Was war das für eine ausgelassene Stimmung am vergangenen Donnerstag im St. Josefs Stift in Eisingen. Der Andrang der Menschen war groß, die zu diesem traditionsreichen Termin in die Einrichtung für Menschen mit Behinderung kamen. Die umliegenden Parkplätze waren schon zu Beginn um zehn Uhr alle gefüllt, der Großraumparkplatz mit Shuttle-Service am Ortseingang von Eisingen platzte auch aus allen Nähten, je länger der Tag wurde. Doch die Eisinger Feuerwehr, die hier freiwillig als Parkraumanweiser tätig war, hatte alles im Griff und lenkte die vielen Fahrzeuge gut durch den Ort. Zu Fuß ging es dann meist hinauf auf den Berg, auf dem das Stift seit über 50 Jahren steht.
Am meisten freuten sich die Bewohnerinnen und Bewohner des Stifts über den Besuch. Sie hatten sich wochenlang auf diesen Tag vorbereitet, zusammen mit ihren Betreuerinnen, Heilerziehern, Heilerzieherinnen, Verwaltungsangestellten oder Werkstattanleiterinnen und allen anderen dort Beschäftigten. Das Programm war dementsprechend vielfältig, angefangen von einer Kunstausstellung in der Kirche mit Werken von Künstlern mit Behinderung über einen Ausschnitt aus dem diesjährigen Stück der Theaterwerkstatt mit dem Namen "Fabelhafter Main" bis hin zu musikalischen Beiträgen, unter anderem von der Eisinger Blaskapelle, den Schneesängern Uettingen oder der Roy Hanson & Band.
Der Renner in diesem Jahr war allerdings die Bimmelbahn, mit der man sich durch das ganze Gelände fahren lassen konnte. Hier merkte man erst einmal, wie weitläufig das St. Josefs Stift ist. An den verschiedenen Häusern waren überall Haltestellen eingerichtet, sodass man jederzeit zu- oder aussteigen konnte. Dieser Service wurde gerne genutzt und führte auch zum Motto des Festes: "Mit Volldampf durchs Stift". Ganz so schnell ging es zum Glück nicht, die Fahrt war mehr als gemütlich.
Nicht nur Eltern und Verwandte der Bewohner und Bewohnerinnen waren gekommen, seit Jahren ist das Stiftsfest auch ein beliebter Anlaufpunkt für Menschen aus der Umgebung. Sie lieben das unbeschwerte Zusammensein und ganz besonders die Offenheit und Herzlichkeit, die an diesem Tag herrschen sowie die große Tombola, die in jedem Jahr mit tollen Preisen winkt. Die Lose dafür sind meist schnell ausverkauft, aber der Spaß sei ja auch wichtiger, als der letztendliche Gewinn, sagte eine der Fachkräfte der Einsatzbereitschaft Waldbüttelbrunn des Bayerischen Roten Kreuzes, die an diesem Tag freiwillig Dienst taten.
Diese Freude sei in den letzten Jahren durch Corona etwas in den Hintergrund getreten, sagte Ernst A. Hestermann, Vorsitzender des St. Josefs Stift Vereins. Den Bewohnern sei förmlich anzumerken, dass dieses Stiftsfest eine Art Befreiung ist. Sie wären endlich wieder im Normalzustand angekommen, nach all den Einschränkungen durch die Corona-Pandemie. Das bestätigt auch Heilerzieherin Manuela Hegdam, die im Werkstattbereich arbeitet. Sie hatte neben der eigentlichen Arbeit zusammen mit ihren Mitarbeitenden kleine Kunstwerke geschaffen, die verkauft wurden.
Überall auf dem Stiftsgelände konnte man sich niederlassen, leckere Kleinigkeiten genießen, viele davon von den Bewohnern und Bewohnerinnen selbst gemacht oder auch die Flohmärkte durchforsten, die über das Gelände verteilt waren. Ausprobiert werden konnten auch die Veeh-Harfen, für deren Spiel das Stift im weiteren Umkreis bekannt ist. Karl Heeg erläuterte den Aufbau des Instruments und die Möglichkeiten, die damit für einen vielstimmigen Klang sorgen können.
Ein gelungener Tag, der hoffentlich im nächsten Jahr eine Fortführung findet, so der allgemeine Tenor.