Ein königliches Instrument sei sie, voller Pracht und Fülle, das sagt Klaus Linsenmeyer über die Orgel. Mit Tremolo in der Stimme zeichnet er dabei große Kreise in die Luft und schwärmt von dem Instrument wie von einer unfassbaren Erscheinung. Klaus Linsenmeyer ist ein Mann, der sein Hobby aus Teenagertagen zu seinem Lebensinhalt gemacht hat. Für seinen Einsatz rund um und im Namen der Musik hat Klaus Linsenmeyer nun das Bundesverdienstkreuz verliehen bekommen.
Wenn Hunde ihren Herrchen gleichen, dann gilt das auch für Instrumente und Musiker. Linsenmeyer ist präsent, trotz seiner 76 Jahre pfeift ihm sein energisches Temperament aus jeder Pore, die Stimme schwankt zwischen resoluter Überzeugung und durchaus rühriger Anteilnahme bei Erinnerungen an früher. Im Mai 1938 wurde Linsenmeyer in Ottmarshausen bei Augsburg geboren, im Internat in Neuburg an der Donau bekam er das erste Mal Musikunterricht. Da war er schon zwölf, ein „Spätzünder“ wie Linsenmeyer sagt, aber sein Wille war stark. „Ich wollte Klavier lernen“, erinnert er sich. Jeden Tag hat er „mindestens eine Stunde ehrgeizig geübt“, wie er sagt. Der Vater war Verkaufsleiter in einer Landmaschinenfabrik, die Familie musste oft umziehen.
Mit 14 Jahren bekam Linsenmeyer zum ersten Mal Orgelunterricht. Er war, wie er sagt, so beflügelt von diesem Instrument, dass er als Teenager Organist an der Stadtpfarrkirche wurde. „Gefoppt wurde ich nie von Mitschülern wegen der Musik“, sagt Linsenmeyer. Sie haben gesehen, dass es ihm ernst war mit der Orgel.
Seine ersten Orgelkonzerte gab Klaus Linsenmeyer mit 16 Jahren, Bach, Reger, Mozart und Hindemith gehörten zu seinem Repertoire. In München an der ehrwürdigen Musikhochschule studierte er Musik auf Lehramt. Seine erste Vollanstellung trat Klaus Linsenmeyer 1965 am Gymnasium in Marktbreit an. Seit 1973 lebt er mit seiner Frau im Hexenbruch in Höchberg.
Genau seit diesem Jahr ist Linsenmeyer auch schon Organist bei den Gottesdiensten an der Pfarrkirche St. Johannes in Stift Haug, von Mai bis Oktober jeden Jahres veranstaltet er dort die Konzertreihe.
Hauptberuflich war Linsenmeyer als Studiendirektor für Musik am Friedrich-König-Gymnasium in Würzburg tätig und hatte noch Lehraufträge am dortigen Konservatorium sowie an der Musikhochschule. In den 90er Jahren promovierte er über sein großes Vorbild Wilhelm Kempff, dem deutschen Musiker. Vor drei Jahren fing Linsenmeyer wieder an zu unterrichten, diesmal an der Ursulinenschule für einige Stunden in der Woche. Klaus Linsenmeyer hat auch die Marktbreiter Rathauskonzerte mitbegründet.
Über 60 Orgelaufnahmen für den Bayerischen Rundfunk machten Linsenmeyer in der Szene bekannt, er trat in vielen Konzerthallen rund um den Globus auf. Mit Benefizkonzerten unterstützt er die Ursulinen bei der Schulsanierung.
Traum vom Kölner Dom
Das Bundesverdienstkreuz hat Klaus Linsenmeyer offiziell für seinen „wertvollen Beitrag für die Region Mainfranken“ und für die Förderung der Musik bekommen. Sein Rezept für den Erfolg kann in Stein gehauen werden. Er sagt: „Am Ball bleiben, Ordnung und Zuverlässigkeit.“ Er beteuert, sich niemals ausgebrannt gefühlt zu haben. Er liebt einfach zu sehr das, was er tut und immer noch tun kann.
Einen Traum hat Klaus Linsenmeyer aber noch: Orgelspielen- und sei es nur für eine halbe Stunde - im mächtigen Kölner Dom. „Ich liebe die Gotik, das Dunkle“, schwärmt er, der mächtig Anpackende, und fügt wie beiläufig hinzu: „Ich muss mal bei Gelegenheit mit dem Bischof reden.“