter Moritz, Johanna Aigner und Katja Köder: In Gesprächen mit den Auszugsberechtigten der Gemeinschaftsunterkunft (GU) wollten sie die individuellen Bedürfnisse kennenlernen um den Flüchtlingen dann bei der Wohnungssuche individuell helfen zu können. Es gebe schließlich nicht „den“ Berechtigten, nicht „den“ Vermieter, nicht „die“ Wohnung, berichten die Wohnungslotsen.
Jede Suche gestalte sich unterschiedlich: Unter den Wohnungssuchenden seien beispielsweise eine russische Familie, eine alleinerziehende Mutter aus Somalia oder ein armenisches Ehepaar, das auszugsberechtigt ist, aber dessen Sohn nicht. Die Verständigung gestaltete sich je nach Herkunftsland verschieden – mal mit Händen und Füßen, radebrechend in deutscher, englischer, russischer Sprache oder über Dolmetscher.
Der Wohnungsmarkt in und um Würzburg ist angespannt, berichten die Studierenden. Zudem erschwert der festgelegte finanzielle Satz die Suche. Bei der Wohnungsbesichtigung mussten die Studenten beispielsweise erklären, was eine Nebenkostenpauschale ist oder was „Hausordnung“ bedeutet.
Wöchentlich trafen sie sich in der Gemeinschaftsunterkunft mit den Berechtigten. Und regelmäßig gab es eine beratende und juristisch begleitende Besprechung mit den beiden Professoren der Hochschule. Eine professionelle Haltung in der Netzwerktätigkeit mit der Caritas, den Flüchtlingen, der Stadt, den Ämtern und Vermietern einzunehmen, sei ebenso eine Herausforderung gewesen, wie Aspekte von Nähe und Distanz zur schwierigen Situationen der Klienten. Immer hieß das Ziel: durch den Auszug aus der Gemeinschaftsunterkunft in der Veitshöchheimer Straße in eine Wohnung oder ein Haus die Lage zu verbessern.
Das sei oft nur durch hohen persönlichen Einsatz und Unterstützung durch den eigenen Freundeskreis zu schaffen gewesen und ging weit über den reinen Abschluss eines Mietvertrages hinaus, schreibt die Fachhochschule in ihrem Pressebericht über das Projekt.
Neben der Wohnungssuche und dem Umzug gehörte die erste Nachbetreuung – der Erstkontakt zu Banken, Kindergarten, Lebensmittelgeschäften oder dem öffentlichen Nahverkehr. Es galt Vertrauen zu schaffen, Vorurteile abzubauen – und bei möglichen Vermietern als Fürsprecher für die neuen Mieter aufzutreten.
Wohnungsvermittler
Das Projekt „Mov’in“ ist ein bayerisches Projekt zur Unterstützung von Flüchtlingen und auszugsberechtigten Asylbewerbern bei ihrer Wohnungssuche. Es geht um Wohnungsvermittlung, Kontakt zu Vermietern, die Nachbetreuung nach dem Auszug aus der Gemeinschaftsunterkunft, Schulungen und Informationsveranstaltungen für Flüchtlinge mit praktischen Tipps, rechtlichen Informationen und lebenspraktischen Übungen.
Mehr Infos gibt es bei der Caritas: caritas-wuerzburg.de